Campbell Hwy
Der Abschied fällt allen etwas schwer. Wir haben es die letzten Tage super zusammen gehabt. Doch irgendwann ist der Tag immer da wo man weiter muss. Der ist heute für Gaby und mich.
Wir haben uns entschlossen den Robert Campbell Hwy, eine Schotterstrasse, zu fahren. Mal sehen wie diese abgelegene Gegend aussieht. Gleich auf den ersten 120Km hat es mehrere Baustellen, die die Strasse etwas mühsam zu befahren machen. Aber wir sind schnell wieder im Schotterrhythmus drin. Die Landschaft ist extrem davon geprägt, dass man in einer Baumallee fährt. Ab und zu geht es einen Hügel rauf oder runter. An einer Stelle sieht man Kilometer weit nur verkohlte Baumstumpfe. Das zeigt uns, dass es vor Jahren hier ziemlich heftig gebrannt haben muss. Dann spulen wir die Kilometer bis zum einen Dorf das Ross River heisst fast an einem Stück ab. Dort wollen wir tanken, aber die eine Tankstelle ist zu und die Selbstbedienung hat kein Benzin mehr. Wir wollen hier nicht bleiben und so stoppt Gaby einen Quadfahrer. Diesen fragt sie, ob er uns etwas Benzin in einem Kanister verkaufen kann. Er hat und gibt es uns auch. Das ist die Rettung. Wir bezahlen etwas mehr als das Benzin gekostet hätte, aber das ist uns egal. Beim Salmon Lake gleich am Ufer machen wir endlich spät am Abend rast. Dort wird eine Portion Teigwaren mit Sauce, unser Leibgericht, schnell gekocht und ab in den Schlafsack. Die Nacht wird hier nicht mehr dunkel. So hat es immer Licht im Bett. Man kann die ganze Nacht über in einem Buch lesen ohne Taschenlampe und ohne die Augen anzustrengen.
Ab nach Dawson City
Doch wir schlafen trotzdem ein. Die Nacht ist kurz, das Gefühl habe ich auf jedenfall. Es geht dem Fluss Teslin River, der bald in Yukon River getauft wird, entlang. An einem Aussichtspunkt sieht man wo früher die Dampfschiffe von Withehorse nach Dawson City durchgefahren sind.
Auf einmal sehe ich etwas hohes, braunes am Rand stehen. Als wir näher kommen realisiere ich, dass es ein Grizzly ist, der aufrecht steht. Das macht mir extrem Eindruck, da ich noch nie zuvor einen stehenden Grizzly gesehen habe. Er ist im Stehen sicher zwei Meter und irgendetwas gross. Doch er hat uns als Gefahr taxiert und verschwindet schnell im Gebüsch.
Beim Ort Carmacks wird schnell getankt, etwas Kleines verdrückt und weiter geht’s. Beim Aussichtspunkt Five Finger Rapids halten wir an und wollen uns diese schwierige Schiffsfahrtstelle ansehen. Wir haben einen angeregte Unterhaltung mit einer Schweizer Familie aus dem Kanton Bern.
Der Rest der Strecke zieht sich über einige Hügelrücken hin und dann geht es runter in das Tal wo der Klondike River sein Flussbett hat. Wir kommen an der Kreuzung für den Dempster Hwy vorbei. Doch wir wollen zuerst nach Dawson City. Das geht noch 40 Km. Der Talboden sieht auf einmal extrem zerwühlt und zerfurcht aus. Als hätte sich eine grosse Raupe durch den Boden gefressen. Wir kommen an Werkstätten vorbei und auf einmal sind wir in Dawson City. Wir halten mitten in der Stadt und informieren uns über den Zustand vom Dempster Hwy und was man hier alles erleben kann. Danach suchen wir unseren Zeltplatz und richten uns wie immer ein. Danach geht es schon bald müde ins Bett.
Dawson City Besichtigung
Ausgeruht geht es in die Stadt. Die Goldgräberstadt schlechthin. Hier wurde Anfangs des 19 ten Jahrhunderts Gold gefunden. Und so kam es, dass die Stadt Dawson binnen zweier Jahren auf etwa 50'000 Leute angewachsen ist. Wir parkieren unser Motorrad vor dem Infocenter. Danach geht es durch die nicht geteerte Stadt. Es hat für die Fussgänger wie in den Westernfilmen Holzverandas wo man an den Strassen entlang gehen kann. Wir besuchen im laufe des Tages das Theater, das eine Kurzgeschichte über das Leben der Frauen hier in der Goldgräberzeit aufführt. Dann am Ufer fotografieren wir die Keno, das Dampfschiff das auf dem Yukon auf und ab gefahren ist.
Als wir die Stadt gesehen haben, geht es zu einem Ungetüm von Maschine. Sie heisst Drege No 4. Sie ist die etwa 10 Meter grosse Raupe die den Talboden nach Gold durchgefressen hat. Das Geröll hat sie dann wie eine Raupe hinten wieder ausgespuckt.
Am Abend gehen wir ins Casino. Es ist ein kleines aber feines Casino. Hier wird noch der Can Can Tanz aufgeführt und das wollen wir sehen. Doch es ist noch zu früh, so fahren wir noch schnell auf den Dome Berg und haben eine riesige Aussicht auf Dawson und die Goldgräberstätten. Auch sieht man schön durch unterschiedliche Farben wie der Klondike River in den Yukon fliesst. Aber jetzt müssen wir auf zum Diamond Gerties Tooth Casino für die Vorstellung. Wir kommen gerade noch rechtzeitig für die erste von drei Shows heute Abend. Wir platzieren uns auf der Galerie und so haben wir einen wunderbaren Blick über die Spieler und die Bühne. Gaby will zwischen den Aufführungen dem Black Jack Spiel näher sein und geht runter. Dort lernt sie Joachim, ein deutscher Motorradfahrer, der auf dem Weg in den Süden ist kennen. Ich geselle mich auch dazu und so unterhalten wir uns, wie wir schwierige Stellen von unserer Reise überwunden haben. Es wird extrem spät, erst etwa um zwei Uhr am Morgen verabschieden wir uns in der hellen Nacht.
Vorbereitung für den Dempster
Leider sind die nächsten Tage wettermässig extrem schlecht, so beschliessen wir noch nicht den Dempster hoch zu fahren und wir erfahren, dass auf das Wochenende in Inuvik eine Kunstausstellung für eine Woche sein wird. Es sollen verschiedene Festivitäten stattfinden. Das müssen Gaby und ich natürlich sehen.
Unser Nachbarzelt ist in Besitz von zwei Frauen, Coleen und Amy, die aus Bend kommen. Bend ist ja die Nachbarsstadt von Redmond, Oregon, wo Jean und Rick wohnen. So haben wir etwas zu erzählen gewusst. Natürlich haben wir in der Zwischenzeit Nahrungsmittel für die Strecke eingekauft. Da es so weit im Norden eh nur noch teuerer sein soll. Aber Morgen wollen wir unbedingt los fahren, auf dem Dempster Hwy nach Inuvik, dem nördlichsten Dorf, dass wir auf unserer gesamten Reise anfahren werden.