Samstag, 30. Juni 2007

Rurrenabaque

Schon um 5:00 Uhr in der Früh holt uns vier ein Taxi ab und fährt uns zum Flughafen, wo wir mit einer Stunde Verspätung in einem 40-plätzigen Flugzeug von La Paz in Richtung Norden nach Rurrenabaque verlassen. Es ist doch recht ungewohnt, wenn man auf einer Höhe von 4'000 MüM. erst startet und dann nochmals 1000 Höhenmeter gewinnt, andern Orts ist das bereits eine stattliche Flughöhe!

Der knapp einstündige Flug ist sehr ruhig und bietet wunderschöne Aussichten. Beim Überflug von La Paz ist es fantastisch von oben den Kessel in der die Stadt liegt zu sehen. Bei klarstem Wetter kann den Altiplano in Richtung Titikakasee sehr gut sehen, danach erkennt man sehr gut wie der Altiplano bei den Yungas in steilem bewaldetem Hange abfällt. Sogar die bekannte alte Todesstrasse, die in das Tiefland führt, lässt sich sogar erkennen. Gleichzeit sieht man am Horizont rings herum hohe Berge die mit Schnee bedeckt sind.

Nach 50 Minuten landen wir auf der Graspiste in Rurrenabaque und werden von Carmen, einer Vertreterin der Inca Land Tours wo wir gebucht haben, in Empfang genommen. Sie fährt uns ins Städtchen Rurrenabaque ins Büro und informiert uns über den Ablauf der Tour die Morgen beginnt. Danach spatzieren wir zu unserer Unterkunft, einem kleinen Haus, das einem vom Harly-Club die Martin und Katja kennen, gehört. Wir dürfen da übernachten und sind darüber sehr froh.

Unterwegs im Dorf

Erst ruhen wir uns ein Weilchen aus und gehen danach das Städtchen ansehen. Auf der Veranda eines kleinen einheimischen Restaurants geniessen wir unser Mittagessen.

Es hat einen Aussichtspunkt auf einem Hügel, der eine tolle Aussicht über ganz Rurre und Umgebung bietet, aber diesen Blick müssen wir uns hart verdienen. Es geht extrem steil bergauf, wir sind zwar nicht mehr auf vielen tausend Metern über Meer, aber es schlaucht uns trotzdem sehr. Die Qualen haben sich aber sehr gelohnt, man sieht wirklich über ganz Rurre und über das Beni-Flussdelta. Wir geniessen diesen Anblick in aller Ruhe und steigen danach gemütlich den Berg runter, um in einer kleinen Beiz eine Erfrischung zu geniessen.

Die Pampa-Tour

Mit dem Jeep werden wir in einer ca. 3-stüdigen Holperpartie nach Santa Rosa im Osten von Rurre chauffiert. Wir sind nur unserer vier und haben so gut Platz im Landcruiser. Nach einem einfachen Mittagessen in Santa Rosa werden wir zum Anlegesteg der Einbaumboote gefahren, dort erwartet uns schon unser Guide, Bryan. Zusammen mit einer Familie aus La Paz steigen wir ins Boot, sie haben für uns extra Klappstühle aufgestellt, was die Balance des Bootes nicht besser macht, sobald aber alle still sitzen sind die Stühle doch sehr bequem. Die motorisierte Fahrt geht flussaufwärts, schön langsam, so dass wir in Ruhe all die vielen Tiere betrachten können.

Am Ufer liegen unzählige Alligatoren und Kaimane die, sobald wir nahe genug sind, lautlos ins braun-trübe Wasser gleiten, um sogleich unter zu tauchen. Es ist faszinierend, noch nie haben wir diese Tiere in freier Wildbahn gesehen! Mitten unter den Reptilien, liegen Wasserschweine genüsslich in der Sonne am Ufer. Plötzlich Geschrei und Geraschel im grünen Gebüsch am Ufer, es sind ein riesiges Rudel kleiner Affen, so süss. Es ist diese Rasse wie der Herr Nilson, der von der Pippi Langstrumpf. Sie sind sehr neugierig und kommen ganz nahe ans Boot heran, ein Paradies für Fotografen. Weiter flussaufwärts sehen wir rosarote Rücken, nur ganz kurz auftauchen. Das sind Flussdelfine, so genial, diese schon am ersten Tag und wir dachten die seien sehr selten hier. Es ist eine Gruppe von vier bis fünf Tieren, es ist schwierig sie zu zählen, denn das Wasser ist richtig braun. Ein weiteres Boot mit Touristen nähert sich uns und drei der Leute springen zu den Delfinen ins Wasser. Und die Alligatoren und Kaimane, fragt man sich da? Scheinbar sind die rosa Flussdelfine extrem territorial veranlagt und so getrauen sich die Reptilien nicht in ihre Nähe, also sind auch die Schwimmer sicher.

Auf unserem weiteren Weg zur Lodge, wo wir zwei Nächte verbringen werden, sehen und hören wir unzählige Vogelarten. Hier nur einige Beispiele: weisse und graue Reiher, Kormorane, grosse Eisvögel und unzählige mehr deren Namen ich leider nicht kenne. Auf abgestorbenen Ästen oder Wurzeln sitzen in Reih und Glied Wasserschildkröten die auch die Wärme der Sonne geniessen.

Wir kommen in der Lodge an, die aus einigen Hütten auf Stelzen besteht. Dort beziehen sogleich alle ihre Schlafstätten, die für die nächsten beiden Nächte. Es ist eine Hütte in der zehn Betten mit Moskitonetzen ausgerüstet stehen.

Die nette Köchin und unser Guide servieren Tee, Kaffe und Kekse. Während wir den Snack geniessen erklärt uns Bryan das Programm der nächsten Tage.

Gleich anschliessend fahren wir, gut mit Mückenschutzmittel eingerieben, mit dem Boot ein Stück weiter flussaufwärts zur “Sunset Bar“, wo wir eine tolle Aussicht auf die untergehende Sonne erleben werden, danach gibt es Nachtessen hier in der Lodge. Der Sonnenuntergang ist spektakulär, wir hätten nicht geahnt, dass wir vom Hochstand aus einen weiten Blick über eine solch weite Ebene haben können und die Sonne färbt den Himmel erst feuerrot und danach violett.

Zurück im Camp geniessen wir ein einfaches aber feines Nachtessen und schon bald danach heisst es schlafen gehen, denn der Stromgenerator wird pünktlich um neun ausgeschaltet.

Sonnenaufgang in der Pampa

Bereits um 5:00 Uhr früh weckt uns Bryan und fährt unser Boot ohne Motor ein Stück flussabwärts, währenddessen können wir dem Gebrüll der Brüllaffen und dem Gezwitscher der erwachenden Vögel lauschen. An einem Uferplatz wo wir steil hoch klettern, um auf eine weite gras bewachsene Ebene zu gelangen, wird unser Boot parkiert. Das ist ein toller Platz um die aufgehende Sonne zu beobachten.

Nach diesem Erlebnis geniessen wir ein vielfältiges leckeres Frühstück in der Lodge.

Auf Anaconda-Suche

Mit Gummistiefeln, Mücken- und Sonnenschutzmittel ausgerüstet fahren wir flussaufwärts und gehen dann zu Fuss über eine grosse Wiese. Bald schon wird es nass und schlammig und hier beginnen wir nach Schlangen Ausschau zu halten. Schon nach kurzer Zeit bringt unser Guide eine gut zwei Meter lange Cobra zu uns. Wir dürfen sie anschauen, Fotos machen und wer mag kann sie auch anfassen. Wir vier begnügen uns mit anschauen, wir finden, man sollte diese Tiere in der Natur lassen und nicht wie Trophäen rumreichen.

Danach waten wir weiter und das Wasser wird noch etwas tiefer, aber die Gummistiefel tun ihren Dienst. Ein Führer einer anderen Gruppe findet eine Anaconda von etwa 2.5m Länge und bringt sie näher zu uns. Wir freuen uns als er sie los lässt und wir sie nur beobachten können, wie sie sich ins kühle Nass zurückzieht.

Ein Erlebnis ist es schon, diese Tiere in ihrer Heimat zu sehen. Wir gehen zurück zum Boot und fahren zur Lodge wo schon das Mittagessen auf uns wartet.

Nach dem Essen ist Siesta-Time, wir dürfen uns in den Hängematten etwas ausruhen, bevor wir, mit Badehosen ausgerüstet, aufbrechen um mit den Flussdelfinen zu schwimmen. Schon nach kurzer Fahrzeit flussabwärts treffen wir auf einige Exemplare und schon springen zwei aus unserer Gruppe ins trübe Nass. Die Delfine sind nicht so neugierig und kommen auch nicht nahe zu den Schwimmern heran. Aus dem Boot sieht man die Tiere eigentlich viel besser wenn sie den mal kurz auftauchen um Luft zu holen. Wir geniessen dieses Zusammentreffen in vollen Zügen.

Kurz vor Sonnenuntergang geht’s zur Lodge zurück und schon bald ist das Nachtessen fertig.

Den letzten Abend der Tour lassen wir am Lagerfeuer ausklingen und erzählen uns Witze und Geschichten von zu Hause.

Wieder schlafen wir wie Babys in dieser wunderbaren nächtlichen Geräuschkulisse.

Pirañafischen

Am nächsten Morgen können wir richtig ausschlafen und dann gemütlich frühstücken.

Danach geht’s auf Piraña-Fang, jeder von uns erhält einen Silchfaden mit Hacken dran, der auf ein Holzstück aufgewickelt ist. Bryan fährt uns zu einer Stelle am Ufer wo wir auch gleich die Köder, Kuhfleischstücke, auswerfen. Wir müssen nur einige Sekunden warten und schon zupft und zieht es an unseren Angeln. Es hat unheimlich viel Pirañas hier, cool wir geben uns alle Mühe einen raus zu ziehen und tatsächlich hole ich und danach einer nach dem anderen ein Exemplar ins Boot. Einige behalten ihren Fang fürs Mittagessen andere werfen die Tiere wieder ins Wasser zurück. Es ist faszinierend, dem Gewusel nahe der Wasseroberfläche zuzusehen.

Nachdem wir an mehreren verschiedenen Angelplätzen unsere Angeln ausgeworfen haben und zwei verschiedene Arten Pirañas und zwei andere Fischarten an Land gezogen haben, machen wir uns auf den Rückweg. Es wird uns noch ein Mittagessen serviert und dann heisst es auch schon zurück nach Santa Rosa und rein in den Jeep, der uns in einer dreistündigen Holperfahrt wieder zurück nach Rurre bringt.

Zurück in Rurre geniessen wir in einem Restaurant ein kühles Getränk und das Abendessen.

Am nächsten Morgen schlafen wir aus, spatzieren nochmals im Ort herum und genehmigen uns ein ausgiebiges Frühstück. Unser Rückflug geht erst am späten Nachmittag und so bleibt noch genügend Zeit etwas auszuruhen und in einem kleinen Café Kuchen und Fruchtsaft zu kosten.

Unser Rückflug ist ganz angenehm und eine Stunde später sind wir schon wieder in La Paz am Flughafen. Ein Taxi bringt uns zurück ins Oberland, wo wir noch ein feines Abendessen geniessen.

Zurück in La Paz

Guido und ich bleiben noch zwei Tage in La Paz. Dort besuchen wir das Coca-Museum, das einem sehr informativ die Geschichte des Coca-Blattes näher bringt. Dann heisst es packen und am nächsten Morgen, nach einem Frühstück mit Katja und Martin, heisst es Abschied nehmen von den beiden. Sie bleiben noch ein Weilchen in Bolivien. Guido und ich machen uns auf die Fahrt nach Puno in Peru.

Samstag, 23. Juni 2007

La Paz

Am ersten Morgen in La Paz schlafen wir mal tüchtig aus und frühstücken dann in Ruhe mit Katja und Martin. Es gibt so viel zu erzählen, denn wir haben uns vor drei Monaten in Argentinien das letzte Mal gesehen. Wir planen zusammen eine Pampa-Tour im Norden des Landes zu machen, dort ist ein Teil des Amazonas. Zuerst muss aber Katja wieder einigermassen fit werden, sie musste vor wenigen Tagen eine Metallplatte ans Schlüsselbein anschrauben lassen. Da ihr Bruch, den sie vor Monaten geheilt glaubte, nicht zusammengewachsen war.

Wir fahren öfters mal in die Stadt, dafür nehmen wir sehr gerne den Bus oder einen Collectivo (Sammeltaxi), dass ist viel stressfreier als mit den Motos.

La Paz empfinden wir als sehr schmutzig und durch das ständige Gehupe der nervösen Verkehrsteilnehmer auch sehr laut.

Auf dem Markt

Mit Martin streifen wir durch unzählige Seitengassen und besorgen einige Ersatzteile für Martin und uns.

Auf dem Markt vor der grossen zentral gelegenen Kirche San Francisco ist es interessant, da kann man über kosmetische Artikel, Gemüse, Brot und Heilmittelchen aller Art einfach alles kaufen. Es gibt hier auch Raubkopien von den neusten Filmen auf DVD, da schlagen wir doch gleich zu, bei solch billigen Preisen.

San Juan Feiertag

Am 23. Juni feiert man in Bolivien das Fest des San Juan. Wir verbringen den Abend zusammen mit unseren schweizer Freunden und Marion und Walter, einem deutschen Pärchen die mit einem Expeditionsmobil unterwegs sind, hier im Oberland. Es gibt typische einfache bolivianische Küche zum selber schöpfen, dass wir sehr geniessen. Traditionell wird auch viel Feuerwerk gezündet und rundherum an den Hängen sieht man Feuer brennen, obwohl Feuer anzünden in diesen Tagen verboten ist.

Einige einheimische Freunde von Katja und Martin, Mitglieder des hiesigen Harley-Clubs, gesellen sich spät am Abend noch zu uns ans Lagerfeuer und zusammen singen und musizieren wir bis in den frühen Morgen hinein.

Abendessen in der Zona Sur

Oft essen wir im hoteleigenen Restaurant und lassen uns mit Schweizer und bolivianischer Küche verwöhnen. An einem Abend fahren wir in die Zona Sur, eines der reichsten Quartiere von La Paz und essen im deutschen Restaurant “Reineke Fuchs“ zu Abend und geniessen dazu ein deutsches Bier.

Buchen unserer Pampatour

Als Katja sich wieder fit für die Pamptour fühlte, fahren Guido, Katja und ich in die Stadt und buchen unsere Pampa-Tour während Martin an seinem Motorrad die letzten Reparaturen erledigt. Und schon zwei Tage drauf geht’s ab in die Wärme……

Freitag, 22. Juni 2007

Von Sucre nach La Paz

Früh am Morgen, nach einem kleinen Frühstück, machen wir uns auf den Weg in Richtung Oruro, unserem heutigen Tagesziel. Wir ziehen es im Moment vor auf asphaltierten Strassen zu fahren, weil meine Rippe und ich selber noch nicht für Schotter bereit sind und fahren deshalb zurück nach Potosí. Dort tanken wir die Motos voll und dann geht’s weiter in Richtung Oruro.

Die Gegend ist angenehm friedlich zu befahren, da es sehr wenig Verkehr hat. Das Wetter ist schön sonnig und warm. Klar, auf dem Altiplano ist man immer froh wenn die Sonne scheint, denn sonst kühlt es empfindlich stark ab.

Die Gegend zwischen Potosí und Oruro ist relativ schwach besiedelt im Vergleich zur Strecke von Potosí nach Sucre. Immer wieder sieht man kleinste Siedlungen oder auch nur einzelne Hütten im Hochland stehen. Es hat sehr viele Schafe und auch ab und zu wieder mal Lamas und Alpakas, die am eher dürren Grasbüscheln kauen.

Wir passieren öfters Zahlstellen für die Strassen und Guido bezahlt immer brav das verlangte oder zeigt die Quittungen von den bereits bezahlten Teilstrecken.

Strassenblockaden

Plötzlich liegen mitten auf der Strasse Menschen zwischen Steinblöcken, erst denken wir an einen Unfall, aber schliesslich merken wir, dass es sich um eine Strassenblockade handelt. Der Protest um die Universitäten im Land geht scheinbar noch weiter.

Na prima, das kann ja heiter werden…… Wir entschliessen uns zwischen den Menschen und Steinen unsere Maschinen hindurch zu manövrieren und dies gelingt uns auch. Die Demonstranten freuen sich nicht besonders, dass wir einfach durch ihre Sperren hindurchfahren und diese ignorieren. Ein Mann will uns eine leere Flasche nachwerfen, aber er entscheidet sich aber anders und lässt uns in Ruhe weiter ziehen. Die vielen Lastwagen und Busse mit den Leuten drin, die an der Strassenblockade anhalten und warten müssen, gucken uns sehnsüchtig nach, als wir davonfahren.

An der nächsten Zahlstelle erkundigen wir uns, ob wir noch mehr Blockaden zu erwarten hätten. Der Mann meint „ja, in Oruro hat es noch mehr aber wir würden mit unseren Motos schon durchkommen, kein Problem“. Na dann, lassen wir uns überraschen.

An einer Tanke kurz vor der Stadt Oruro füllen wir nochmals unsere Motos voll und wollen dann zum Hostal fahren, wo wir übernachten möchten.

Weitere Blockaden in Oruro

Am Ortseingang hat es wiederum Barrikade, aber diesmal aus Autos, die in die Strasse keuz und quer gestellt sind. Es ist äusserst schwierig sich mit solch grossen und schwer beladenen Motorrädern da durch zu drücken, aber die erste Blockade schaffen wir ohne Probleme. Es hat unzählige Menschen auf der Strasse, dass ein passieren der Hauptstrasse auch nicht leichter macht, doch die Menschen geben uns immer wieder Tipps wo wir am besten durchfahren können.

Wir fühlen uns hier in Oruro nicht wohl. Es ist erst früher Nachmittag und so entscheiden wir uns kurzerhand direkt nach La Paz zu fahren. Es liegen noch einige Blockaden um Oruro vor uns, die wir aber mit Hilfe von Tipps der netten Einheimischen und mit viel Manövergeschick umfahren können. Endlich sind wir wieder auf freier Strasse in Richtung La Paz.

Es liegen noch ca. 3 Stunden Fahrt vor uns, die wir gemütlich in Kauf nehmen, denn wir beide fühlen uns noch sehr fit. Die Strecke hier ist aber stark mit Lastern und Bussen befahren. Das heisst hier, dass alle wie Kamikazes ein langsameres Fahrzeug überholen wollen. Das braucht nerven von Guido, da er dies nicht verstehen kann, dass hier kleine schwache Busse, grosse stärkere Geländewagen an den unmöglichsten Orten überholen wollen. Aber wenn man sich aus dem Strassenkrieg raushält, geht es ohne Probleme.

Endlich in La Paz

So gegen 17:30 Uhr kommen wir in El Alto an, welches ein Vorort von La Paz ist. Es ist ein toller Anblick von hier oben sieht man in einen riesigen Kessel, der über und über an den Hängen mit Häusern verbaut ist. Das ist La Paz Downtown. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Stadtkern. Der Weg führt uns leider genau mitten durch den Abendverkehr.

Dieser Fahrstil den die scheinbar tausenden von Autos, Lastwagen und Motorroller an den Tag legen, passt uns gar nicht, es ist Stress pur! Guido fährt zielsicher in Richtung Zona Sur, wo wir dann nach fast einer Stunde durch dieses Gewühl, nach Mallasa abbiegen können. Endlich in Mallasa angekommen, einem Aussenquartier von La Paz, treffen wir im Hotel Oberland ein, das übrigens von einem schweizer geführt wird.

Wir haben hier im Hotel Oberland mit Katja und Martin, unseren Motorradfreunden, die wir in Chile kennen gelernt haben, abgemacht.

Kaum auf dem Parkplatz vom Oberland, angelangt, kommt auch schon Martin um die Ecke und begrüsst uns herzlich. Wir halten einen kleinen Schwatz, um danach alles was wir brauchen im Hotelzimmer zu verstauen.

Bei einem feinen schweizer Nachtessen und nettem Geplauder mit Katja und Martin vergessen wir die stressige Anfahrt schnell.

Samstag, 16. Juni 2007

Sucre

Wir fahren von Potosí ca. 6 Stunden auf einer gut asphaltierten Strasse, die uns durch und vorbei an mehreren kleinen Örtchen führt. Es ist erstaunlich wie die Gegend hier auch zwischen den Dörfchen besiedelt ist. Wir fragen uns, wie hier die Versorgung mit Lebensmitteln funktioniert und denken, dass vieles über Selbstversorgung passiert und die Menschen sich durch Handeln selber versorgen müssen. Die Gegend ist wenig grün, da wir immer noch auf Höhen über 2'000 müM sind. Es ist recht hügelig und die braun-rote Erde säumt die Strasse. Man merkt sofort an den zunehmenden grünen Farben der Gewächse, dass wir auf tiefer gelegene Höhen kommen. Es gibt wieder Bäume, nicht nur Sträucher und natürlich sieht man wie überall viele Lamas, Schafe und auch einige Vicuñas.

Nach dieser friedlichen Fahrt, bei strahlendem schönen Wetter und stahlblauem Himmel, erreichen wir Sucre. Schon bei der Durchfahrt des Städtchens, auf der Suche nach einer Bleibe, nehmen wir erfreut zur Kenntnis, dass dieser Ort ein angenehmes Flair ausstrahlt.

Wir geniessen es in vollen Zügen, wiedermal, ein grosses Zimmer mit Bad zu haben und richten uns im Hostal Los Pinos gleich häuslich ein.

Spitalbesuch

Da Gaby’s Rippen immer noch sehr schmerzen, gehen wir kurz im Spital Santa Barbara vorbei und lassen eine Diagnose stellen. Die Rippen sind gemäss Arzt und Röntgenbild nur gestaucht und zum Glück nicht gebrochen. Ein paar Tage einen kleineren Gang einlegen, dazu noch entzündungshemmende Medis schlucken und schon bald sei alles ausgestanden, dass meint der nette Arzt in der Notfallaufnahme.

Sucre ist genau der richtige Ort um einwenig Pause zu machen. Das Städtchen und unsere Unterkunft gefallen uns sehr gut.

Tarabuco

Am Sonntagmorgen stehen wir früh auf, denn es ist Markttag im 63km entfernten Dörfchen Tarabuco und dies soll einer der schönsten Märkte Boliviens sein.

Bis zum Platz oben auf dem Hügel, wo alle Busse nach Tarabuco wegfahren, nehmen wir ein Taxi. Um halb acht sitzen wir bereits in einem grossen alten Bus, der sich immer mehr mit Einheimischen Leuten füllt. Gegen acht Uhr hat dann niemand mehr Platz und alle Utensilien die die Leute mitnehmen sind mehr oder weniger sicher auf dem Dach des Vehikels verstaut. Es geht los; auf einer gut asphaltierten Strasse werden wir nun anderthalb Stunden unterwegs sein. Immer wieder hält der Bus an, um Leute ein- und aussteigen zu lassen.

Einmal gibt es einen Halt an einer Mautstation, dabei werden die Businsassen mit Snacks versorgt. Dazu kommen etwa fünf Kinder in den Buss und drängen sich zwischen den stehenden Fahrgästen bis in den hintersten Teil des Busses. Sie bieten Plastiksäckchen gefüllt mit weissen Bohnen und ‚Charki’(an der Sonne getrocknetes Fleisch) zum kaufen an.

In Tarabuco angekommen, müssen wir nur noch zum Dorfplatz gehen, um endlich den Markt zu sehen. Der Markt ist wirklich ganz beeindruckend, er erstreckt sich sozusagen über das ganze Dörfchen. Auf der Hauptplaza konzentrieren sich Essstände und in den kleinen schmaleren Gässchen sind die Stände mit den handgefertigten Kunstgegenständen. Man findet hier eine riesige Auswahl von typisch farbig gewobenen bolivianischen Tüchern, Taschen und Wandbehängen. Es hat auch Mützen und Handschuhe aus Lama- und Alpacawolle. Kleine handgemachte, traditionell gekleidete Puppen und noch vieles mehr.

Wir geniessen das muntere Treiben des Marktes und kaufen ein, zwei Souvenirs.

Nach dem Verzerr eines einheimischen Snacks, Ziegenkäse-Empanadas, und dazu eine Art Kartoffelwurzel, die im Ofen gebacken werden, machen wir uns auf die Suche nach einem Bus, der uns zurück nach Sucre fährt. Wir steigen in einen Bus, der nur sieben Plätze hat und warten geduldig bis der Fahrer alle Plätze besetz hat, dann geht’s erst los. Die Fahrt zurück ist genau gleich spektakulär, wie die Hinfahrt. Zurfieden kommen wir am Abend im Hostal an.

Dinosaurierspuren

Hier in Sucre wurden weltweit die meisten Dinosaurier-Fussspuren auf einer Fläche gefunden. Die Uni Basel hat dabei geholfen die Spuren auszugraben.

Am Hauptplatz, der Plaza 25 de mayo, warten die so genannten Dino-Tracks, die die interessierten Hobbypaläontologen zum Dino-Park etwas ausserhalb der Stadt fahren. Diese Spuren wollen wir heute sehen.

Man kann die Fussspuren nur von einer Plattform aus betrachten. Sie sind in der ca. 200m hohen und ca. 400m langen Steinwand relativ gut sichtbar. Im Gelände hat es mehrere Originalnachbildungen der Dinosaurier die hier vor 65Mio. durchgelaufen sind. Es ist sehr beeindruckend und wir haben dabei unseren Spass.

Sucre

Uns gefällt Sucre mit seinen gepflegten alten Bauten sehr gut. Darum machen wir an einem Tag einen erweiterten Stadtrundgang. Leider wird in den teilweise sehr engen Strassen ständig gehupt, obwohl sich alle korrekt verhalten. Das ist nervig, weil man, wir, nicht wissen was gerade falsch gemacht wird. Aber eben, die Leute hier werden wahrscheinlich mit einer Hupe am Daumen schon geboren.

Im Parque Bolivar steht eine winzige Nachbildung des Eifelturms, in mitten einer wunderschön angelegten und gepflegten Grünanlage, die zum Verweilen einlädt.

Wir gucken uns auch die Markthalle im Zentrum an. Wo man neben Gemüse, Früchte und Fleisch auch alles Mögliche für den täglichen Bedarf einkaufen kann.

Hier im Städtchen ist es angenehm ruhig, es sei denn, die Leute demonstrieren grade mal wieder für die staatliche Unabhängigkeit der Universität. Als wir an einem Abend zu Fuss in Richtung Plaza 25 de mayo unterwegs sind, ist grade wieder eine Demo in vollem Gange. Viele Polizisten sind im Einsatz und halten die aufgebrachte Menge in Schach. Wir drehen kurzerhand um und machen einen Umweg zum Restaurant. Leider war zuvor in dieser Strasse Tränengas abgefeuert worden und wir bekommen auch noch einen Satz tränende Augen und brennende Lungen ab. Froh darüber, sicher im Restaurant angekommen zu sein geniessen wir unser Essen und warten bis die dicke Luft rein ist, um gemütlich zurück zum Hostal zu gehen.

Die Tage in Sucre haben wir genossen und machen uns nun auf in Richtung La Paz.