Uns zieht es weiter, ein bisschen zügiger als geplant, da ja eben wieder technische Störungen unsere Reise erschweren. Die nächste mechanische Werkstatt ist in Cancun. Aber dahin wollen wir nicht zurückfahren. So entscheiden wir, weil das Bremssystem am morgen wieder funktioniert in Richtung Mexico-City unser Reparaturglück zu versuchen.
Ich habe mit meinem System nur Probleme, wenn ich nach einer längeren Strecke die Maschine ausschalte und wieder starte. So ist es abschätzbar, wann die Bremse extrem vielmehr Kraft am Bremshebel braucht. Den Abstand, zu vor mir fahrenden Fahrzeugen, habe ich massiv erhöht.
Die Gegend hier ist leicht hügelig und mit viel hohem Buschwerk am Strassenrand bewachsen. Zwischendurch sieht man wieder einmal ein Maisfeld oder Kühe, aber sonst nichts spannendes, die gute Asphaltstrasse geht an vielen Abschnitten schnurgerade aus. Als wir zur Küste des Golfs von Mexiko kommen, fahren wir keine 10 Meter neben ihm entlang. Dies können wir fast 80 Km geniessen. Danach müssen wir wieder ins Landesinnere abbiegen. Hier genehmigen wir uns einen Licuado (Shake) aus frisch gepressten Früchten mit Cerealien gemixt. Der stärkt uns für die restlichen, vor uns liegenden Kilometer.
Und die Bremsen: also die Pumpe geht. Auch wenn ich schon lange nicht mehr am Bremshebel ziehe, höre ich die Pumpe noch arbeiten. Die wird mir hoffentlich die Bremsklötze nicht unnötig abhobeln. Na ja, hinten sind sie eh bald nach. Das habe ich immer regelmässig während des letzten halben Jahres kontrolliert.
Als wir die Nähe von Palenque erreichen, sehen wir die Bergkette, die in Längsrichtung von Guatemala her bis weit in den hohen Norden hoch reicht.
Als wir unsere Arbeit vom Ankommen erledigt haben, zieht es uns in ein Restaurant, das eine sehr gute Küche haben soll. So steht es auf alle Fälle im Reiseführer. Und es ist so, wir bekommen grosse Portionen mit Apero-Nachos und Nachschlag, um den wir gebeten haben. So beim Essen stellen wir fest, dass wir Mayaruinen „geschädigt“ sind und Palenque nicht mehr unbedingt sehen müssen. Für uns sieht am Schluss alles ziemlich gleich aus. So beschliessen wir, dass wir morgen direkt nach San Cristobal de las Casas weiterfahren.
San Cristobal de las Casas
Wir sind heut nicht früh unterwegs, da die Strecke keine 220 Km beträgt. Aber es geht wieder hoch und das nicht zu wenig. San Cristobal de las Casas liegt auf über 2100 müM. Die Strecke geht über kurvige Strassen rauf und runter. Wir brauchen geschlagene fünf Stunden. Nicht nur weil ich mit meinem Moped auch langsam gefahren bin, es ist wirklich eine super schöne Strecke mit vielen Kurven und den ungeliebten „Topes“ oder den „Rumbes“ vor und in den Dörfern. Das sind, auf Hauptstrassen wohlgemerkt, Strassenberuhigungshügel. Die sind zum Teil so hoch, dass es dich richtig aus dem Sattel hebt. Einfach Schrott, und viele sind nicht einmal markiert. Viele sind, so glaube ich, von den Dorfgemeinschaften einfach eingebaut worden. Diese hasse ich am meisten, weil man sie extrem spät sieht und dann scharf abbremsen muss. Aber eben alles hat gehalten.
Ja, viele sagen sie hätten nicht viel zu erzählen, wenn wir mit ihnen per Email kommunizieren, was sie gerade in ihrem Alltag erleben sei nicht spannend. Für uns aber ist der Alltag von euch spannend und wir lesen sehr gerne Mails von zu Hause. Wir finden diese so spannend, wie ihr spannend findet wenn wir berichten wie wir in einer neuen Stadt eine neue Bleibe suchen. Was uns jeweils überhaupt nicht spannend vorkommt.
Wir versuchen jeweils anhand unseres Reiseführers schon vorher ein Hostel mit Parkplatz in der neuen Stadt zu finden und dann dieses anzupeilen. Leider müssen wir hier in San Cristobal weitersuchen, weil der doofe Schreiberling des Reiseführers sich nicht mehr richtig an die Gegebenheiten des Hotels erinnert oder den Punkt im Plan nicht präzise gesetzt hat.
So kurven wir manchmal in unserem spannenden Alltag bis zu einer Stunde in einem Ort herum, bis wir die Motos und unsere sieben Sachen abgepackt und in der Unterkunft verstaut haben.
Hier oben auf 2100 müM wird es empfindlich kalt, wenn die Sonne hinter dem Horizont verschwindet. Das Quecksilber steigt im Thermometer sicher nicht über zehn Grad und so schlottern wir sehr als wir von unserem Abendessen zurück in unser billiges aber sauberes Zimmer kommen. Leider hat sich Gaby beim Fahren stark erkältet und so besorgen wir einen „feinen“ Hustensirup und Kapseln zur Abwehrstärkung.
Wir bleiben einen Tag länger als geplant, denn Gaby ist halt nicht ganz fit. An diesem Tag spazieren wir auf einen Hügel wo eine Kirche steht und hoffen einen schönen Rundblick über die ganze Stadt zu bekommen. Leider gibt es nur einen kleinen Ausschnitt von Aussicht, weil es links und rechts von der Treppe die zur Kirche hoch führt, Bäume hat, die uns die Sicht versperren.
Wir geniessen das Faulenzen, aber empfinden die Kälte am Abend als sehr unangenehm. Deshalb wollen wir bald weiter an die pazifische Küste. Dort hat es einige schöne Städtchen mit nur wenig Ferientourismus.