Dienstag, 18. Dezember 2007

Utila (Honduras)

Bis nach Comayagua

Also, wir haben es hier in Leon extrem genossen, aber wir wollen weiter. Unser nächstes Ziel ist Honduras und zwar die Karibikküste. Dort wollen wir endlich einmal ausgiebig Tauchen.

Wie immer, wenn eine Grenze zu meistern ist, stehen wir früh auf, um genügend Zeit für die Abfertigung zu haben. Wir haben ja nun schon an einigen zentralamerikanischen Grenzen gelernt, dass alles viel länger geht, als im einfachen Südamerika.

Den Weg aus Leon finden wir bei sonnigem Wetter auf Anhieb. Die Strasse ist bis etwa 10 Kilometer vor der Grenze sehr gut. Und am Zoll angekommen sind wir eigentlich die Einzigen. Leider brauchen wir mit den vielen Stempeln und auch Kopien, die nur Makulatur sind, satte zwei Stunden. Hinzu kommt noch, dass wir mit Geld einzahlen, dass als Strassengebühr eingezogen wird, gerade in die Mittagszeit gekommen sind und dann wäre es nochmals um eine Stunde länger gegangen. Ein Junge, der sich als quasi Agent ausgibt, kann die Leute um 10 Minuten, für den letzten Stempel, hinhalten. Natürlich geht das alles nicht ohne eine kleine „propina“ (Trinkgeld). Aber wir sind nur froh, wieder einen Zoll weiter zu sein.

Danach geht es auf der mehr oder weniger gut unterhaltenen Strasse in Richtung Hauptstadt, Tegucigalpa. Die Strecke ist an der Pazifikseite flach, mit kleinen Erhebungen. Als die Hauptstrasse in Richtung Landesinnere und der Hauptstadt hält, wird sie kurvig und steigt extrem steil an. Tegucigalpa muss also auf einer Anhöhe liegen. Die Zeit vergeht wie im Fluge und Gaby und ich kommen so gegen 16:00 Uhr in Tegucigalpa an. Hier beschliessen wir bei einem Geldautomaten honduranische Lempira zu holen. Doch alle Automaten die wir finden, wollen unsere Karte nicht akzeptieren. Ein Taxifahrer empfiehlt uns zum Flughafen zu fahren, dort hätten wir die Möglichkeit Geld zu bekommen. Der Flughafen ist eh an der Strasse von der wir gekommen sind. Also fahren wir das kleine Stück zurück. Die Einfahrt ist so klein, dass man den Flugplatz glatt verpassen kann und wir haben die Einfahrt verpasst. So drehen wir einige hundert Meter weiter um endlich an das Geld zu kommen.

Der Flughafen scheint nicht grösser als ein Sportflugplatz zu sein. Zumindest lässt sich dies am Gebäude vom Terminal vermuten. Es ist für einen Internationalen Flughafen schon einwenig klein. Aber man würde es kaum glauben, im Gebäude werde ich eines Bankomaten fündig.

Draussen wird Gaby von einigen Flughafenangestellten belagert und über uns ausgefragt. Dabei nutzen wir die Gelegenheit und fragen die Leute über unser nächstes Übernachtungsziel Comayagua aus. Dieses soll zwischen einer halben und einer dreiviertel Stunde von hier entfernt liegen. Also gerade vor dem Eindunkeln machbar. Wir fahren also weiter, gemäss den Angaben der Leute. Diese sind zum Glück brauchbar, nicht wie zur Genüge schon erlebt, wo wir immer wieder nachfragen mussten.

Doch Comayagua ist nicht eine halbe oder einer dreiviertel Stunde entfernt gewesen, sondern ganze anderthalb Stunden. Soviel über Zeitangaben hier in Mittelamerika. Wir schaffen es gerade so beim Eindunkeln eine Bleibe für die Nacht zu finden. Nachdem wir alles verstaut haben gehen wir auf Empfehlung des Hotelbesitzers ins nahe gelegene chinesische Restaurant. Dort bestellt sich Gaby einen Teller Reis mit Gemüse, ohne Fleisch. Die Serviertochter bestätigt, ein vegetarisches Essen. Für mich soll es einen Teller Hühnchen Süsssauer geben. Als die Teller uns hingestellt werden, können wir es fast nicht glauben, dass diese Portionen für uns sein sollen. Sie sind so gross, dass locker vier bis fünf, wenn nicht sogar sechs Personen satt geworden wären. Gabys Vegiteller mit Gemüse wurde auf nur Reis ohne Gemüse reduziert. Nach einmal nachschöpfen, von den riesen Bergen an Essen haben wir es gesehen, lassen uns den Rest einpacken und ziehen uns zum Schlafen zurück.

Das letzte Stück nach La Ceiba

Der Morgen ist dick mit grauen Wolken verhangen. „Das ist nicht gut“, denke ich so für mich. Aber nichts desto Trotz fahren wir los. Die Stecke liegt immer noch sehr in den Hügeln von Honduras, was ein wenig an das Berge fahren von Zuhause erinnern lässt. Das Wetter reisst auch auf. So gegen den Mittag erreichen wir die karibische Küstengegend. Leider ziehen hier wieder die Wolken zusammen und es fängt an zu regnen. Gaby und ich halten nach der zweiten Dusche bei einer Tankstelle an und verpflegen uns mit Lichas (ähnlich wie Lychies), die hier anscheinend angebaut werden. Als es aufgehört hat zu regnen fahren wir weiter. Doch der nächste Regen lässt nur bis Ende Dorf auf sich warten. Wir ziehen es bis nach La Ceiba ohne Regenschutz durch.

In La Ceiba, in einer einstündigen Regenfahrt, angekommen, können wir uns wieder mal mit Wasserdurchfahrten, mitten in der Stadt, beschäftigen. Einige lassen wir aus, weil wir einfach nicht abschätzen können, wie tief diese überfluteten Strassenabschnitte wirklich sind. Nach langem Suchen einer Unterkunft, wo wir unser Motorräder stehen lassen können, werden wir dann endlich fündig.

Durch und durch nass, können wir endlich unsere Kleidung ablegen und eine kalte Dusche, warme gibt es hier in der heissen Gegend nicht, nehmen. Wir versuchen alle unsere nassen Kleider so gut es geht vor der Klimaanlage zu drapieren, um sie möglichst schnell trocken zu kriegen. Schnell wird uns klar, dass wir die Kleider nicht über Nacht trocken kriegen. So beschliessen wir einen Tag länger hier im Hotel zu bleiben. Wir haben jetzt nur noch Hunger. So gehen wir beide zum Pizza Hut, ja Fastfood muss auch sein, eine Pizza essen.

Kurz vor Utila

Am Morgen, als wir einen ersten Blick nach draussen werfen, regnet es immer noch. Es kommt uns vor als hätte es einwenig an Intensität gewonnen. Und tatsächlich, am Mittag füllt sich sogar auch der Strassenabschnitt wo unser Hotel steht. Dies war gestern nicht der Fall. Es ist ein ungewöhnliches Schauspiel, das uns geboten wird. Wir bleiben mehrheitlich im Hotelzimmer und drapieren oft unsere nassen Kleider um, oder gehen kurz raus um etwas Essen zu fangen. Zum Glück hat unser Zimmer Kabelfernsehen und so schlagen wir die Zeit bis am Abend tot.

Da wir unsere Motorräder nicht mit auf die Insel nehmen werden und auch ein Grossteil unseres Gepäcks hier im Hotel einstellen dürfen, heisst es Umpacken. Der Morgen ist sehr schnell da, da das Schiff nach Utila früh am Morgen vom Hafen ablegt, müssen wir unser ganzes Hab und Gut in die Taschen verstauen, auch die Motorradkleider die nach unserem Gutdünken trocken sind. Glück gehabt.
Als wir in der Rezeption unten stehen, wird uns gesagt, „dass das Schiff heute Morgen nicht von Utila ausgelaufen ist, weil es eine so stürmische See habe.“ Ja super, also ist warten angesagt. Bis am Mittag um 14:00 Uhr wissen sie mehr. Wir suchen in der Zwischenzeit einwenig Geld, da unsere Kalkulation mit dem was wir noch haben, nicht aufgehen würde und beschäftigen uns einwenig mit Stadtbesichtigung, es regnet zum Glück nicht mehr und auch die Strassenflüsse sind versickert .

Als wir gegen 14:15 Uhr ins Hotel zurückkommen ist die Hektik ausgebrochen. Viele von den Hotelgästen hatten das gleiche wie wir vor und jetzt ist die Information da, dass das Schiff pünktlich um 16:00 Uhr hier in La Ceiba ablegen wird. Also nichts wie los. Wir können das Taxi bis zum Hafen mit einer Frau und ihrer Tochter, die von Utila sind und hier Gestern auf dem Festland nur shoppen gehen wollten, gestrandet waren, teilen.
Das Schiff ist nicht einmal im Hafen, aber das ist uns egal, die Dame hat einen guten Draht zum Kapitän, der ihr eine gute halbe Stunde Verspätung eingestand. Bis das Schiff endlich an der Mole festgezurrt ist und alle Leute ausgestiegen, alle Rucksäcke und andere Kisten verteilt und die neuen mit ihren Gepäckstücken verpack waren, vergeht eine ganze Weile. Das Schiff legt nicht pünktlich ab, aber das ist Gaby und mir egal. Hauptsache, endlich nach Utila. Die Fahrt ist einwenig ruppig, dass bekommt nicht allen Hobbyseebären gut. Die Crew ist für diese Fälle vorbereitet und hat schon früh Tüten für dringende Notfälle verteilt.

Zum Juwelen Key

In der Dunkelheit erreichen wir Utila. Wir sehen nicht viel von dem Dorf, da es eine spärliche Beleuchtung hat. Wir steuern direkt auf die Tauchbasis zu, von der wir vermuten, dass Stefan und Sabine dort ihre Tauchausbildung machen. Und tatsächlich, sie sind bei dieser Basis von „Capitan Morgan“, jedoch auf einer vor gelagerten Insel mit Dorf die Jewel-Key heisst. Dort gibt es ein basiseigenes Hotel, das sehr ruhig und günstig ist. Das wollen wir auch, leider erst am nächsten Morgen. So schlafen wir eine Nacht auf Utila, auch in einem Hotel, das der Basis sehr nahe steht, aber extrem weg vom Schuss ist. So müssen wir am folgenden Morgen wieder früh raus und ein ganzes Stück bis zum Pier wo das Boot der Tauchschule losfährt zurücklegen.Auf der halbstündigen Fahrt sehen wir die Küstenlinie der Insel. An der ganzen Küste hat es kleinere oder grössere Häuserkomplexe, die entweder Hotels oder fette Ferienresidentien von Reichen sind. Bei beim Key angekommen stehen auch schon Stefan und Sabine im Hoteleingang, das keine 30 Meter vom Pier weg ist.

Die Begrüssung ist freudig, obwohl wir uns nicht vor langer Zeit getrennt haben. Es gibt viel zu erzählen, wer wo durch gefahren ist und was jeder so an den anderen Orten erlebt hat. Sabine und Stefan haben heute ihren freien Tauchtag nach der Ausbildung zu OWD-Tauchern genommen. Gaby und ich haben uns für die zwei Tauchgänge morgen eingetragen. Auch Stefan und Sabine tauchen morgen wieder denn sie haben noch zwei freie Tauchgänge zu Gute.

Tauchen um Utila

Der Tauchtag lässt sich etwa folgendermassen kurz umschreiben. Am Morgen, um 07:00 Uhr legt das Tauchschiff in Utila ab, braucht etwa eine halbe Stunde bis zum Key, dann werden die Ausrüstungen am Pier zusammengesetzt und aufs Boot gebracht. Dann wird zu einem Tauchplatz gefahren und einen Tauchgang gemacht. Danach gibt es eine Oberflächenpause und eine Verschiebung zum nächsten Tauchplatz und darauf folgt der zweite Tauchgang. Danach zurück, Ausrüstung waschen, ab zum Mittagessen in einen von den drei Restaurants mit etwa 15 Menuvorschlägen die alle in etwa das gleiche beinhalten. Der Nachmittag ist frei um zu Faulenzen, Kanufahren zu den weiteren Keys, Schnorcheln oder sonst was zu tun.

Ja es ist schon hart, wenn man für das Tauchen früh aufstehen muss, aber ich hab es gern getan.

„Wie ist Utila zum Tauchen?“, das fragte ich mich schon die ganze Zeit, da wir immer nur gehört haben, es sei der billigste Platz auf der Welt, um Tauchen zu lernen, aber leider nie eine Info erhalten haben wie die Tauchplätze wirklich sind. Hier meine eigenen, sicher subjektiven Eindrücke.

Die Korallenwelt ist gut intakt. Wir sehen bei den Tauchgängen riesige Röhrenschwämme die bis mannshoch sind. Viele kleine bis grosse Hartkorallen sind in verschiedenen Ausführungen zu bewundern. Das Riff ist immer wieder spannend mit seinen tiefen und langen Kanälen, die mir sehr gefallen. Fische hat es auch. Wie immer „viele bunte Fische“ aber vorwiegend kleine Exemplare. Leider nicht viel Kleines wie Schnecken oder Seesterne gesehen. Auch Grosses wie, Riffhaie, Weissspitzenhaie, oder Ammenhaie waren selten. Wir haben nur einen einzigen Hai in 11 Tauchgängen gesehen. Das ist schon ein bisschen wenig. Schildkröten haben wir verpasst, die hätte es am ersten Tag als wir hätten Tauchen gehen können, gehabt. Das hat uns Scott, ein Amerikaner der in Alaska lebt und uns dort unbedingt wieder sehen will, erzählt. Der Nachttauchgang war nicht speziell, da es einfach keine grossen nachtaktiven Räuber in den Riffen hat.

Dafür haben wir grosse Krebse, verschiedene Rochenarten, Flamingo Tounge (eine Art Kauri, oder vielleicht doch ne Schnecke), viele Pfeilspitzenkrebse, einen grossen Barracuda oder Kofferfische, von denen ich die Namen nicht in deutsch kenne, gesehen.

Leider haben wir keinen Walhai gesehen. Die sind dort sehr häufig. Aber die Saison ist nicht die Richtige, obwohl an einem Tag unser Kapitän von einem Tier vor der Küste gehört hatte. Er hielt bei den Tauchgängen auf der Nordseite immer Ausschau, aber das Glück war nicht auf unserer Seite.

Die Tauchgänge sind im Grossen und Ganzen ok gewesen. Für meinen Geschmack ist die Riffwelt aber nicht so abwechslungsreich wie in asiatischen Gewässern.

Leben auf den Keys

Ja, am Nachmittag nach dem Mittagessen haben Scott, Gaby und ich immer wieder versucht die aktuellen, hausgebackenen Kekse zu bekommen. Leider sind die oft schon am Nachmittag ausverkauft gewesen und wir wurden auf den nächsten Tag vertröstet.

Gegen den Abend haben wir uns zu einem Restaurant aufgemacht wo es einen Steg in die Bucht hatte. Dort vom Steg konnten wir den Sonnenuntergang und den Mondaufgang erleben. Jeden Abend haben wir den Pelikanen zugeschaut wie sie fischen. An einigen Abenden sind Tiere unter dem Steg vorbeigeschwommen, die wir nie während eines Tauchgangs gesehen haben. So ist ein riesiger Rochen oder ein grosser Maskenkugelfisch vorbeigekommen. Oder ein riesiger Schwarm junger Fische, der das ganze Wasser schwarz gefärbt hat. Einmal hatte ich das Glück einen Adlerrochen aus dem Wasser springen zu sehen. Das ist schon fantastisch gewesen.

Weihnachten

Das Quintett, Sabi, Stefan, Scott, Gaby und ich, haben einen Tag vor Weihnachten genug getaucht oder Ausbildung gemacht. Die anderen drei haben noch den Advanced angehängt. So sind wir alle fünf an Allerheiligen nach Utila zurück gefahren, um am 26. Dezember wieder aufs Festland zurückzukehren und weiter nach Norden zu reisen.

Auf Utila als Scott, Gaby und ich die anderen beiden in einem Internetcafe suchten, ist uns doch prompt der Weihnachtsmann in einem Golfwagen mit einer Heerschar von Helfern entgegen gekommen. Sie haben den Kindern Süssigkeiten und kleine Geschenke zugeworfen. Sogar wir haben ein Geschenk vom Weihnachtsmann bekommen, eine neue Zahnbürste. Wir haben uns riesig gefreut. Leider hatten wir keine Kamera dabei um dieses Schauspiel zu fotografieren.

Am Abend gehen wir alle aus und geniessen die Nacht mit Drinks und fetten Drum and Base klängen.

Der Weihnachtstag ist sehr ruhig. Viele Restaurants haben geschlossen. Sabi kocht für uns alle feine Spagettis. Am Abend wollen wir, nachdem wir einen Film auf unserem Laptop gesehen haben, etwas essen. Die erste Küche verlassen wir, nachdem wir über eine dreiviertel Stunde auf das Essen gewartet und die Zustände in der Küche gesehen haben. So bekommen wir beim letzten offenen Restaurant kurz vor 21:30 Uhr doch noch etwas zu beissen.

Abschied von der Insel

Also es ist schon verhext. Immer wenn man von A nach B will, muss man früh aufstehen. Hier ist es wieder so. Das Boot verlässt den Pier von Utila um 6:15 Uhr. Ok, wir wissen, hier ist niemand wirklich pünktlich, aber es ist doch früh.

Wir nehmen auf dem oberen Deck des Schiffes platz und geniessen eine ruhige Schiffsfahrt zum Festland.

Dort nehmen wir von einander Abschied. Eigentlich haben alle das gleiche Ziel, die Ruinen von Copan, aber weil jeder noch etwas erledigen will oder muss trennen sich hier unsere Wege, um sich bald wieder zu kreuzen.