Bei wieder strahlend blauem Himmel fahren wir vor dem Mittag von Sequim nach Seattle. Die Fahrt entlang der Ostküste der Olympic Halbinsel ist angenehm und wir bleiben von Regen verschont. Es führt uns durch dichte Waldgebiete und immer mal wieder der Küste entlang. Am späten Nachmittag stellen wir unser Zelt auf dem Campingplatz in Kent auf, von dem aus wir die Stadt Seattle für nur 1.50$ per Busfahrt besuchen möchten.
Grad als wir unsere Motorräder mit den Planen zudecken wollen, kommen Heiko und Cathrin, ein Paar aus der Nähe von Stuttgart zu uns rüber. Wir plaudern eine Weile angeregt und sie laden uns spontan in ihren gemieteten Camper ein. Sie kommen gerade von einer drei wöchigen Tour aus Kanada und zeigen uns ihre schönen Fotos.
Am nächsten Morgen treffen wir uns auf dem Weg zum Bus und beschliessen, uns die Stadt zusammen anzuschauen. Die 45 minütige Busfahrt ist kurzweilig und schon bald steigen wir mitten in der historischen Altstadt von Seattle aus. Zu Fuss machen wir uns auf den Weg zum Pike Place Market, einem bunten und lebendigen Markt. Hier bieten sie Fische, Gemüse, Blumen, handwerkliche Kunstwerke und natürlich auch ausreichend zu Essen an. Natürlich statten wir, gleich nebenan, dem ersten Starbucks überhaupt, einen Besuch ab und genehmigen uns ein starkes schwarzes Gebräu. Nur Cathrin und ich, die Männer sind keine Kaffeeliebhaber. Danach geht’s weiter mit unserer Stadttour, bis uns die Füsse wehtun. Uns gefällt diese lebendige Stadt, wo viele Leute auf der Piste sind und es architektonisch interessante, auch viele ältere Steinhäuser gibt. Wir sind erstaunt, dass es Bereiche dieser Stadt hat, wo es fast so steil bergauf geht wie in San Francisco. Nach einem gemeinsamen Mittagessen trennen sich unsere Wege, denn Heiko und Cathrin wollen noch mit dem Sky Train fahren und danach ein Baseball Spiel ansehen. Guido und ich möchten die Gelegenheit nutzen wiedermal ins Kino zu gehen. Die Spaceneedle sieht wirklich aus wie eine Nadel, an der man ein UFO aufgespiesst hat. Zu diesem Wahrzeichen der Stadt gehen wir nicht hin, da es für eine gute Rundumsicht schlechtes Wetter ist und einfach so 15$ für nichts ausgeben, das sparen wir uns lieber.
Nach dem Film, Stranger, der sich nicht zu sehen gelohnt hat, gehen wir zum Pike Place Market zurück und genehmigen uns in einem der Brauerei-Pubs eine Ale-Auswahl. Nicht mein Fall, sie sind mir alle zu bitter und Guido darf alles alleine austrinken. Eigentlich wollten wir ja eine Live-Musik Bar besuchen, hier in der Geburtsstadt vom Grunge, aber leider hat das Crocodil Cafe, dass das Beste sein soll, vor 6 Monaten dicht gemacht. Ein ähnlich gutes gäbe es zurzeit nicht, lassen wir uns an der Touriinfo sagen. Was soll’s, man kann nicht immer alles haben.
Mit dem Bus fahren wir zurück zum Campingplatz und gehen kurz darauf schlafen, wir sind recht müde von dem erlebnisreichen Tag.
Am Morgen geht unsere Reise weiter, aber vorher verabschieden wir uns von Heiko und Cathrin, die heute nach Vancouver zurück fahren. Wir haben Glück gehabt, denn die beiden leihen uns ihren Kanada-Reiseführer aus. Das ist super für uns, so haben wir einen Reiseführer in deutscher Sprache.
Boing-Werks Tour
Wir fahren heute nach Everett auf einen kleinen RV Park. Hier in der Nähe sind die Boing-Flugzeugwerke denen wir am nächsten Tag einen Besuch abstatten wollen.
Gleich nach dem Frühstück geht’s los, die Werke sind nur wenige Km vom Campingplatz entfernt. Wir kaufen uns ein Ticket für eine Besichtigungstour und müssen nur ein paar Minuten warten bis die Tour beginnt. Gleich als Erstes wird ein Film über den Werdegang der Firma Boeing gezeigt. Nach dem aufschlussreichen Film dürfen wir einen Bus besteigen, der uns zu den Fertigungshallen fährt. Es steigt eigens noch ein Sicherheitsbeamter ein und macht uns Gästen klar, dass keine Waffen, elektronische Geräte sowie Foto- und Filmkameras mitgeführt werden dürfen.
Wir erreichen die erste der Fertigungshallen und gelangen durch einen unterirdischen Zubringertunnel zu einer Aussichtsplattform, wo uns der Führer interessante Details zu diesen immens grossen Hallen vermittelt. Die Hallen haben eine Grösse von 13.3 Mio m³ im Volumen und ist damit im Guinness Buch der Rekorde als Grösstes Gebäude eingetragen. Als wir uns die Fertigungsstrasse des Jumbos 747 ansehen wird uns die Grösse, dieses vom Volumen her weltgrössten Gebäudes, so richtig bewusst. Da stehen vor uns vier Jumbos und es hat noch jede Menge Fertigungskrane und sonstige Gerüste um die Flugzeuge herum und die Halle wirkt noch lange nicht überfüllt. In der Mitte des Gebäudes, das 6 Fussballfelder Grosse Türen besitzt, wird die 777er Modelllinie gefertigt.
In der letzten Halle ist die Fertigungsstrasse für das neuste Boing-Familienmitglied, der Dream-Liner 787. Dieses Flugzeug wurde letztes Jahr, bezeichnend am 7.8.07, zum ersten Mal der Öffentlichkeit gezeigt. Der Führer erläutert uns viele der tollen Merkmale die dieses leichte Flugzeug, das mehrheitlich auf Kohlefasern gebaut wird, aufzuweisen hat. Es sind schon über 900 Bestellungen eingegangen, aber kein einziges Flugzeug war schon einmal in der Luft. Die drei Modelle die hier stehen, wird das erste diesen Herbst das erste Mal fliegen und die anderen zwei werden bei Tests von Flügeln und anderen Teilen komplett zerstört.
Für uns sind diese Dimensionen einfach genial. Nach unserer Tour sehen wir uns noch in der Ausstellung etwas um. Es wird die ganze Boing-Geschichte nochmals mit Bild und Ton und vielen Ausstellungsstücken anschaulich gezeigt. Man kann sich am Computer sogar sein eigenes Flugzeug gestalten, coole Sache!
Auf dem Rückweg zum Campingplatz schlendern wir noch einwenig in einem nahe gelegenen Einkaufszentrum herum.
Am nächsten Morgen fahren wir weiter nördlich nach Fernsdale, wo wir noch eine Nacht auf einem hübschen Campingplatz verbringen. Da wir früh am Nachmittag ankommen geniessen wir die hier Sonne im Liegestuhl am Swimmingpool in vollen Zügen. Morgen geht es dann über die Grenze nach Kanada.