Montag, 31. Dezember 2007

Coban

Bei wieder einmal schönstem Wetter verlassen Guido und ich Antigua und fahren in Richtung unseres Tagesziels Coban. Da wir keine präzisen Strassenkarten gefunden haben, wissen wir nicht ganz genau wie viele Kilometer vor uns liegen. Wir haben uns eine Strecke ausgesucht die uns quer durch die Hügel nach Coban bringen soll. Anfangs fragen wir uns von Dorf zu Dorf durch damit wir den Weg finden. Das geht sehr gut, denn die Leute hier sind sehr hilfsbereit und freundlich. Bald schon finden wir einen Wegweiser der unser Ziel anzeigt, wir sind sehr überrascht über die gute Beschilderung. Doch dann zeigt das nächste Schild nach rechts weg von der geteerten Strasse auf eine Schotterpiste. Merkwürdig, sind wir doch davon ausgegangen, dass die gesamte Strecke geteert sein soll. Auch der Polizist, den wir in Antigua nach dem Strassenzustand gefragt haben, hat uns gesagt, es sei alles eine viel befahrene Teerstrasse. Anfangs fragen wir uns noch, ob wir wohl richtig sind. Aber nachdem uns ein Einheimischer die Gewissheit gibt, dass diese Strasse nach Coban führt, geniessen wir die Piste.

Es ist eine tolle Gegend hier. Alles grün bewachsen und hügelig. Auch die Schotterpiste ist gut ausgefahren und bei diesem herrlichen Sonnenschein passt alles. Immer wieder sehen wir Leute am Strassenrand entlang gehen und ab und zu einige Hütten mit Hühnern oder Schweinen davor. Etwas abrupt wird die Strasse immer sandiger und plötzlich muss Guido vor einer leicht abfallenden Linkskurve anhalten. Ein Pickup kämpft sich gerade durch den ca. 10 cm tiefen roten Sandstaub. Nach kurzer Zeit hat er es geschafft und fährt an uns vorbei. „Na super“, denke ich, „das ist doch genau die Art von Strasse, die ich so über alles liebe! Was soll’s, da müssen wir durch.“

Im Schritttempo kämpfen wir uns durch die beiden vor uns liegenden Kurven, die beide tief gesandet sind. Es geht alles gut und schon bald geht die Strasse wieder in angenehmen Schotter über. Uff, bin ich froh, mal sehen was diese Strecke noch so an Überraschungen birgt. Die nächsten Kilometer schlängeln sich durch Hügel und Täler und immer wieder kommen wir mal an einem grösseren Dörfchen vorbei. Teilweise müssen wir in den Orten nach dem Weg zum nächsten Dorf fragen, aber meistens hat es nur eine Strasse die rein- und auch wieder rausführt.

Als wir nach mehr als 100 Km endlich wieder Asphalt unter den Rädern haben, sind wir froh, denn die kurvige Strecke hat sehr viel Zeit in Anspruch genommen. Nun können wir wieder zügiger weiterfahren. Ein Tankstopp und was Kühles zu Trinken ist genau das was wir jetzt brauchen. Frisch und munter geht’s danach weiter, es liegen nun noch ca. zwei Stunden Fahrt vor uns.

Gegen 16:00 Uhr erreichen wir die Stadt Coban wo wir recht schnell eine Unterkunft mit Parkplatz finden.

Nachdem wir all den Staub mit einer heissen Dusche losgeworden sind, genehmigen wir uns ein feines Nachtessen. Das einheimische Bier schmeckt uns gut. Wir genehmigen uns gleich noch ein Zweites zu unserer leckeren Pizza. Schliesslich gibt es ja was zum Anstossen, heute ist der 31.12.07. Leider entdecken wir bei einem Spatziergang durch den Ort, dass hier nicht wirklich öffentlich gefeiert wird. So machen wir uns auf den Heimweg, da es nicht einmal Bars gibt, die feiern würden. Nach der anstrengenden Tagesetappe sind wir auch nicht mehr so fit und legen uns deshalb noch im alten Jahr schlafen. Beim Einschlafen hören wir, dass hier das neue Jahr doch auch mit einwenig Feuerwerk begrüsst wird.

Semuc Champey

Am 1. 1. haben wir uns für eine Tour nach Semuc Champey angemeldet und werden bereits um 7:00 Uhr früh abgeholt. Die zwei einhalb stündige Fahrt führt uns durch grüne Hügel und Täler an vielen Kaffeeplantagen vorbei. Die ersten 50 Km noch über Asphaltstrasse, die restlichen 22 Km über Schotterstrassen. Unser Chauffeur hat es im Griff und fährt uns in angenehmem, sicherem Tempo durch die wunderschöne Gegend. Die Strasse ist an vielen Stellen sehr eng und es hat ab und zu mal Gegenverkehr. Als es leicht zu nieseln beginnt fahren wir an ein extrem steiles Wegstück heran. Damit der Verkehr besseren Halt haben soll, wurden zwei Spuren auf die Schotterstrasse einbetoniert. Leider haben diese Spuren Löcher drin und sind wegen des Regens extrem rutschig. Unser Minibus schafft es auch nach mehrmaligen Versuchen nicht, den steilen Hügel rauf. Wir bleiben nach dem letzten, abenteuerlichen Anlauf mitten auf der Strasse hängen, da der Bus auf der Spur aufgesetzt hat. OK, alle Passagiere steigen aus und müssen sehr vorsichtig sein, denn schon zu Fuss fällt man ohne sich an etwas fest zu halten auf der glitschigen Spur fast hin. Via Handy wird Hilfe angefordert. Nach etwa 20 Minuten kommt ein Pickup den Hügel runter gefahren und er hat ein Seil dabei. Beim Versuch zu bremsen, schliddert er, und kommt erst gefährlich nahe an unseren festgefahrenen Bus zu Stehen. Zuerst versucht er uns im Rückwärtsgang raus zu ziehen, doch das funktioniert auch nicht, nachdem wir Passagiere uns als Ballast auf die Ladefläche des Pickups gestellt haben. Ein weiterer Versuch bringt das Seil zum reissen. Also der nächste Versuch. Der Pickup dreht sich so, dass er uns im Vorwärtsgang ziehen kann. Das Seil wird neu festgezurrt und los geht’s. Mit viel Schliddern und Ach und Krach kommt der Bus frei und wird bis auf die nächste Anhöhe abgeschleppt. Gut unser Chauffeur ist zuversichtlich, dass wir den Rest des Weges alleine schaffen. Was auch der Fall ist.

Bald halten wir an einem kleinen Restaurant mitten im Busch an und bekommen unser Frühstück serviert. Unser Guide Benjamin gesellt sich zu uns und begleitet uns den ganzen Tag. Beim Parkplatz vom Naturpark Semuc Champey ist Endstation und wir gehen zu Fuss in den Park.

Über einige Holzbrücken gehen wir durch ein dichtes Waldstück und erblicken schon nach wenigen Metern einen der türkisblauen Pools. Semuc Champey ist eine Naturbrücke aus Stein, unter der ein tosender Fluss durchfliesst und darüber fliesst Wasser aus kleinen Bächen, das die vielen Einbuchtungen der Steinbrücke zu wunderschönen türkisfarbigen Pools anfüllt. Es ist ein überwältigender Anblick, diese natürlichen Schwimmbecken, die mit glasklarem angenehm warmem Wasser gefüllt sind. Um uns einen Überblick zu verschaffen steigen wir den steilen Weg zum Aussichtspunkt hoch. Aus gut 300 Metern Höhe können wir die ganze Naturbrücke eingebettet in einem Waldstück bewundern. Herrlich dieses Farbenspiel. Nachdem wir uns satt gesehen haben, kehren wir zu den Pools zurück um endlich, das klare Nass zu geniessen. Es hat viele Einheimische die gemütlich ein Picknick geniessen. Auch wir verspeisen unser Sandwich und tummeln uns danach in den Pool herum. Es hat einige Klippenspringer die sich von den steilen Uferhängen ins Wasser stürzen. Im glasklaren Wasser kann man die vielen kleinen Fische beobachten, die immer wieder an unserer Haut knabbern. Das ist ein lustiges Gefühl, es kitzelt sehr.

Gegen 15:00 Uhr verlassen wir den Park mit dem Bus und fahren das ganze Stück wieder zurück. Die rutschigen Abschnitte sind mittlerweile vom erneuten Regen sauber gewaschen und wir kommen ohne Probleme durch.

Lanquin Höhlen

Bei den Lanquin Höhlen ist unser letzter Halt auf dieser Tour. Wir können zu Fuss bis tief in die Höhlen vordringen. Sie ist gut beleuchtet, aber der Boden ist sehr rutschig. Es ist ein sehr imposantes Höhlensystem, bei dem bis heute niemand einen Ausgang entdecken konnte. Wir bewundern die vielen abstrakten Formen, die durch Stalaktiten und Stalagmiten geformt wurden. Wie in den meisten Höhlen ist es recht warm und feucht. Ein zwei Fledermäuse können wir auch kurz sehen. Nach dem Besuch der Höhlen liegt noch die ca. zweistündige Rückfahrt vor uns. Es ist bereits stockdunkel als wir während der Fahrt von einem Ruckeln begleitet von einem lauten Geräusch aufgeschreckt werden. Unser Chauffeur stellt einen Platten fest und wechselt innert kürzester Zeit den kaputten Reifen aus. Nun geht die Fahrt weiter und schon bald erreichen wir Coban.

Es ist bereits sehr spät und wir gehen nach einem kurzen Abendessen gleich zu Bett. Am nächsten morgen wollen wir früh los damit wir unser nächstes Ziel Flores zeitig erreichen.

Leider regnet es in Strömen und wir haben keinen Bock schon wieder eine Regenfahrt hinter uns zu bringen. Glücklicherweise haben wir keine Eile und so bleiben wir halt noch einen Tag länger hier in Coban. Wir nutzen die Zeit um unseren Blog auf den neusten Stand zu bringen und in unseren Reiseführern zu schmökern. Leider ist es auch kalt geworden, nur noch ca. 10 Grad und wir müssen nach langer Zeit wiedermal unserer warmen Sachen hervorkramen.