Die Strecke von Uyuni nach Potosí, der Minenstadt schlechthin, geht wieder über Schotter. Gleich nach Uyuni fahren wir eine Anhöhe hoch, leider sieht man den Salzsee nicht gut, da man wie in einem Kanal die Strasse hochfahren muss.
Gleich nach der Anhöhe kommt auch schon eine Mine, die einen Kontrollposten hat. Dort werden wir kurz angehalten und befragt, wo wir den hin wollen. Gaby sagt ihm, dass wir nach Potosí wollen und schon geht die Schranke auf. Wahrscheinlich glauben diese Kontrolleure, dass wir in diesem nicht wirklich schönen Kaff bleiben wollen und ihnen die Ausbeute streitig machen wollen.
Die Stecke ist ein auf und ab, von Bergzügen wieder in die Talsohlen wo uns oft ein kleiner Fluss am Strassenrand begleitet. Richtige Dörfer sehen wir nur vier auf der ganzen Strecke, wovon zwei eben Minendörfer sind.
Leider müssen wir einen Strassenabschnitt wo es eine kleine Sanddüne über die Strasse hat durchfahren. Ich kriege die Überfahrt gerade so mit schlingern hin, Gaby legt sich leider kurz vor dem Ende hin. Zum Glück ist alles glimpflich abgegangen, Ihr tut zum Glück nur die Rippe vom letzten Sturz noch weh. Leider ist unsere neue Fixierung an den Koffern nicht die beste Lösung, wie wir es erhofft hatten. Weil der Koffer wieder von der Halterung abspringen wollte und wegen der Fixierung nicht konnte, ging halt das Schloss kaputt. Na ja es muss noch weiter getüftelt werden.
Nach den verschiedenen Anpassungen am Koffer ging es weiter durch Ebenen wo wir die meisten Lamas am grasen gesehen haben, fuhren durch kleine Canons um danach wieder hoch zu fahren um wieder eine Bergflanke ab zu fahren.
Kurz vor unserem Ziel Potosí sind wir wieder an einer Kontrollstelle angehalten worden. Dieses Mal mussten wir Weggeld bezahlen. Gaby und ich fluchten auf Deutsch, dass das Geld nicht Wert ist, weil ja Gaby bei dieser Sandverwehung gestürzt ist und sie uns ein neues Schloss schulden würden. Aber jetzt haben wir nur noch einen Aufstieg vor uns und der hatte es in sich.
Potosí liegt am Fusse des Minenbergs Cerro Rico. Die ganze Stadt ist einfach an den Hang gebaut. Es geht nur steil auf- oder abwärts. Natürlich hat es auch horizontale Strassen. Wir sind völlig frustriert, weil wir unser Hotel auch nach mehrmaligem Fragen nicht finden. Die Strassen haben hier keine Beschilderungen nach denen man sich orientieren könnte. Also fahre ich am Schluss meine Einkreistaktik. Da kommen wir an der Universität vorbei, wo sehr viele Studenten auf der Strasse am demonstrieren sind. Wir drücken uns an den kleinen Strassensperren vorbei und werden auch von den Polizisten freundlich vorbei gewinkt. Und endlich sind wir in der richtigen Strasse und keine 500 Meter weiter sehen wir unser Hostal. Meine Kupplung stinkt schon wieder mächtig. Sie ist einfach nicht für solche Stopp and Go’s am Berg gebaut. Gaby und ich steuern in den Innenhof hinein, der völlig mit Autos voll gestellt ist. Gaby geht fragen ob es ein Zimmer für uns hat und wie viel es kosten würde. Ja, es hat Platz und es ist günstig. Also nehmen wir es.
Potosí
Endlich angekommen, die nötigen Taschen abgesattelt, alles in das Zimmer im zweiten Stock getragen und die Motorräder zugedeckt, wollen wir uns in einem Restaurant das Abendessen gönnen. Doch leider schreiten die Demonstrationen aus. Die Dame an der Rezeption meint, es wäre besser hier zu bleiben, weil die Randalierer mit Sprengstoff hantieren würden. Also kauft Gaby beim Kiosk neben an Wasser, Chips und Schokoladenriegel als Znacht ein. Zum Glück haben wir einen Fernseher mit vielen Kanälen auf dem Zimmer und bringen so den ersten Abend in Potosí rum.
Stadtrundgang
Am nächsten Morgen ist die Knallerei der Nacht verstummt und wir machen uns auf den Weg das Zentrum der Stadt zu erkunden und ein Frühstück zu bekommen. An der Plaza haben sich schon viele Leute versammelt und viele tragen das gleiche T-Shirt. Wir glauben die Nachwehen der gestrigen Demonstration zu sehen. Das stört uns nicht weiter. Nach einem ausgiebigen Frühstück spazieren wir keuchend durch die Gassen. Man darf nicht vergessen das Potosí mit etwa 4200 müM. die höchste Stadt der Welt ist. Als wir wieder auf die Plaza zurückkommen haben sich noch mehr Leute versammelt die laut am singen sind. Da erfahren wir, dass REAL Potosí, der Fussballclub, die bolivianische Meisterschaft gewonnen hat und wir mitten in die Meisterfeier geraten sind. Gaby und ich schauen noch eine Weile dem Treiben auf dem Platz zu. Danach wollen wir ein Ticket für eine Mienentour buchen. Diese Tour bekommen wir auch für den nächsten Morgen, genau so wie wir es und geplant haben. Den Nachmittag verbringen wir in einem Internetcafe und der Abend wird endlich mit dem gestern verpassten Abendessen belohnt.
Minentour
Wieder einmal müssen wir für eine Tour früh aus den Federn, um noch vorher ein Frühstück zu bekommen. Dieses wird lieblos gleich neben der Touragentur serviert. Als wir unser Frühstück runtergedrückt haben, gehen wir zur Agentur und müssen noch einwenig warten, bis alle Touris da sind.
Nun, als sich alle eingefunden haben spazieren wir zum Bus, der uns zuerst zu einer Umkleide bringt. Dort bekommen wir herzige Überzüge und Gummistiefel. Nach einer kleinen Fahrt werden wir bei der Einkaufsstrasse der Mineure ausführlich über die Gegenstände die in den Läden zu erstehen sind aufgeklärt. Hier wird auch extrem unkonventionell Dynamit mit Sprengkraftverstärker verkauft. Es gab mal eine sehr kurze Zeit lang strenge Auflagen über das Kaufen von Dynamit, aber das war allen zu kompliziert und nach einigen Wochen war der alte Status wieder hergestellt. Jeder, auch noch so jung, kann hier das Dynamit kaufen. Wir Touris werden aufgefordert kleine Geschenke für die Mineure zu kaufen. Wasser, Coca und eine Stange Dynamit wird von unserer Gruppe gekauft.
Zuerst werden uns die Orte gezeigt, wo das Erz, das abgebaut worden ist, verarbeitet wird. Zuerst werden die Steinerze gemahlen, um danach die Edelmetalle in einem Bad mit Chemikalien zu binden und abzuschöpfen. Die Schlacken mit den Metallen werden danach getrocknet und in Säcke abgepackt die jetzt in alle Welt verkauft werden können.
In Potosí selber werden keine reinen Edelmetalle gewonnen, dass wird in Europa, Asien oder Nordamerika gemacht.
Nun werden wir endlich zu einer von den hunderten von Minen am Berg Cerro Rico gefahren. Dort bekommen wir eine kleine Einführung wie wir uns zu verhalten haben und die, die nicht weiter rein wollen sollen sich einfach melden, sie würden dann sofort rausgeführt. Der Stollen ist am Anfang mannshoch, doch schon nach etwa 100m muss man als 1.80 Mensch den Kopf schon mächtig einziehen. Später muss man gebückt gehen, dass ist mit der ziemlich schlechten Luft und der Höhe von jetzt etwa 4300m schon anstrengend.
Wir werden zuerst in ein Museum mit alten Werkzeugen, Ausrüstung der Bergleute und dem Bergdämon geführt. Dort lernen wir, dass dem Bergdämon etwas zurückgegeben werden muss, weil er ihnen das Erz überlässt und keine Unfälle heraufbeschwört hat. Dies wir immer am Freitag gemacht. Dabei wird ihm einwenig und sich selber viel vom 98%gen trinkbaren Alkohol gegeben, das aber wie Feuer in der Kehle brennt.
Gaby genügt dieser Ausflug, sie lässt sich hinaus führen, weil es ihr unwohl ist. Ich gehe mit der Gruppe weiter. Wenn ich aber gewusst hätte, wie stickig und heiss es noch werden würde, hätte ich wahrscheinlich auch schon genug gehabt. Aber ich gehe weiter in die dunkle Hölle der Arbeiter. Die Mineure haben eine sehr schlechte Luft. Sie ist extrem staubig und die Hitze im Stollen wir immer extremer. Die Wagen, mit etwa einer Tonne Erz gefüllt, werden von Hand gezogen. Bei diesen Bedingungen einfach unmenschlich . Unsere Gruppe steigt bei einer Seitenstelle weiter in das Tunnellabyrinth ab. Wir müssen jetzt auf allen Vieren kriechen. Ich habe Glück, da ich gleich hinter dem Guide krieche, so habe ich nicht so viel Staub in der Nase, im Gegensatz zu den anderen beiden Touris. Irgendwo in einem Stollen der gerade zum Sitzen reicht machen wir eine lange Pause. Der Guide erzählt uns die Geschichte des Berges, wie die Urbevölkerung versklavt wurde und in den Minen bis zu ihrem Tod an Hunger oder Krankheit gelitten haben. Als wir Touris wieder genug Luft haben, steigen wir hinunter wo die einen Arbeiter den gefüllten Wagen hin schieben und andere das Gestein mit dem Erz in grosse Gummitaschen füllen und mit einem Seilzug heraus ziehen. Dort geben wir einen Teil der Geschenke ab, die auch dankend von den Arbeitern entgegen genommen werden. Als ein gefüllter Wagen gebracht und geleert wird, können wir mal mit anpacken, das Erz in die Gummitaschen zu schaufeln. Zum Glück müssen wir das nicht den ganzen Tag machen. Die Schaufelarbeit wird auch den älteren Herren überlassen.
Unser Guide tritt den Rückweg mit uns an, was ich persönlich gut finde. Ich habe Mühe genügend Luft durch mein Tuch vor dem Mund zu filtern. Nur das Herumgehen ist mir schon zu anstrengend. Der Aufstieg führt uns ein Stück eines Seilschachts hoch, um wieder in den Kriechtunnel zu kommen. Dieses Mal habe ich Pech, ich bin der hinterste Touri und muss nun den Staub der Vorgehenden fressen. Im Hauptstollen wieder angelangt bin ich froh wieder eine kleine frische Brise Luft zu atmen. Obwohl wir den ganzen Weg Coca-Blätter gekaut hatten, empfand ich die Luftmenge einfach als zu knapp.
Draussen angekommen bin ich froh wieder tief einatmen zu können. Gaby findet, dass ich extrem staubig bin und einen schmutzigen Mund habe. Das kommt nur vom Coca kauen.
Die Stange Dynamit, die die anderen beiden Touris gekauft haben, wird als Demonstration vor unseren Augen draussen gezündet. Der Guide präpariet das Dynamit und den den Sprengkraftversärker speziel. Als er die Lunte gezündet hat, macht er noch ein paar Faxen, gibt uns noch das Päckchen für Fotos. Wir haben etwa eine Minute Zeit, danach kommt es zur Detonation. Ein zweiter Guide läuft nun mit der Sprengladung ein Stück weg und legt sie einfach ab. Ich sage noch zu Gaby, du musst einfach den Finger auf dem Auslöser haben, dann klappt es mit dem Foto wie von alleine. Und tatsächlich, als das Dynamit explodiert, erschrickt Gaby so fest, dass sie den Auslöser betätigt hat.
Im Dorf wieder zurück, geniessen Gaby und ich das Mittagessen und sinnieren über die Arbeitsbedingungen dieser Mineure nach.
Am drauf folgenden Tag wollen wir weiter nach Sucre ziehen. Uns hält nichts mehr in dieser Stadt, die im 16ten Jahrhundert grösser als London oder Paris war.
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