Nun, als sich der Regen am heutigen Tag in Coban etwas beruhig hat, haben wir uns entschlossen weiter zu ziehen. Wie immer alles schnell auf den Motorrädern verpackt geht es früh los. Es nieselt zwar immer noch, aber es ist eher die Wolkenfeuchte, die sich auf uns niederschlägt, als das es wirklich Regen ist. Die Strasse trocknet unterhalb von 600 müM ab und die Sonne drückt an verschiedenen Stellen durch die etwas lichteren Wolken. Nach etwa 100 Km sind wir auf die Ebene gekommen. Hier ist die Strasse zum Teil über 50 Km nur gerade aus.
Bei einem Dorf müssen wir wieder einmal nach dem Weg fragen. Die Leute sagen: „ einfach hier rechts und an den Fluss runter“. „Fluss runter ! Was, hier eine Wasserdurchfahrt?“ Auf eine Flussdurchfahrt sind wir aber gar nicht eingestellt. Und als ich den Fluss sehe, weiss ich gleich, hier ist nichts mit Durchfahren. Und schon sehe ich eine Art Ponton, das von der anderen Flussseite herüber kommt. Ich bin erleichtert. Sobald alle Fahrzeuge heruntergefahren sind, können wir hinauf fahren. Es ist schon ein komisches Gefühl, auf diesem Ponton, aber besser als wieder das Motorrad in ein Kanu verladen zu müssen. Das dachte ich zuerst, als ich einen Zipfel vom Fluss sah, als wir zu ihm hin fuhren.
Die Überfahrt sind keine fünf Minuten, kaum ist die Rampe unten, schiessen die Autos schon runter. Wir haben es nicht so eilig und setzten unsere Fahrt gemütlich als Letzte fort. Wir können ja später wieder alle überholen. Die Stecke ist hier ja fast wieder schnurgerade.
Widererwarten sind wir schneller in Flores als zuvor berechnet. Wir glaubten, dass es eine 400 Km Fahrt wird, aber schon nach 260 Km sind wir mitten in einer Stadt. Dort fragen wir nach dem Weg nach Flores. Ein Rollerfahrer fährt bis zur Brücke vor. „Brücke?“, dachte ich. Als der Rollerfahrer die Abzweigung zeigte wusste ich sogleich, dass Flores auf einer kleinen Insel ist.
Wir finden eine Unterkunft, wo wir unsere Motos unten im Restaurantbereich hinstellen können. Mit dem Besitzer haben wir lange diskutiert, wie wir jetzt beide Motos hinstellen sollen. Am Schluss haben wir gemeinsam entschieden, dass sie hintereinander nahe bei der linken Seite bei einer Stufe abgestellt werden können. So haben wir das auch getan und alle sind glücklich, wir haben ein billiges Hotel, die Motos sind sicher drinnen und der Besitzer hat, zwei neue Kunden.
Flores
Da wir so früh dran sind, es ist erst 14 Uhr, gehen wir in der Stadt einen Rundgang machen. Dabei genehmigen wir uns noch das Mittagessen.
Die Stadt ist am besten zu überblicken, wenn man auf der Plaza auf dem Hügel steht. Von dort sieht man einen Teil der engen Gassen, das komplett von Wasser des hiesigen Sees umgeben ist. Auf der Plaza zieht es uns zum Eisstand und wir kaufen uns ein kleines Dessert.
Beim heruntergehen sehen wir ein Tour-Angebot zu den Ruinen von Tikal. Das mit hinfahren, Führung und Eintritt fast den gleichen Preis hat, wie wenn man selber mit dem Bus hinfährt und den Eintritt kauft. Dafür ist keine Führung dabei. Die wäre separat dann viel teuerer.
Wir kaufen diese Tickets. So müssen wir am nächsten Morgen schon um 3 Uhr am Morgen vor der Hoteltüre stehen, das es mit Urwalderwachen und Sonnenaufgang ist.
Tikal
Tikal war für die Mayas eine wichtige Stadt, da viele Fäden hier beim hiesigen König und Priestern zusammengelaufen sein sollen. Die Fläche der Stadt soll mit den Vororten über 100 Km² gross gewesen sein und es sollen über 100'000 Menschen hier gelebt haben. Die Anlage ist nur zu 80% ausgegraben, viele Häuser sind mit Erde über die hunderten von Jahren bedeckt worden.
Als wir aber am Morgen beim Eingang von Tikal angekommen sind, haben wir die Hand vor Augen nicht gesehen, so dunkel ist die Nacht noch. Der Guide parkt unser Büsschen, kauft für uns die Eintritte und los geht die Wanderung, zum Tempel 4. Von dort werden wir den Sonnenaufgang und das Erwachen des Urwaldes erleben. Alle stolpern in der Dunkelheit über die Wurzeln der Bäume. Wir haben zum Glück die Stirnlampen dabei. So können wir wenigstens den Weg erkennen. Auf einmal sagt uns der Guide, dass wir neben dem grossen Jaguar stehen würden. Alle versuchen den Tempel im diffusen Taschenlampenlicht zu erkennen. Und tatsächlich, man erkennt die Form, die man auf vielen Postkarten in Flores schon gesehen hat. „Später gibt’s mehr“, meint der Guide und stampft mit schnellem Schritt weiter.
Beim Tempel 4 angekommen, müssen wir eine Holztreppe hoch. Oben angekommen, erkennen alle im Dunkel mit Nebelfetzen verschleierten Urwald, die Spitzen des Tempels vom Jaguar und dessen der Königin. Die Brüllaffen erwachen mit ihrem wirklich lauten Gebrüll, das anscheinend über Kilometer zu hören sein soll. Als die Nacht sich zurück zieht und immer mehr der Tag die Oberhand gewinnt, sind Vögel und die Spinnenaffen zu hören und irgendwann auch zu sehen. Alle Touris geniessen dieses Schauspiel. Leider gibt es keinen feuerroten Sonnenaufgang, aber das ist für uns nicht so schlimm.
Als alle Touris an die Guides mit der entsprechenden Sprache verteilt waren, erklärte unser Guide vieles über die Mayas wie sie hier ohne direkten Fluss Wasser gespeichert haben, dass sie gut mit der Produktion von Gemüse und Mais organisiert waren und wie sich die Könige als Götter vor ihrem Volk dargestellt hatten.
Danach geht es durch den Wald. Zu jedem Baum der auf unserem Weg ist, weiss er etwas zu erzählen. Am besten gefiel mir der Touristenbaum. Dieser hat eine Rinde die rötlich ist und sich schält. „Dieser Baum sei wie die Touristen“, erzählt uns der Guide, „immer wenn die Touristen sich das erste Mal an den Strand setzen, würden sie sich verbrennen und danach schälen, wie eben der Baum. Darum Touristenbaum.“
Wir sehen einen Platz der Akropolis heisst. Davor ist der Fussballplatz mit zwei Plätzen zu sehen. Diese Art von Fussball war ein zeremonielles festliches Spiel gewesen. Also Jungs, nicht die Chinesen oder Briten haben zuerst Fussball gespielt, sondern die Mayas und das schon etwa 500 Jahre vor Christus!!
Beim Tempel 5 sehen wir die steile Treppe hinauf. Da müssen wir hoch, einfach um zu wissen wie es ist, wenn man von da runter schaut.
Der Aufstieg über eine der steilsten Holztreppe, die ich je gesehen habe, ist schon einwenig eine Mutprobe. Heute ist sie auch noch feucht, das macht es im Kopf nicht einfacher. Oben angelangt sieht man die steile Steintreppe von oben. Die Mayas bauten die Tempel immer in einem 80 Grad Winkel. Wenn man so runterschaut, sieht man die Stufen nur noch zur Hälfte und so erweckt es in einem ein Bild, als wäre es eine Rutschbahn, die aber sicher nicht glatt ist. Gaby hat schnell genug gesehen und so treten wir den Rückweg, wiederum über die steile Holztreppe, nach unten an.
Unsere Tour kommt zum Schluss zum grossen Platz der zwei Tempel an. Dort erfahren wir, dass ein König für sich und, gegen die normalen Mayagepflogenheiten, für seine Frau einen Tempel bauen liess. Darum stehen zwei hier auf dem Platz einander gegenüber.
Von diesem Platz aus können wir uns selber noch auf der Anlage, ohne den Guide, bewegen. Aber Gaby und ich haben es gesehen, wir gehen langsam aber sicher zum Parkplatz zurück, wo wir mit dem Guide abgemacht haben. Alle die mit uns gekommen sind, trudeln langsam aber sicher, vor der abgemachten Zeit, ein da es allmählich zu regnen beginnt.
Tikal zu sehen war schön, aber weitläufig und wir haben wirklich nur die Gegend gesehen, die am meisten ausgegraben wurde. Man könnte noch viel weiter auf diesem Gelände herum gehen, nur man würde nur noch Erdhaufen sehen.
Zurück in Flores schmeissen wir uns ins Bett, weil das frühe Aufstehen an uns nagt. Am Abend gehen wir nur noch was essen. Morgen wollen wir weiter nach Belize.