Sonntag, 24. Februar 2008

San Miguel de Allende


Ganz gemütlich fahren wir am Sonntagmorgen aus der Millionenstadt Mexico D.F. heraus. Absichtlich haben wir unsere Abreise aufs Wochenende geschoben, da es dann am wenigsten Verkehr in der Stadt hat. Wir fahren in Richtung Toluca, eine Stadt die wir bereits kennen, da wir ja unsere Motorräder hierher in den Service gebracht haben. Wir entscheiden uns heute über die Autostrassen zu fahren, bei denen man eine so genannte Cuota bezahlen muss. Etwas später wird sich herausstellen, dass die Strassengebühren hier in Mexico immens hoch sind. Für ein Stück von gerade mal 245 Km bezahlen wir gesamthaft pro Motorrad 17.50 Sfr.

Für die ganze Strecke von Mexico D.F. bis San Miguel de Allende brauchen wir knappe vier Stunden. Es ist eine angenehme Fahrt, gute Strassenzustände, sehr wenig Verkehr und wieder mal super schönes, sonniges Wetter. Die Gegend ist grösstenteils sehr trocken und wir befinden uns während der gesamten Fahrt auf über 2’000 MüM.

Kurz vor San Miguel de Allende, an einem grossen Kreisel, halten wir an und rufen Grisel per Telefon an. Sie wird uns hier abholen, so müssen wir nicht in der Stadt herum irren.

San Miguel de Allende

Nach dem wir uns bei Grisel und ihren Töchtern Iskra und Pauline einquartiert, eine Dusche genossen und die neusten Infos von Juan ausgetauscht haben, gehen wir zusammen zum Park. Dort bewundern wir die Kathedrale und die schönen umliegenden Häuser. Hier in einem Restaurant bestellen wir eine Pizza für’s Mittagessen. Nach dem Essen staunen wir über die vielen Leute auf diesem Platz und beobachten das muntere Treiben.

„Am Abend soll hier noch mehr los sein“, erzählt uns Grisel und so gehen wir am Abend nochmals auf den Platz.

Jetzt steht die Kathedrale aus Stein, der am Tag rosa geschienen hat, voll im Flutlicht der Schweinwerfer. Sie ist wirklich schön, hat etwas vom Baustiel der ewigen Baustelle der Kathedrale von Barcelona. Wir essen hier das erste Mal, Maiskolben im Becher mit Käse, scharfer Sauce und einem Schuss Majonäse. Das ist wirklich gut und dazu noch ganz praktisch, denn so bekommt man mehr vom Mais und muss nicht am Maisstängel herum knabbern.

Nachbesserung bei unserem Motorrädern

Wir haben im Nachhinein festgestellt, dass hier die BMW-Vertretungen nicht besser sind, als andere die wir währende unserer Reise benötigt haben, mit Ausnahme von Bogota.

Bei einem 40'000 Kilometer Service sollte das Getriebeöl gewechselt werden, so schreibt es die Serviceanleitung vor, das wurde allerdings nicht gemacht. Das Öl haben wir schon in Mexiko City vorgängig gekauft und heute halt selber bei beiden Maschinen ersetzt. Das Dumme war dann nur, als ich mit dem Drehmomentschlüssel bei meiner Maschine denn Zapfen wieder angezogen habe, spürte ich den Anzugsmoment nicht und habe die Dichtung platt gemacht. So mussten wir auf die Suche nach einer neuen Dichtung gehen. Diese haben wir dann auch beim Nachbarn von Juan und Grisel, der eine Motorradwerkstatt betreibt, bekommen. Gaby und ich sind froh, so haben wir endlich dieses Öl auch wartungsmässig im richtigen Zeitpunkt ersetzt.

Eine weitere Aufgabe warte auf ihre Erledigung: die Zündkerzen, die beim Service von Gabys Maschine, entgegen des Auftrages, nicht ersetzt wurden. Auch diese Arbeit haben wir dann selber machen wollen. Doch mussten wir feststellen, dass unsere selbst gekauften Kerzen, die gemäss Verkäufer die gleichen sein sollen, wie die Originale, doch nicht gleich sind .Sie benötigen einen grösseren Einschraubschlüssel. Diesen hatten wir nicht, so gehen Gaby und ich einen kaufen. Doch dann passt der Schlüssel nicht in das Kerzenloch. Verdammt. „Same same, but different“, das haben uns die Thailänder immer über ihre Angebote erzählt, so ist es mit diesen verflixten Kerzen auch. Es sind grundsätzlich die gleichen Kerzen, aber die passen nicht ins Loch. Wir holen nochmals Rat bei Alberto, er telefoniert mit dem Lieferanten der Marke NGK, ob sie die benötigte Kerze an Lager hätten. Doch leider ist die Antwort negativ. Wir entschliessen uns die alten Bosch-Kerzen nochmals einzuschrauben und in den USA die gewünschten Ersatzkerzen zu kaufen. Nun haben wir auch verstanden, warum der BMW-Mechaniker unsere mitgelieferten Kerzen, während des Services, nicht eingebaut hat. Was schwer zu verstehen ist, ist das dies ohne ein Wort der Information geschah.

Ausflug nach Guanajuato

Guanajuato ist die nächste grössere Stadt und etwa 100 km von San Miguel entfernt. Wir machen uns mit Grisel und den Kindern um 13:00 Uhr, also gleich nach Schulschluss der Kinder, auf den Weg dort hin. Die Stadt glänzt mit vielen Strassentunnels und Unterführungen und einem Mumienmuseum und darum interessant zu sehen.

Beim Museum angekommen sind alle etwas geschockt, als wir die vielen ausgetrockneten Körper in den Vitrinen zur Schau gestellt sehen. Man muss bedenken, dass dies ja mal Menschen gewesen waren, die früher hier lebten und nach ihrem Tod einfach hier ins Museum gebracht wurden, weil sie keine Verwandte mehr hatten, die das hätten verhindern können. Die Mumien sind vom Friedhof und hier werden sie in Wandnischen bestattet und nicht wie bei uns in der Erde beigesetzt. Als wir das Museum gesehen hatten, drängte es uns in die Altstadt. Diese ist wirklich schön, mit all den engen Gassen. Es gibt sogar eine Gasse, da kann man von einem Balkon zum anderen die Freundin küssen. Leider nahm die Geschichte, der Legende dieses Balkons, ein tragisches Ende. Der Vater tötete seine Tochter als er sie beim wiederholten Mal erwischte wie sie ihren Geliebten, aber vom Vater nicht geduldeten, eben über diesem Balkongeländer küsste. Das Blut das vergossen wurde und auf die Treppe unten tropfte, ist heute ein Wallfahrtsort für Verliebte, nach. So muss man sich als Paar, auf der dritten Treppestufe, küssen, das bringt 15 Jahre Glück, sonst hat man 7 Jahre Pech. So haben Gaby und ich uns geküsst, jetzt kann uns nichts mehr passieren. Wir schlenderten noch zum Theater und der Kirche. Beim Theater haben wir erfahren, dass am nächsten Wochenende der Weltmeisterschaftslauf der Rallye WRC ausgetragen wird. Wir haben sogleich beschlossen, dass wir da dabei sein werden.

Nach all den Sehenswürdigkeiten sind wir alle erschöpft aber glücklich wieder nach Hause gefahren.

Ach ja fast hätte ich es noch vergessen, heute habe ich ja Geburtstag. Wir stoppten noch bei einem Einkaufszentrum um für mich einen Kuchen zu kaufen. Diesen musste ich nach „mexikanischen Brauch“ zuerst direkt anbeissen und danach in Stücke schneiden. Die Kinder hatten eine riesen Freude, ich und Gaby und Grisel natürlich auch.

Sporttag von Iskra

Heute hat Iskra ihren Sporttag, sie wird mit ihren Schulkameraden einen Wettlauf machen. So fahren wir, Gaby ich, Grisel und Iskra zum Sportplatz etwas ausserhalb. Iskra ist viel ruhiger als auch schon. Das scheint nicht so ihr Ding zu sein.

Hier sind schon ganz viele Kinder von ihrer Schule versammelt. Danach geht es zur 400 Meterbahn. Dort werden sie eine etwa 50 Meter lange strecke rennen. Die Kleinsten starten zuerst. Diese wissen gar nicht recht was von ihnen verlangt wird. Doch mit Hilfe von den Lehren finden sie ins Ziel. Dann ist Iskra dran, Grisel feuert sie heftig an, doch sie kommt als letzte ins Ziel. Macht nichts, dabei sein ist alles. Als das Rennen vorbei ist, taut auch Iskra wieder auf und mag wieder viel mehr erzählen. Nach dem Lauf ist nichts mehr, nur Morgen gilt es noch ein Veloparcour zu meistern.

Velorennen

Weil Grisel an eine Sitzung muss die zur gleichen Zeit wie der Sporttag von Iskra stattfindet, haben Gaby und ich uns bereit erklärt, die Kleine zu diesem Anlass zu begleiten. Grisel haben wir bei ihrem Treffpunkt aussteigen lassen und wir fahren wieder zum Sportplatz. Dort packen wir das Fahrrad der Kleinen aus und bringen sie zu ihrer Lehrerin. Diese haben wir am Vortag kennen gelernt.

Das Velorennen ist auf einem Platz, den alle dreimal umrunden müssen. Einige der Kleinsten sind so ehrgeizig, dass sie innerhalb der aufgestellten Pylonen ihre Runden drehen. Sie werden energisch von der Rektorin zurück gepfiffen und alle drei müssen nochmals starten, denn es gilt ausserhalb herum zu fahren! Iskra ist mit zwei anderen dran. Sie ist nicht die schnellste und wird Dritte und damit leider Letzte, aber heute gibt’s für alle Medallien. Das bringt am Schluss doch noch ein Lächeln in ihr Gesicht. Nach der Verteilung der Medallien ist der Anlass vorüber. Iskra möchte noch einwenig hier auf dem Platz spielen, dagegen haben wir nichts einzuwenden.

Am Abend feiern wir Grisels Geburtstag

Nach dem Spielen fahren wir drei noch schnell etwas kleines Einkaufen, da Grisel am 29. 2. Geburi hat. Und dieses Jahr gibt es endlich wieder einmal einen 29. 2. Das muss doch gefeiert werden.

Grisel ist noch nicht von ihrer Sitzung zurück. Gaby holt noch schnell Pauline von ihrer Schule um die Ecke ab und beginnt mit den Mädchen einen Geburtstagsschriftband zu basteln. Das wird dann vor der Türe aufgehängt.

Als Grisel dann nach Hause kommt ist sie freudig überrascht. Sie hat nach langem hin und her überlegen einige Nachbarn und Freunde für den Abend eingeladen. Wir gehen danach einen Kuchen und etwas zum Apéro einkaufen.

Am Abend merkt man Grisel an das sie Freude hat, dass sie doch einwenig feiern kann. Sie feiert länger als ich, denn ich hab irgendwann genug Wein und Tequilla bekommen und gehe früher als alle andern ins Bett.

Der nächste Tag ist für Grisel etwas hart. Sie hat etwas Mühe und kommt heute Samstag nicht so richtig auf die Schiene. Wir verschieben unser Rallye-Abenteuer auf den Sonntag.

WRC Weltmeisterschafsrennen

Am Sonntag sind wir alle früh auf, um nach Leon an einen Rennstreckenabschnitt zu fahren, auch ein Nachbar, Adam, hat sich uns angeschlossen.

Nachdem wir uns noch einwenig Verfahren auf der Autobahn kurz vor Leon, dachte ich schon wir kommen nicht mehr rechtzeitig zur Stecke. Doch wir sind genau richtig. Wir finden eine gut einsehbare Kurve wo wir die Rennwagen rein und wieder raus fahren sehen. Als wir parat sind kommt auch schon das Vorfahrauto und somit ab jetzt alle zwei Minuten ein Rennwagen. Auf einmal kreist ein Helikopter über unseren Köpfen und schon kommt ein Rennwagen um die vordere Ecke schiessend auf uns zu. Eine riesige Staubwolke wirbelt er auf. Bei uns in der Kurve fliegen nur noch die Steine. Wir sehen gerade noch das Hinterteil des Boliden und schon werden wir von der Staubwolke zugedeckt. Alle versuchen so schell wie möglich ihre Kameras vom Staub zu schützen, was nur teilweise gelingt. Wir sehen etwa 10 Autos sehr schnell an uns vorbei schiessen, danach werden die Autos langsamer. Diese sind die Gruppe N Wagen und danach die Nationalen. Diese haben nicht die gleiche Power wie die von den WRC Wagen. Das sind aber auch ganz andere Budgets die den Teams zur Verfügung stehen.

Als der grosse Tross vorbei ist, wollen wir nach Leon an die Siegerehrung. Diese verpassen wir leider, weil die Feier gleich nach dem Rennen abgehalten wird. Wir sehen dafür aber Rennwagen die sich, genau wie wir, durch den dichten Strassenverkehr wühlen müssen.

In den Hallen sehen wir nur noch wie die Teams ihr Hab und Gut zusammen packen. Doch draussen sehen wir alle Rallyeautos aufgestellt. Leider haben wir nicht erfahren wer gewonnen hat, aber das kann man ja im Internet nachlesen.

Unsere Abfahrt von San Miguel de Allende und somit der Abschied von Grisel und ihren Kindern hat sich um einen Tag verschoben, Gaby hat sich irgendwie erkältet und ist am Montag nicht fit. Das ist mir auch recht. So bleiben wir einen Tag länger als geplant.