Samstag, 3. Februar 2007

Punta Arenas

Das Gaby und ich in Punta Arenas eine Woche lang bleiben würden, dass hätten wir am ersten Tag nicht geglaubt. Das Zelten vor dem Haus war einfach bequem und die Infrastruktur von dem Hostel zu nutzen war einfach genial Dazu kam noch das Wetter, dass über viele Tage so verhangen war, dass einfach keine Reiselust aufkam und das war bei allen die wir dort kennen gelernt hatten so. Wir lernten noch mehr Radfahrer kennen, Stefan und Anita haben wir ja auf der Fähre nach Punta Arenas kennen gelernt, hinzukommen noch Brita und Simon. Mit denen zusammen hatten wir auch vieles angestellt. Den ersten Schweizer Motorradfahrer, Stefan, den wir kennen gelernt haben, war auch in diesem Hostel und zwar mit seiner in Ushuaia kennen gelernten Freundin Sabine. Sie stammt aus dem Tösstal wie wir und zwar von Bauma.

Grosses Fressen

Als alle wieder einmal das ganze Haus belagerten, weil es wieder mal draussen nieselte, meinte Eduardo, der Hostelmanager, er könne ein traditionelles chilenisches Essen, dass Curanto heisst, für den Abend organisieren, alle können Teilhaben, gegen Untkostenbeteiligung. Bei diesem Essen machte das ganze Haus mit. Eduardo besorgte die Zutaten und am Abend halfen alle einwenig mit, die einen beim Rüsten der Zutaten und beim Kochen, die andern mit klugen Sprüchen. Die Kochzeit dauerte ewig, weil der Kochherd erstens nicht für eine so grosse Pfanne ausgelegt war, zweitens der Kochherd aus dem 19 Jahrhundert stammte und früher noch mit Holz befeuert wurde und drittens die Umrüstung auf Gas an nur einem Kochfeld welches nicht gerade die grösste Hitze auf die grosse Kochplatte abgeben konnte. Gut Ding will Weile haben. So um 22 Uhr war dann alles lind und die Leute stürmten die Küche, um endlich ihre Portion abzuholen. Er ist eine komische Mischung, die verschiedenen Fleischarten und zweierlei Muscheln mit den Kartoffeln aus einem Topf zu schöpfen und es zu essen. Aber es war gut, zumindest mir hat es geschmeckt.

Eduardo hatte noch etwas Dessert eingekauft. Pisco Sour. Den stellte er nach dem grossen Fressen her. Alle zückten ihre Gläser und bekamen eine Shotmenge. Als alle bekommen hatten, wurde auf drei, besser gesagt auf tres, getrunken. Der Pisco war wirklich nicht schlecht, obwohl alle als Eduardo das frische Eiweiss in den Schüttelbecher gab, etwas schockiert waren, weil sie es nicht kannten. Aber alle haben die Woche ohne Probleme und ohne Verdauungsstörungen überlebt. Es wurden noch einige Runden fabriziert bis dann leider aller Rohstoff für Pisco Sour aufgebraucht war.

Nummernklau

An einem schönen Morgen habe ich bei einem Rundgang um unsere Motorräder bemerkt, dass bei Gabys Nummernschild die linke Plastikhalterung ausgebrochen war. Das hielt ich für einen Klauversuch auf das Nummernschild, weil es mehrere Spuren auf der Nummer gab. Zum Glück hielt sie mit dem Staub und Wasser, das wie ein Kleber wirkte, so gut in der Halterung. Sonst wäre sie weg gewesen. Also hatten wir eine Tagesaufgabe. Kopie der Nummern erstellen und montieren.

Gaby und ich zogen los in die Stadt um Farbkopien von
unseren Nummern anfertigen zu lassen und dies in Laminierfolie einschweissen zu lassen. Beim ersten Kopiershop den wir fanden klappte es auf Anhieb. Dann wollten wir die original kopierten Nummern auf einen Karton kleben, um in der Nummernhalterung besseren halt zu bekommen.

Dazu mussten wir in ein Einkaufszentrum um Karton und Leim zu kaufen. Das klappte auch wie am Schnürchen. Mit allen Materialien bewaffnet gingen wir zum Hostel zurück und bastelten in der Küche an unseren neuen Nummern rum. Ich mass die original Bleche aus, schnitt den Karton zurecht und klepte die ganze Schose zusammen. Nachdem

wir die Motorräder frisch gewaschen hätten, wollten wir die Nummern dann montieren.

Besuch der Zona Franca

Da Punta Arenas am Ende von Chile ist und keinen direkten Landweg zum Rest von Chile hat, gibt es hier eine Freihandelszone, um die Gegend einwenig interessant für die Industrie und Dienstleistungen zu machen. Diese Freihandelszone heisst Zona Franca und da wollen wir heute in. Nur glaubten wir das es ein Einkaufshaus sei.

Gaby und ich gingen zusammen mit Anita und Stefan. So konnten wir das Taxi bzw. das Colectivo teilen. Ein Colectivo in Punta Arenas ist bemalt und sieht aus wie ein Taxi, ist aber eigentlich ein Bus (nur für vier Personen) mit einer Streckennummer und einer festgelegten Fahrroute. Die Colectivo-Fahrer räubern hier über jeden Weg den sie kennen. Vor allem wenn das Auto voll ist und das Ziel für alle das Gleiche ist. Es ist schon Schräg wie viel Platz eine normale Strasse für zwei bis drei Auto nebeneinander hat. Man findet solche Fahrten nicht immer lustig, ich aber hatte meinen Spass, die Damen eher weniger.

Gesund und wieder munter in der Zona Franca angekommen, merkten wir, dass dies nicht ein einzelnes Gebäude ist sondern eben ein eingezäuntes Areal mit verschiedenen Geschäften. Wir durchkämmten alle Läden, vor allem die mit Treckingartikeln. Stefan suchte wasserdichte Handschuhe, weil seine eben nicht mehr dicht waren. Gaby hatte auf der letzten Fahrt kalt über die Schulter bekommen und wollte etwas Warmes kaufen. Sie sah eine Winddichte Jacke die vom Preis her einfach gekauft werden musste. Am Schluss waren alle fündig und zufrieden mit etwas aus dem Treckingladen gekommen. Britta und Simon trafen wir auch in einer Einkaufsmeile, dort wurde Unterhaltungselektronik im ganzen Haus feilgeboten. Simon rief mir zu, ich solle schnell her kommen. Sie zeigen ein Fussball Freundschaftsspiel Live am Fernsehen. Wir beide fixiert auf die Glotze starrend konnten uns fast nicht mehr lösen. Leider kam die Halbzeitpause und wir mussten mit unseren Frauen weiter.

Im letzten grossen Laden haben wir alle für die nächsten Tage die Lebensmittel eingekauft, die wir dann per Colectivo, das nicht so halsbrecherisch herum fuhr, nach Hause fuhren.

Ausflug auf den Friedhof

Der nächste Tag war auch mit einer sichtbaren Sonne aufgestanden und so entschlossen Gaby und ich den viel beschriebenen Friedhof von Punta Arenas zu besuchen. Anita und Stefan begleiteten uns, weil wir so viel davon erzählt hatten.

Die Gräber sind nicht einfach Gräber wie wir sie bei uns haben, nur mit einem Stein mit Inschrift. Nein hier werden, so zumindest bei den reicheren Familien, richtige haushohe Grabhäuser gebaut. Diese zu sehen ist schon eindrücklich. Natürlich sind die riesigen Prachtbauten gleich beim Eingang und wenn man einwenig nach hinten auf dem Friedhof geht sieht man die einfachen Gräber der einfachen Leute. Diese sind dann nur noch einfache Wandeinlassungen für die Särge.

Der Friedhof hatte ganz lange Aleen die zwar schmal waren, aber mit Bäumen gesäumt wo man nicht hindurch blicken konnte. Den Stamm konnte man nicht sehen. Wenn man die Bäume anrempelte, rempelten die Bäume zurück. Die gaben einfach nicht nach, so dicht war ihr Astwerk.

Waschtag der Motos

Unsere beiden Bikes standen immer noch vor Dreck der letzten Tage. Nun war es fällig, sie wieder schön glänzend zu machen. Nach Eduardos Angaben sollte die Tankstelle am Ende der Strasse einen Waschplatz haben.

Wir packten unsere Maschinchen und fuhren dorthin. Alles passte, ein Waschplatz und ein Hochdruckreiniger waren da vorhanden. Wir fragten nach dem Preis und ob wir selber die Bikes waschen können, weil so viel Elektronik dran wäre, die nicht direkt abgespritzt werden dürfe. Preis und selber waschen war in Ordnung, nur der Waschmann war einwenig deprimiert, wahrscheinlich weil er nicht selber rann durfte. Es kam viel Schmutz von den Motorrädern und das Salz von der Schiffsüberfahrt war auch endlich runtergewaschen. Als ein Motorrad sauber die Waschbox verlassen hatte und auf dem Vorhof vor sich trocknete, kamen die Arbeiter von der Tankstelle und mussten alle ein Foto haben, das wir ihnen auch gewärten.

Vor dem Hostel wieder angekommen holten wir unsere selbstgezimmerten Nummernschildern vor und versuchten sie in den Schilderhaltern einzuschieben. Dies klappte nicht, weil der Karton einfach nicht in die Führung von dem Nummernhalter reingehen wollte und dann noch weil sich der Leim vom Plastik und dem Karton wieder löste. Da verlor ich die Geduld und befand, dass der Karton überflüssig ist und einfach weggelassen werden kann. Der laminierten Folien wurden einfach in die Nummernhalter hineingeklebt und dann hielten sie auch perfekt.

Länder essen

Irgendwie kamen wir bei den engen Kochverhältnissen und über zehn Personen in der Küche einfach nicht vorwärts. So schlugen wir Anita und Stefan vor, dass wir echte schweizerische Älplermakaroni für uns machen könnten. Sie fanden dieses Retzept mit Nudeln und Apfelmuss skurril aber probierenswert. Also kochten Gaby und ich an einem Abend für vier Mäuler. Um es einfacher zu haben, begannen wir sehr früh, da


es mehr Platz bot. Weil Anita und Stefan beim geköche unbedingt mitmachen wollten, war der Platzgewinn doch auch wieder dahin. Zusammen waren wir aber recht schnell fertig und als andere kochen wollten, sassen wir schon am gedeckten Tisch. Also Anita und Stefan haben die Älplermakaroni gerne gehabt, weil von den zwei gekochten Töpfen nichts übrigblieb. Pluspunkt für uns. Simon meinte als er uns beim Kochen sah, dass er Morgen Abend Spätzle machen könnte. Wir alle sagten nicht nein.

Am Abend darauf standen das Dreiländereck Deutschland, Österreich und die Schweiz früh in der Küche. Die einen hatten Zutaten beigesteuert, andere wichtige Utensilien wie wir, wir hatten die grosse faltbare Schüssel dabei, die für die Teigvorbereitung optimal war. Simon kochte zuerst die Spätzle, danach füllte er sie in Lagen mit Sauerkraut, Zwiebeln und Käse abwechselnd in einen Topf. Am Schluss musste der Topf noch ins Backrohr, das nicht wirklich vorhanden war, für einige Minuten weilen.

Danach verzehrten wir mit Genuss und keinen weiteren Mitbewohner, alleine in der Küche diesen Festschmaus. Und wieder blieb kein Krümelchen übrig, weil es einfach fantastisch war.

Die Abreise

Erst nach einer Woche und nach mehrmaligem Aufschieben kam doch am Freitag der Abschied von allen lieb gewonnen im Hostel. Britta und Simon mussten als erste gehen, weil sie die Fähre nach Porvenir erwischen mussten. Alle waren einwenig traurig, weil es halt so gemütlich war. Vor lauter Verabschiedung kamen sie in Zeitbedrängniss und sie kannten den Weg nicht dort hin. Ich erklärte Simon, dass sie gleich links beim Haus in die Strasse einbiegen und bis zur grossen Hauptstrasse Ende Stadt drauf bleiben können.

Die nächsten waren Anita und Stefan. Sie wollten noch zu den Pinguinen fahren. Das für sie einen 40km langen steinigen Umweg bedeutete. Wir verabschiedeten uns voneinander, und machten aus, uns wieder irgendwo und wenn es erst zu Hause ist, wieder zu sehen. Gaby und ich sagten noch keck, dass wir sie auf dem Weg zu den Pinguinen einholen würden.

Als wir dran waren konnten wir uns nur noch von Eduardo und seiner Freundin Pamela verabschieden. Er machte von uns noch Fotos und bittete uns seine Flyer in Puerto Natales bei der Touristeninfo aufzulegen. Eduardo erklärte uns noch mit Kilometerangabe, wie wir zu den Pinguinen konnen.

Als wir an einer Tafel für Pinguinbesichtigung vorbei fuhren, meinte Gaby, dass wir hier abbiegen müssten. Ich meinte zu Gaby, dass es 10km zu früh sei. So fuhren wir weiter. Bei der Kilometerzahl die Eduardo angegeben hatte kam auch eine Tafel für die Pinguinbesichtigung. Dort bogen wir links ab und fuhren über die 20km Schotterpiste zum einsamen Strand. An einer Schranke mussten wir anhalten, weil wir nicht mehr weiter an das Meer fahren durften, da weiter vorne sichtbar ein langer Steg ins Meer ragte und als Beladungssteg einer Bergbaufirma nicht zugänglich war. Gaby fragte wo denn die Pinguinkolonie sei. Die wären schon lange nicht mehr an diesem Strand, meinte der Wachmann. So blieb uns nichts anderes übrig als wieder zu drehen. Zurück zur anderen Abbiegung hatten wir keine Lust mehr zu fahren, weil wir ja schon mehrmals Pinguine gesehen hatten.

Also fuhren wir auf dem direktesten Weg nach Puerto Natales.


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