Mittwoch, 9. Juli 2008

Inuvik

Bis Eagle Plains

Also der Dempster Hwy, in seiner vollen Länge 740 Km, wird von ganz zähen Motorradfahren in etwa 13 Stunden befahren. Aber dann müssen das Wetter und die Strecke perfekt trocken sein. Wir machen die Strecke in zwei Etappen, dass ist einfach gemütlicher und wir sind ja nicht in Eile.

Der Einstieg ist die Dempster Junction. Von hier geht es etwa 100 Km in einer Waldschneise zur höchsten Stelle auf einen Pass. Danach kommt man in eine tundraähnliche Ebene wo man Elche an Seen sehen kann. Wir hatten leider nicht das Glück einen zu sehen. Diese Ebene ist auch wieder etwa 100 Km lang. Danach geht die super festgefahrene Piste, die man im trockenen Zustand locker mit 90 Km/h befahren kann, zwischen Bergzügen hindurch. Dabei wird man öfters von Bächen oder sogar grossen Flüssen begleitet. Hat man dieses Hügeltal durchfahren führt der Weg auf eine Bergkette. Auf diesem Bergzug hat man eine super Aussicht auf die Ogilvie Bergzüge. Dort oben sehen wir das Auto der beiden Ladys von Bend. Wir überholen sie winkend und haben aber jetzt eine nicht festgefahrene Piste vor uns. Sie ist vom Regen der letzten Tag etwas aufgeweicht. So ziehen sich die letzten 170 Km bis Eagle Plains hin.

Gaby und ich kommen jetzt immer wieder in kleine Schauer, aber wir werden nicht komplett durchnässt und so sind wir trocken in Eagle Plains an der Rezeption angekommen und kaufen uns für die Nacht ein. Amy und Coolen sind zusammen mit ihrer Mischlingsündin Kaiowa auch schon eingetroffen. Als wir wieder raus wollen kommt gerade ein Schauer und so warten wir im Gebäude, dass eine wichtige Anlaufstelle für alle hier ist. Denn hier gibt es das erste Mal wieder Benzin. Das Gabys Maschine braucht.

Polarkreis

Wir zelten da und als Gaby und ich aufwachen, sind die meisten Camper, so auch Coleen und Amy, weiter gezogen. Wir genehmigen uns ein kurzes Frühstück und packen danach alles ein. Es geht nur noch 40 Km und wir sind wieder an einem Ziel angelangt. Es ist der Arctic Circle. Der Polarkreis ist mit einem grossen Display und Beschriftung von weitem erkennbar. Ab den Koordinaten 66° 33’ geht die Sonne definitiv im Sommer nicht mehr unter. Dafür geht hier oben im Winter für rund einen Monat die Sonne nicht mehr auf.

Nach dem obligaten Foto und einem Schwatz mit einem Lastwagenfahrer, der auch das erste Mal hier hochfährt, geht es weiter in den Norden. Die Strecke ist immer noch super zu befahren. Bis wir zur Grenze von Yukon und dem Nord West Territory. Auf der NWT Seite haben sie die Strasse verbreitert und somit liegt hier viel loser Schotter auf der Strasse. Doch wir meistern uns auch durch diese hügelige Landschaft. Sogar durch die Baustelle mit dem weichen Untergrund.

Nun kommen wir zum McKenzie Delta. Da kann man nochmals in Fort McPherson das Motorrad billig voll tanken. Hier im Delta werden wir mit Fähren über zwei Flussarme vom McKenzie Fluss gefahren. Und dann kommen nur noch 130 Km. Doch die haben es in sich. Es ist nur loser Schotter und zwischen drin regnet es und der Grainder (eine Baumaschine die die Strassenoberfläche abzieht) ist auch noch drüber gegangen. Als wir die Tafel vom Flughafen Inuvik sehen und die letzten 10 Km auf Teer nach Inuvik fahren können sind wir froh, dass wir endlich angekommen sind.

Bei einer riesigen Tafel, die das Ende des Dempster Hwy markiert schiessen wir unser Erinnerungsfoto. Danach suchen wir den Campingplatz mitten in der Stadt bzw. Dorf. Schnell das Zelt auf einem Holzboden aufgebaut, etwas schnell gekocht, gegessen und Feierabend ist. Aber zum einschlafen brauchen wir beide eine Verdunkelung der Augen, ein T-Shirt tut seinen Dienst auch auf diese Weise.

Inuvik

So, heute Morgen sind wir auf der Piste um im Infocenter über die Festivitäten mehr zu erfahren. Doch da weiss man auch nur, dass morgen Abend das Fest eröffnet wird. Aber im Gemeindebüro sollen sie scheinbar mehr wissen. So gehen wir als wir alle Geschäfte von innen und von aussen gesehen haben dort hin. Doch eines müssen wir an dieser Stelle schon noch erzählen. Ich glaube hier sind die nördlichsten Restaurants von zwei Fastfoodketten und das sind Kentucky Fried Chicken und Pizzahut. Die haben hier in einem Laden einen Express Service. Schon lustig, und ja wir haben sie getestet. Sie sind wie die anderen im Süden.

Auf der Gemeinde bekommen wir als erste einen Festplan und da lesen wir heraus, dass morgen der Oceans Day Umzug mit anschliessendem Picknick am Hafen ist. Am Abend die Eröffnung vom Art Festival und am nächsten Abend gibt es ein Konzert von einer einheimischen Band und Lucie Liluet. Sie ist aus Yellow Knife NWT und somit aus der Gegend und produziert in Kanada erfolgreich Musik. Also noch einmal schlafen und es geht los.

Am späteren Nachmittag treffen wir Coleen und Amy wieder. Da sie auf demselben Campingplatz sind, haben sie uns gestern Abend noch gesehen bzw. unsere Motorräder und das Zelt. Wir haben etwa die gleichen Pläne für das Fest und wollen einiges zusammen anschauen.

Oceans Day

Der Oceans Day wird hier nicht das erste Mal gefeiert. Viele aus der Kommune haben ein Fahrzeug mit dem Thema Ozean geschmückt und fahren so durch die Stadt. Von den Autos oder Anhängern werden Süssigkeiten oder Wasser in Flaschen verteilt. Danach werden die Wagen am Hafen unten prämiert. Als der Umzug fertig ist, spazieren viele Leute, Einheimische wie auch Touristen zum Hafen. Dort werden eine Art Donuts, Salat, Fisch, Hamburger und Hotdogs gratis ausgegeben. Es wird sogar die Inuitspezialität Maktak verteilt. Wir vier wissen nicht so recht was es ist. Ich glaube es ist Walhaut vom Beluga, das sehr viel Vitamin C enthalten soll. So probiert jeder einwenig. Und es ist nicht so richtig unser Geschmack. Die weissen zähen Stücke mit irgendwie etwas gummigen Ende auf der anderen Seite ist für uns nur mit einer BBQ Sauce zu geniessen. Dafür freuen wir uns über die Hamburger, Hotdogs und den Fisch.

Es gibt sogar die Möglichkeit ein kleineres Forschungsschiff zu besichtigen. Das lassen wir uns nicht entgehen. Da Amy und Coleen schon auf einem Forschungsschiff in der Antarktis gearbeitet haben, wussten sie viel mit dem Stewart zu reden.

Die Eröffnungszeremonie vom Art Festival

Nun als das Fest am Hafen langsam zu Ende geht gehen wir alle vier zurück im Auto von den beiden Girls. Da kommt uns spontan die Idee uns noch ein Bier bis zur Eröffnung zu genehmigen. So gehen wir in den Alkoholladen. Hier sind alkoholische Getränke nicht in einem normalen Supermarkt zu bekommen man muss dafür in einen Licor Store gehen. Gesagt getan und schon sitzen wir bei den beiden im moskitosicheren Pavillon. Wir erzählen uns von unseren Reisen die wir alle schon gemacht haben und finden viele Parallelen unserer Reisen.

Als die Zeit fortgeschritten ist, fahren wir zum Hallenbad wo die Ausstellung in der Curlinghalle augestellt ist.
Es ist extra bestuhlt und so können wir die Zeremonie sitzend erleben. Zuerst werden wir vom Hauptorganisator begrüsst und sogleich das Gebet von zwei alten Damen in Gwichn und in Inuvialuit gesprochen. Danach kommen verschiedene Redner der Gemeinde und auch von der Verwaltung aufs Podium um allen den Dank für das möglich machen des Festivals aus zu sprechen. Dann werden von einer einheimischen Gruppe Trommel und Gesang mit traditionellen Tänzen gezeigt. Die uns sehr mit ihren Trachten beeindrucken. Und danach wird noch ein geschnitzter Walknochen als Eröffnungssymbol von zwei der ältesten und einem Trommler herein getragen. Somit ist das Festival eröffnet. Wir begutachten die Kunstwerke und finden einige Exponate sehr schön, leider für uns unerschwinglich.

Viele Steinhauereiarbeiten beginnen grad mal bei 1000 Can$. Das ist für uns zu teuer. So müssen wir den Platz ohne ein gekauftes Stück verlassen.

Northern Games

Heute gibt es die Northern Games. Die sind wirklich nicht mit einer anderen Sportveranstaltung zu vergleichen. Die Spielkategorien sind: Feuer machen, Tee kochen und Bannocks backen; danach folgt Muskrat häuten, Gänse rupfen und danach Fisch filetieren.

Es gibt noch die Kunst des Einfusskicks oder der Zweifusskick von den Jungen Inuvit zu bestaunen. Die Jungs zeigen uns wie sie aus einer knienden Position weit springen können. Sowie das Kräftemessenspiel, wobei der eine versucht seinen Gegner in der verscherten gegenübersitzenden Position mit eingehackten Armen auf seine Seite zu ziehen.
Der Schluss wird gekrönt mit dem Felltrampolinspringen. Das ist eigentlich nur noch eine Vorführung gewesen. Wir Touristen, und ich selber auch, haben dabei geholfen einen Mann mit einem riesigen Tuch in die Luft zu katapultieren. Das Ziel war früher, so einen Mann hoch in die Lüfte zu kriegen, um zu sehen welche Tiere wo sind, sei es die Belugawale oder Renntiere.

Als das Fest vorbei ist, beschliessen wir wieder etwas Bier zu kaufen und den Abend so ausklingen zu lassen unter der Mitternachtssonne, die in einer Ellipse hier oben über unseren Köpfen Tag und Nacht dreht.

Grillieren am Sonntagabend

Wir haben gestern Nacht beschlossen, dass wir heute als Schluss Pouletbrust grillieren und einen Salat machen wollen. Wir müssen nur noch einkaufen gehen. Nur das mit dem Einkaufen klappt nicht so richtig. Als wir mit Amy in Richtung Läden losziehen, sind alle schon geschlossen. Das ist aber blöde. Nun müssen wir etwas anderes kochen, auch gut. Als wir zurück sind, ist Coleen mit einer Frau die sie als sie hier angekommen sind kennen gelernt haben, am reden. Sie wohnt hier, ist im Spital Krankenschwester und hätte noch einige Pouletbrüste Zuhause. Sie hole die. Gesagt getan. Coleen fährt Ronda mit dem Auto um das Essen holen.
Wir drei hacken Holz, machen das Feuer an und werfen die Kartoffeln die wir noch haben auf den Grill. Als die anderen beiden Damen zurückkommen haben sie zwei Alufolienrollen mit Gemüse drinnen und sechs Pouletbruststücke dabei. Alles grillen wir perfekt durch und lassen uns dies genüsslich mit Bier und Wein schmecken.

Ronda erzählt wie es hier so läuft. So wissen wir nun, das die meisten Inuit vom Staat leben und alle die hier oben irgendwie angestellt sind, dass nur saisonal tun und richtig gutes Geld verdienen. Darum sind sie auch hier und nicht weil der Sommer so viele Sonnentage hat.

Es ist interessant diese Infos zu bekommen, weil wir uns immer gefragt haben, mit was die Inuit hier oben ihr Geld verdienen.

Die Zeit hier oben ist wie im Fluge vergangen. Amy, Coleen, Gaby und ich wollen zusammen runter fahren. So dürfen wir ihnen unsere Taschen im Auto mitgeben. Das macht es einbisschen bequemer für uns.

Nun peilen wir endlich Alaska an, nachdem wir jetzt das Nördlichste für uns erreicht haben.