Freitag, 23. Februar 2007

Ruta 40 bis nach Chile

Die Ruta 40

Der erste Abschnitt

Wir beschlossen früh von El Chalten los zufahren, weil wir den Abschnitt Ruta 40 der so schlecht sein soll, an einem Tag hinter uns bringen wollten. Die schlechte Strecke war eigentlich nur 330km lang. Also einen Katzensprung. Aber bis die Schotterstrecke anfing mussten wir noch schnell 100km abspulen. Bei Tres Lagos war die letzte Tankstelle auf der ganzen Strecke bis Bajo Caracoles. Also nochmals voll tanken und weiter.

Der Schotterabschnitt am Anfang war an verschieden Stellen mit tiefen Gräben und mit riesigen Kiesbetten. Es war ein komisches Gefühl über diese Kiesbette zu fahren, aber anhalten wäre sowieso die falsche Reaktion darauf gewesen. Das Motorrad schön locker halten und es den eigenen Weg suchen lassen. Das ging alles gut, bei Gaby und bei mir. Die Fahrt war sehr ermüdend, man musste immer auf der Hut sein, nicht das böse Loch zu erwischen.

Als wir knapp den ersten Drittel hinter uns gebracht hatten, hielten wir an einem Aussichtspunkt über einen See an und genossen unsere Sandwichs, die wir am Abend zuvor vorbereitet hatten. Die Aussicht in Richtung den Anden war umwerfend. Die Berge schienen mit dem See im Vordergrund zum greifen nahe. Wir blieben eine ganze Weile, bis wir uns ausgeruht fühlten. Der zweite Abschnitt

Die zuerst hügelige Landschaft wechselte nach einem Flusstal zu einer Steppenebene mit nur dieser tiefen Kiesstrasse; der Ruta 40. Es waren drei oder vier Spurrillen auf einer breiten Strasse ausgefahren, aber jede war so tief mit losem Kies gefüllt, dass man immer wieder das Gefühl hatte, dass das ganze Motorrad vorne wegrutschen würde. Aber es ging immer gut aus. Dieser Abschnitt kostete noch mehr Konzentration und Kraft. Nach sicher einer Stunde Fahrt brauchte ich nochmals eine Pause im nirgendwo. Wir nutzten diese Auszeit um eine Pinkelpause zu machen, um gleich wieder viel Wasser zu trinken. Als wir so am Strassenrand lagen kam ein Lastwagen vorbei und schaute ob wir Hilfe bräuchten. Wir zeigten dem Chauffeur, dass alles in Ordnung war. Das war für uns das Zeichen auch wieder weiter zu fahren. Die Strecke wurde nicht wirklich besser, es folgten sogar Baustellen. Als Umfahrung wird dort einfach neben der Strasse ein Stück Land planiert. Diese Planierungen haben keinen guten Untergrund und so werden diese Abschnitte sehr stark ausgefahren. Sie versanden auch schnell. Die ersten solcher Fallen hatten wir gut gemeistert, bis auf etwa die zweitletzte. Dort schmiss es mich mit etwa 40km/h im verfluchten Sand hin. Es hatte eine Spurrille und ich fuhr rein und blieb mit dem Vorderrad hängen. Dann legte es mich sogleich auf die linke Seite. Ich fluchte wie ein Rohrspatz. Dem Motorrad hatte es nichts angehabt und mir ging es auch gut. Nur einige Kratzer am Sturzbügel und eine eingedrückte Boxerschutzschale. Hinter uns fuhr ein Auto, sie hielten und halfen mir das Bike wieder auf zustellen. Danach ging es halt weiter auf diesen Streckenabschnitt, aber jetzt mit einer stink Wut im Bauch. Der letzte Streckenabschnitt

Die letzten 100km waren nicht mehr so schlimm wie der mittlere Teil der Strecke. Gaby und ich wollten nur noch Bajo Caracoles erreichen. Die Landschaft war wieder hügeliger geworden und nach einem kleinen Flusstal sahen wir dass es nur noch 30km weit gehen soll. Gaby und ich formulierten Druchhalteparolen und motivierten uns so, die paar Km noch hinter uns zu bringen. Der letzte Hügel war geschafft und schon hatten wir im Blickfeld unser Tagesziel; Bajo Caracoles. Links neben der alten Strasse wurde ein riesiges Stück Land planiert. Das wird die neue Ruta 40 sagte uns der Tankwart des 200 Seelendörfchens Bajo Caracoles. In etwa fünf Jahren wird wohl die gesamte Ruta 40 asphaltiert sein, schade, das nimmt ihr das ganze Flair! Wir fragten ihn auch gleich welcher der beiden Zeltplätze der bessere sei. Er meinte, der an der Hauptstrasse, also quartierten wir uns bei diesem ein. Als wir am Zelt aufbauen waren, hörten wir vertraute Motorradgeräusche. Gaby und ich sahen Götz und Karin ins Dorf einfahren. Sie waren einen Tag vor uns von El Chalten losgefahren. Am Abend erzählten sie uns von ihren Problemen mit dem Kühlsystem an Götz’s Maschine und einem schleichenden Platten, den sie unterdessen behoben hatten.

Die Fahrt über den Passo Roballo nach Chile

Wir beschlossen am nächsten Morgen wieder bei Zeiten auf zu brechen, um sicher am Abend die chilenische Grenze zu erreichen. Als wir gepackt hatten, hörten wir zwei Motorräder ohne Gepäck aus der Stadt, heizen. Wir glaubten, dass es Einheimische warenGaby und ich schwangen uns auf unsere Motorräder, nachdem wir uns von Karin und Götz verabschiedet hatten.

Die Strecke zum Pass führte wieder über unzählige Hügel und an kleinen und grossen Seen vorbei. Wir genossen die Strecke sehr, da die Landschaft so abwechslungsreich war. Es schien als würden wir die einzigen auf dieser Schotterstrasse sein. Als wir am späten Nachmittag in die Nähe der Bergspitzen und somit auch zur Grenze kamen, zogen von der chilenischen Seite her die Regenwolken tief heran. Als wir den Grenzposten von Argentinien erreicht hatten, fing es gerade zu regnen an. Wir flüchteten in das Grenzhaus, um die Papiere abstempeln zu lassen und auf das Regenende zu warten. Dabei erfuhren wir, dass dieser verlassene Grenzposten von über 20 Personen pro Tag frequentiert wird, was uns erstaunte.

Der Regen hatte gestoppt. So schwangen wir uns wieder auf unsere Maschinen. Beim Grenzposten von Chile begann es extrem stark zu winden. Der Grenzbeamte füllte für uns die Papiere aus und wir warteten geduldig. Aber der Wind wurde noch stärker. Ich hatte Angst, dass unsere Motorräder umfallen könnten. So ging ich raus und parkierte Gabys Maschine um. Als wir unsere Papiere bekommen hatten, beschlossen wir so schnell wie möglich einen passenden Zeltplatz zu finden und unser Nachtquartier sogleich aufzuschlagen. Wir fuhren ein ganzes Stück weit, bis wir endlich den passenden Platz gefunden hatten. Es begann wieder zu regnen und dieses Mal war es richtig stürmisch, aber wir hatten genug Übung um das Zelt schnellstmöglich aufzubauen und alles Mögliche wassergeschützt zu verstauen. Und trotzdem wurden wir richtiggehend gewaschen.

Der kleine Sturm war zum Glück in der Nacht abgeklungen und am Morgen strahlte die Sonne hinter einer Ecke der Wolkendecke hervor. So nahmen wir den kurzen Abschnitt bis nach Cochrane unter die Räder. Die Schotterstrasse führte uns an riesigen Flussbetten vorbei, grosse Herden von Guanaco’s frassen am Strassenrand. Die Landschaft hier auf der chilenischen Seite war viel grüner als die braune, öde Steppenlandschaft der argentinischen Seite.


Als wir endlich auf die carretera austral stiessen, bogen wir nach links in Richtung Süden ab. Die carretera war in den Talhang rein gegraben worden und unten am Talboden floss ein riesiger Fluss. Wir erfreuten uns an dieser wunderschönen Landschaft, bis wir in Cochrane eintrafen. Dort fanden wir auf den dritten Anlauf den gemütlichen, kleinen Zeltplatz, mitten im Dorf, wo wir uns für einige Tage niederliessen.

Keine Kommentare: