Montag, 29. Januar 2007

An der Grenze zu Feuerland

Als wir in Peurto San Julian losfuhren, wussten wir noch nicht wie lange dieser Tag werden würde und er wurde lange.

Nachdem wir die normalen morgendlichen Abreisepackprozedur, Isomatten und Schlafsäcke einpacken, alle Säcke an den zugewiesenen Platz bringen, Zelt abbrechen und einpacken, hinter uns gebracht hatten, war das Ziel die chilenische Grenze zu erreichen. Das Wetter war gut aber richtig kalt. Das erste Mal das wir unter 15° Celsius am Morgen losfuhren. Gaby und ich hatten alle Jacken und Windstopper an die wir dabei hatten so das wir am Morgen eine angenehme Wärme auf den Motorrädern hatten. So gegen den Mittag kamen wir in Rio Gallegos an. Diese Stadt hat keinen Charme. Alles so künstlich erstellt, da hier alles Zollfrei ist, wurden verschiedene Produktionsstätten und Wohnviertel aus dem Boden gestampft. Kein schöner Anblick. Uns zieht es zu einer Tankstelle hin um Benzin nachzufassen und etwas kleines zu Essen um schnell weiter zu kommen. Wieder auf der Landstrasse düsen wir gemütlich in Richtung Grenze. Ich sehe einen komischen Strich auf meinem GPS und frage mich was das für eine Zugstrecke sein könnte, da ich diesen Strich zu nichts als Zuggleise zuweisen konnte. Und als ich so weiter über diesen Strich sinniere kommt auch schon die Tafel der argentinisch-chilenischen Grenze und mir wurde schlagartig klar, dass dieser Strich die Grenze darstellen sollte. Also doch kein Zugübergang in der weiten Pampa.



Erster Zoll


Als wir über einen letzten Hügel auf der argentinischen Seite hinunter fahren kommt auch schon das Grenzhäuschen der Argentinier. Dort stehen einpaar Busse und noch vielmehr private Autos und Lastwagen. Uns wurde immer wieder gesagt, dass wir an der Grenze unbedingt an der Schlange vorbeifahren und zuvorderst beim Grenzhaus anhalten sollen. Also drückten wir uns einfach an der Strassenseite vor und kein einziger hupte oder muckte sonst irgendwie auf. Mach das bei uns und du wirst auf der Stelle gelyncht.


Zuvorderst angekommen weist uns ein Grenzposten den Weg wo wir die Motorräder hinstellen sollen. Diesen Anweisungen folgend stellten wir keine 10 Meter von der Bürotür die Motorräder hin. Die Papiere und den Pass Fluchs hervor gekramt und rein in das Büro. Dort trifft mich fast der Schlag. Eine riesige Menschenschlange, die auch noch mit einheimischen voll gespickt war. Ich wunderte mich warum die hier anstehen und nicht einfach wie bei uns den Pass beim Grenzposten zeigend durch fuhren (Auflösung kommt gleich). Nun ja, ich stellte mich gleich an der Schlange an. Gaby fragte sich nach den Zetteln durch, die auszufüllen waren durch. Es ging natürlich mit gemächlicher bürokratischer Geschwindigkeit voran. Ich glaubte, dass es nicht enden würde. Nach sicher einer dreiviertel Stunde in der Schlange kamen wir am Tresen an. Wir zeigten unsere Papiere für die Motorräder und den Pass, doch dieser Herr interessierte sich nur für den Pass. Diese stempelte er ab und meinte nur, dass wir beim Zoll jetzt noch vorbei müssen. Wir glaubten beim Zoll zu sein. Aber falsch, es war nur die Grenze, der Zoll ist ein anderer Tresen. Also gleich zu diesem hin und natürlich wieder anstehen, hinter all den einheimischen. Warum stehen hier die einheimischen an, fragte ich mich. Bis ich begriff, dass die einheimischen wie wir Ein- und Ausreisestempel für sich und das Fahrzeug brauchen. Das ist aber bei uns besser geregelt, dachte ich leise vor mich hin.


Die Papiere von unseren Motorrädern wurden kurz angeschaut und nicht eingezogen, dass mache einer auf der chilenischen Seite. Ok, dachten wir und gingen. Zogen uns wieder an um kurz an die chilenische Grenze und Zoll zu fahren.



Zweiter Zoll


Keine zwei Minuten fuhren wir bis wir an diesem Häuschen angekommen waren. Wieder das Papiermaterial zusammengepackt und wieder in der Schlange angestanden. Diese Schlange war in zwei Reihen vor den Schaltern. Bedrückend eng und zu allem Überfluss heizten die Chilenen wie die wilden. Uns lief der Schweiss nur so in den Jacken runter.


Man kannte sich ja schon vom letzten anstehen Alle waren fleissig damit beschäftig die Papiere für sich auszufüllen. Es ging wieder unendlich lange bis wir endlich zum argentinischen Zollbeamten ankamen. Dieser stempelte das Papier und schickte uns zum nächsten chilenischen Schalter. Dort wurden wir offiziell eingestempelt und weiter zum Zoll verwiesen. Hier bekamen wir einen Zettel, den wir für unsere Motorräder ausfüllen mussten. Wir hoffen so, dass dies der Beamte machen würde. Falsch gedacht. Also weg vom Schalter Papiere ausfüllen und wieder in die Schlange beim Zoll vordrängeln und wieder war niemand gehässig von unserer Aktion. Endlich bekamen wir den Stempel vom Zoll und mussten den letzten Posten passieren. Dieser kontrollierte alle Papiere noch einmal und fragte ob wir Früchte oder Fleisch bei uns haben. Es sei verboten diese Produkte einzuführen, der ansässigen Flora und Fauna zu liebe. Lächerlich, dachte ich, weil draussen standen die Trucks verdreckt mit allem Möglichen und führten die Produkte mit sauberen Papieren ein. Nun gut, nicht weiter gelästert, wir hatten alles und konnten endlich nach Feuerland fahren, da wir unser Tagesziel schon erreicht hatten, wollten wir nach Feuerland und auf der chilenischen Seite übernachten.



Die Magellanstrasse


Feuerland wird durch die Wasserstrasse mit dem Namen Magellanstrasse getrennt. An der engsten Stelle kann man mit einer Fähre von Patagonien nach Feuerland übersetzten. Diese Fahrt war nach einer Stunde auch getan. Hier drängelten wir wieder an allen Fahrzeugen vor, wie uns immer wieder gesagt wurde. Die Fähre war gerade in der Mitte des Kanals, auf dem Weg zu uns. Diese kurze Pause gab Gaby und mir die Gelegenheit die Weiterfahrt auf der anderen Seite zu planen. Das Ziel war nun die chilenisch-argentinische Grenze. Das abladen der Fahrzeuge von der Fähre ging ruckzuck. Danach durften die Autos auf der linken und rechten Seite auf der Fähre parkieren, in die Mitte wurden die grossen Lastwagen gestellt, Gaby und ich durften am Schluss hinter die Autos auf der linken Seite einfahren. Für die kurze Überfahrt wurden die Motorräder nicht festgebunden. Ich blieb sicherheitshalber auf meinem Motorrad sitzen. Für Gabys Maschine haben wir einen hilfsbereiten Deutschen, mit Frau, gefunden, denn wir auf der Halbinsel Valdés kennen gelernt haben.


Das deutsche Paar hat die Überfahrt schon zum dritten Mal gemacht. Sie hatten nach der ersten Überfahrt bemerkt, dass sie die Fahrzeugpapiere ihres Campers beim Zoll liegen gelassen hatten. Also mussten sie wieder zurück zum Zoll fahren und ein zweites Mal über den Kanal gehen. Er ärgerte sich, weil er noch keinen Mengenrabatt für das mehrmalige Überqueren bekam. Sie mussten für alle drei Fahrten den vollen Preis bezahlen. Ich hoffte, dass uns nicht so etwas passieren würde.


Als wir am Feuerlandufer ankamen durften die Lastwagen als erstes vom Schiff fahren. Ich dachte, die Bremsklötze zuerst. Danach alle die vor uns standen. Als wir wieder festen Boden unter den Füssen hatten ging es gleich daran, so viele langsame Fahrzeuge zu überholen wie es nur geht. Alle wussten, dass nach einpaar Kilometer die Teerstrasse (es war eine Betonstrasse, sorry) aufhört und auf Schotter weitergefahren werden muss. Der Schotter hat die unangenehme Eigenart im trockenen Zustand extrem zu stauben und wir wollten nicht in einer Staubwolke von Lastwagen und Autos hinterher fahren.


Gaby und ich fuhren in einem lang gezogenen Autokonvoi ohne einen Laster vor uns zu haben auf die Schotterstrecke. Wir nahmen es gemächlich mit etwa 50 – 60 km/h. Die Autos schossen mit über 80km/h über den Schotter, so waren bald keine Autos vor und hinter uns. Es war herrlich über die Hügel und Täler zu crusen. Hier gibt es nur Grasland für Schafe und Kühe, die überall zu sehen waren. Die Strecke war einfach herrlich und es war schon nach 19 Uhr. Nach unserer Zeitrechnung sollten wir die Grenze so um 21 Uhr am Abend erreichen. Das Fahren war kein Problem denn auf diesen Breitengraden wird es sehr späht dunkel.


Auf der kurzweiligen Fahrt sahen wir auf einmal eine kleine Siedlung und ich wusste gleich, dass diese Siedlung, keine zehn Häuser, an die Grenze anstossen muss. Es war San Sebastian auf der chilenischen Seite. Die Zeitrechnung ging auch fast auf, es war etwas nach 21 Uhr. Wir beide hofften, dass es nicht wieder so viele Leute wie an der anderen Grenze hätte. Wieder rein ins Gebäude und siehe da, es waren noch nicht alle hier, die wir bei der Fähre hinter uns gelassen hatten.



Dritter Zoll


Die Papierarbeit ging hier sehr flott von der Hand. Als wir fast am Ende unserer Papierarbeit waren, kamen bekannte Gesichter zur Türe rein. Es waren eben die die am Schluss von der Fähre runter konnten und die Lastwagen nicht mehr vor der Schotterpiste überholen konnten. Als alles abgestempelt war sausten wir wieder los um an der argentinischen Grenze alles wieder zu wiederholen. Diese zwei Grenzposten, die gleich heissen, waren über 20km von einander entfernt.



Vierter Zoll


Beim argentinischen Zoll ging die Papierarbeit flott von der Hand, wir hatten jetzt auch schon Übung, bei der vierten Grenzüberschreitung in einem Tag. Endlich im argentinischen Teil von Feuerland angekommen, tankten wir unsere Maschinen wieder randvoll auf um für das letzte Stück nach Ushuaia gewappnet zu sein. Nur wo sollten wir jetzt noch hinfahren, nach über 13 ½ Stunden Fahr- und Zollarbeit. Die nächste grosse Stadt wäre Rio Grande gewesen, das aber nochmals 120km bedeutet hätte. Wir wollten hier in San Sebastian abseits der Hauptstrasse campen. Gaby fragte den Tankstellenmann ob dies ein Problem sei. Er meinte, wir sollen doch die Grenzer fragen, denen gehöre dieses Land. Gaby ging sogleich bei der Grenze fragen und kam mit einem positiven Entscheid zurück. Wir dürften neben einem Posten campen. Dort fuhren wir hin, schlugen unser Zelt auf und kamen gerade noch trocken ins Bett, denn in der Zwischenzeit hatte sich der Himmel stark zugezogen und lies das Wasser einfach fallen. Der Wind war auch nicht von schlechten Eltern. Ich musste nochmals raus um zwei Ecken des Zeltes besser abzuspannen.


Nach über 13 Stunden und über 650km waren wir endlich am nicht definierten Ziel angekommen.

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