Als wir Los Barriles genügend ausgekostet haben, zieht es uns wieder weiter nach Norden. Wir wollen ja noch Wale sehen.
Die sieben Sachen sind schnell am Morgen verpackt, danach verabschieden wir uns von unseren Campingnachbarn. Die bergige Landschaft bis nach La Paz gefällt uns sehr, weil man wieder mal unbeschwert Kurven fahren kann. Nach La Paz ist die Strasse in den Norden extrem eintönig. Es geht nur gerade aus und die Hügelkuppen hoch und wieder runter. So schlängelt sich die Strasse in die Halbinselmitte. Natürlich plagt uns so um den Mittag herum der Hunger und wir kehren bei einem Hünchengrill Restaurant ein. Die Bestellung ist einfach, Hünchen gegrillt oder frittiert mit Fritten oder Kartoffelstock und etwas zu trinken. Als unser Menu verputzt ist, zieht es uns wieder auf die Strasse. Es geht noch etwa 120 Km und dann kommt das Hafenstädtchen Loreto.
Als wir wieder etwa 50 Km gefahren und wir über eine Hügelkette gefahren sind, lächelt uns das Meer entgegen. Wir freuen uns über diesen Anblick, weil uns über die ganze Strecke nur Wind und Sandkörner begleitet haben. Wir schiessen ein paar Fotos und weiter geht’s. Loretto ist danach bald erreicht. Ich habe mir dieses Städtchen einwenig anders, ja schöner vorgestellt, da es ja eine kleine Touristenecke sein soll. Nachdem wir den Zeltplatz gefunden haben gehen wir nochmals ins Zentrum und kaufen unser Abend- und Morgenessen ein. Es gibt kalte Küche mit Brot, Käse und Gurken.
Natürlich wollen wir jetzt den Strand sehen, aber der ist ein reiner Kieshaufen. Nichts für Sonnenanbeter. Wir verziehen uns in unser Zelt und genehmigen uns einen frühen Schlaf.
San Ignacio
Ja, ich weiss ich wiederhol mich, aber wir sind früh aufgestanden und wollen weiter. Eigentlich ist das nächste Ziel eine nahe gelegene Stadt und das ist Mulege. Aber als wir dort einfahren ist die Stadt nicht am Meer und der Camping überzeugt mich auch nicht. So sind wir einer Meinung und fahren nochmals 70 Km nach San Ignacio. Von dort kann man Wale anschauen.
Als wir von einem Plateau herunter fahren verpassen wir fast den Abzweiger nach San Ignacio. Das Dorf liegt nicht an der Hauptstrasse wie wir geglaubt haben. Wir fahren einige Kurven und sehen einen Campingplatz wo ein Motorradfahrer sitzt. Ich frage Gaby ob es ihr hier recht ist. Sie ist sofort für diesen Platz zu haben, der gleich an einem kleinen See liegt.
Als ich den Motorradfahrer frage, der Felipe heisst und eigentlich Kanadier ist, ob der Camping offen ist und wo das Büro sei, meint er, dass er hier als Verwalter hilft. So können wir einen Unterstand aussuchen und unser Zelt und die Motorräder darunter stellen. Wir richten uns hier häuslich ein und plaudern fortwährend mit Felipe. Er sagt uns, dass er uns erwartet habe, da gerade die Österreicher Claudia und Andy uns angekündigt haben und an diesem Morgen weiter gefahren sind. Ach das ist aber schade, denken Gaby und ich, das wäre schon schön gewesen mit den beiden wieder einmal zu reden.
Gaby erfährt von Felipe, dass man von hier aus die Bucht wo die Wale sind, mit einem Bus einfach erreichen kann und zu einer grossen Wahrscheinlichkeit die Wale berühren kann. Das ist so unglaublich, das können wir fast nicht glauben. Wir dielen mit dem Campingbesitzer Manuel, der jetzt auch zu uns gestossen ist, für eine Busfahrt und die Bootsfahrt. Er meint, dass wir zu 95% einen Wal streicheln können. Also nicht 95% sehen, sondern berühren, wenn es der Wal will.
Das Walerlebnis
Wir bekommen am Morgen Bescheid, dass genügend Leute zusammen gekommen sind und so müssen wir nicht selber den Weg zur Küste mit dem Motorrad fahren. Im Bus lernen wir Priska und Remo kennen, die hier in Mexiko ihre Ferien verbringen. Sie sind genauso überrascht wie wir, dass nochmals ein Schweizer Paar am Ausflug teilnimmt. Wir plaudern den ganzen Weg zur Küste und sind ganz erstaunt, dass die knapp zweistündige Fahrt für uns so kurz gewesen ist.
Vor einem Haus mitten im nirgendwo bekommt unsere kleine Gruppe die mittlerweile fünf Köpfe zählt, ein japanischer Amerikaner ist auch noch dabei, unsere Einweisung, wie es auf dem Boot und mit den Tieren abläuft. Wir sind schon extrem gespannt, ob Manuel wohl Recht behält und wir ein Tier streicheln können?
Mit einem Holzboot geht es etwa 20 Minuten zur Meeresenge hinaus, wo die Tiere in einer Bucht Rast machen oder schon den ganzen Winter hier für die Paarung verbracht haben. Als wir um die Ecke einer Landzunge biegen, sehen wir schon die ersten Blase in der Ferne. Unser Kapitän steuert das Boot in die Mitte der Enge und lässt uns etwas treiben. Auf einmal sehen wir etwa 15 Meter neben uns einen grauen Rücken aus dem Wasser empor steigen, wir alle können unser Glück gar nicht fassen, gleich neben unserem Boot ein riesen Wal. Leider bleibt der Rücken nur für kurze Zeit sichtbar und taucht dann wieder, mit einem riesigen Schnauf, ab in das trübe Wasser. Wir hoffen das das Tier gleich wieder auftaucht und wir es von ganz nahe sehen können, aber der Wal taucht etwa 50 Meter vor uns wieder auf. „Ok“, denke ich, „wir haben wenigstens einen gesehen.“ Doch dann überstürzen sich die Ereignisse, auf einmal sehen wir von weiter Ferne eine Mutter mit ihrem Kalb auf uns zu schwimmen und sie machen keine Anzeichen, dass sie abtauchen wollen. Und wirklich das Kalb schwimmt so nahe an unserem Boot vorbei, dass Gaby und Priska das Tier für einen kurzen Augenblick streicheln können.
Danach ist eine ganze Weile Ruhe bei unserem Boot. Wir sehen um uns herum überall Blase von den Walen, aber alle zu weit entfernt um sie mit dem Boot zu erreichen. Dann kommt ein ausgewachsenes Tier von hinten an unser Boot und dreht sich gleich unter unserem Boot auf den Rücken, wir sehen den ganzen Bauch des Wals und merken, dass er, oder sie wahrscheinlich, etwa dreimal so lang ist wie unser Boot. Leider konnte ich das Tier nicht am Bauch streicheln. Irgendwie wusste sie einfach wie nahe oder wie weit ich entfernt von ihr bin. Aber beim nächsten Tier konnte ich und Remo auch einmal die Haut berühren. Es fühlt sich an wie eine dicke Schweineschwarte, ganz fest auf der Oberfläche, aber trotzdem extrem wabbelig. Die haben ja auch eine dicke Fettschicht, darum dieses Gefühl beim Anfassen.
Nach einer langen Pause kommt nochmals die Mutter mit ihrem kleinen vorbei. Der Kleine kommt von hinten an unser Boot heran. Ich habe die Gelegenheit dem Kleinen richtig die Oberlippe zu schrubben, so lange hält er hin. Das ist vielleicht ein Gefühl. Nur wenn der Kleine oder auch seine Mutter neben dir ausatmet, wird’s irgendwie komisch…. Mensch hier könnte die Industrie viel Mundspühlung loswerden.
So gegen den Schluss konnte jeder von uns ein Tier zweimal berühren, aber das ist noch nicht alles. Auf einmal sehen wir einen riesigen Kopf aus dem Wasser ragen, ein Exemplar schaut sich die Gegend über Wasser an. Wir schiessen wie wild unsere Fotos. Und am Schluss als unser Kapitän schon den Rückweg antreten will, springt ein Tier etwa vier Mal aus dem Wasser und zeigt sich fast bis zur Fluke. Das ist ein schönes Erlebnis am Schluss.
Zufrieden kehren wir zum Ausgangspunkt zurück und können dort im kleinen Häuschen unser Mittagessen geniessen.
Bei der Fahrt zurück sind alle müde und überwältigt, von dem was wir heute erleben durften.
Gemütliches Grillen
Auf dem Zeltplatz zurück haben wir Nachbarn bekommen. Es sind zwei Amerikaner, die für eine Woche schnell die 2’000 Km von San Francisco bis zur Baja California schnell zurückgelegt haben, um einwenig Ferien zu geniessen. Wir kommen ins Gespräch und tauschen unsere Eindrücke von der Baja aus. Am Abend grillen die Jungs etwa zehn dünne Scheiben Fleisch und Gaby und ich grillen Gemüse und Wurst. Bei Bier und guter Laune tratschen wir weiter über Ferien und Reisen. Spät in der Nacht sind alle so müde, dass alle gleichzeitig in den Schlafsack kriechen wollen. Gaby und ich wollen ja morgen auch weiter in Richtung Norden.