Freitag, 8. Februar 2008

Oaxaca

Guido ist noch nicht in seiner Höchstform, die letzten Tage mit Fieber haben ihn geschwächt, aber heute ziehen wir trotzdem weiter, denn sonst verpassen wir unser Treffen mit Juan.

Es sind nur 250 Km bis nach Oaxaca und die nehmen wir früh am Morgen unter die Räder. Die Strecke ist wunderschön, sie besteht praktisch nur aus Kurven, schöne lang gezogene Kurven. Nur sehr wenig Verkehr ist hier unterwegs und wir geniessen dieses Stück sehr, es ist einfach herrlich. Guidos Maschine macht ab und zu Zicken, aber er hat das Ganze gut im Griff und fährt auch dementsprechend vorsichtig.

Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich, schon nach wenigen Kilometern haben wir einige Höhenmeter zurückgelegt. Anfangs ist die Landschaft sehr trocken und richtig braun, doch je höher wir kommen desto grüner wird alles. Es ist schon verblüffend, zu Hause ist bei 1'800 Meter die Baumgrenze erreicht und hier hat man das Gefühl, fängt die Vegetationsvielfalt erst richtig an.

Gut sind wir früh morgens losgefahren, denn die 250 Km kurvige Strasse braucht ihre Zeit. Nach fast sechs Stunden kommen wir in Oaxaca an und finden nach einigen Ehrenrunden in der Stadtmitte ein kleines, einfaches und günstiges Hotel. Die Motorräder können wir in den Patio gleich vor unsere Zimmertür stellen.

Nach einer verdienten, zwar kalten Dusche, gehen wir zu Fuss auf Erkundungstour.

Oaxaca’s Zentrum ist ein schöner Fleck, sehr alte, dafür gut erhaltene Gebäude säumen die Plaza. Wir schlendern durch den mit Blumen und Pflanzen reich verzierten Platz und setzen uns auf eine Bank. Ein Strassenhändler spricht uns an, will uns etwas verkaufen, aber wir wollen nichts erstehen. Wir bitten den Herrn um einen Tipp wo man hier eine gute Mole essen kann. Seine Augen glänzen und er deutet uns ihm zu folgen. Nach einem kurzen Fussmarsch stehen wir vor dem Restaurant ’El Naranjo’ und bedanken uns bei dem netten Herrn.

Wir sind im Moment die einzigen Gäste und der Besitzer begrüsst uns freundlich. Wir fragen nach Mole, einem sehr typischen Essen von Oaxaca. Begeistert erzählt er uns, der Amerikaner ist, wie er zum Originalrezept dieser Spezialität gekommen ist. Eine Einheimische kocht tagtäglich mit über 35 Zutaten dieses spezielle Saucengericht. Guido bestellt sich eine Mole rojo und ich eine negro, man hat die Auswahl zwischen Poulet und Schwein und wir beide entscheiden uns fürs Hühnchen.

Gespannt erwarten wir das Essen und machen uns bei dessen Ankunft hungrig darüber her. Auf unsern Tellern befindet sich eine grosse Fläche Sauce die unter sich das Fleischstück verbirgt, dazu gibt es Reis und ein Zucchettigemüse-Türmchen. Die schwarze Mole schmeckt sehr lecker, wegen der Schokolade bei mir eher süsslich. Die rote Mole schmeckt eher fruchtig und ist etwas pikanter. Wir geniessen diese köstlichen Gerichte und sind sehr schnell sehr satt. Die Sauce ist unglaublich sättigend, was da wohl alles drin ist? Wir finden es leider nicht herraus.

Wir schlendern noch einwenig durch das Städtchen und gehen zum Hotel zurück. Die Fahrt heute war anstrengend, besonders für Guido, der immer noch sehr müde und matt ist. Ein langer Schlaf soll ja Wunder wirken, also gehen wir wieder einmal früh zu Bett.

Tepotztlan

Heute ist Samstag und morgen haben wir uns mit Juan in Tres Marias, einem Ort nahe der Hauptstadt verabredet. Also ist unser Tagesziel, ein Ort namens Tepotztlan, der nur noch wenige Kilometer von Tres Marias entfernt ist.

Diese Tagesetappe birgt gute 400 Km, die wir in etwas mehr als sieben Stunden hinter uns bringen. Wiederum dürfen wir bei strahlend schönem Wetter reisen und die Gegend ist sehr abwechslungsreich. Die Strassen sind in gutem Zustand und wenig befahren. Wir kommen gut voran und geniessen den Tag.

Schon am frühen Nachmittag fahren wir in Tepotztlan ein und finden nach einigem Suchen ein Hostal, zwar eher im oberen Budgetrahmen von uns, doch mit Parkplatz und sehr zentraler Lage.

Nach einer verdienten Dusche gehen wir zu Fuss auf Erkundungstour. Der Ort liegt in einem Tal, das ringsherum mit hohen Bergen gesäumt ist. Die schmalen, teilweise steilen Gassen und Strässchen mit Kopfsteinpflaster vermitteln ein heimeliges Gefühl. Auf einem Balkon, mit Blick über eine lange Strasse gesäumt mit Marktständen aller Art, genehmigen wir uns eine kühle ‚Michelada’ (Bier mit Limonensaft und Salzrand). Danach gehen wir in den überdachten Mark und lassen das rege Handeln auf uns wirken. An einem Essensstand setzen wir uns vor die Theke und studieren das Angebot. Gleich werden wir von den freundlichen Frauen am Stand bedient. Wir versuchen ganz verschiedene Gerichte und bestellen immer wieder was Neues, für uns Unbekanntes. Es schmeckt alles herrlich und wir erfahren dabei, dass die für uns ungewohnten blauschwarzen Tacos aus blauen Mais gemacht sind. Es macht uns viel Spass den Frauen beim Kochen zuzusehen und wir lassen uns Zeit beim Essen. Zum Schluss bestellen wir noch einen frischgepressten Orangensaft und lassen uns den auf dem Weg zum kleinen Park schmecken. Im Park setzen wir uns auf eine Bank und lassen den Tag Revue passieren.

Tres Marias

Nach einer angenehmen Nacht machen wir uns rechzeitig auf den Weg nach Tres Marias. Um elf Uhr haben wir mit Juan abgemacht. Wo genau ist nicht festgelegt aber Juan hat gemeint, stellt euch einfach gut sichtbar mit euren Motorrädern an die Strassenseite.

Als wir nach kurzer Zeit in Tres Marias ankommen verstehen wir wieso. Hier ist jeden Sonntag ein riesiges Motorradtreffen und alle Fahrer säumen mit ihren Bikes die lange, gerade Dorfstrasse.

Also stellen wir uns dazu, gleich eilen einige Fahrer zu uns und weisen uns einen freien Parkplatz in der Reihe ein. Wir sind sofort von einer grossen Menschentraube umzingelt und alle wollen genaustens wissen woher wir sind, welches unsere Route ist, wie lange wir schon unterwes sind usw. Es ist herrlich all die fröhlichen, interessierten Motorradfans um uns herum zu haben und wir unterhalten uns angeregt mit ihnen. Aber wir haben noch keine Zeit gehabt Juan in diesem Gewusel zu suchen.

Plötzlich fährt, auf der Strasse direkt vor uns, einer im Wheely vorbei, ein weiterer folgt ihm nur auf dem Vorderrad seiner Rennmaschine. Wir sind erstaunt was hier alles herumsteht an neuen teuren Motorrädern.

Auf einmal hält ein Motorrad vor uns und es ist, ja klar, Juan. Es ist ein freudiges Wiedersehen, nach gut einem Jahr.

Wir setzen uns in eines der vielen kleinen Restaurants und trinken etwas. Es gibt viel zu erzählen, haben wir uns ja so lange nicht gesehen.