Sonntag, 22. Juni 2008

Banff und Jasper National Park

Das Wetter ist unbeständig, als wir an diesem Morgen von Burnaby abfahren, ist der Himmel mit dicken grauen Regenwolken übererzogen. Schnell sind wir aus Vancouver heraus und fahren über die Strasse 97 im Westen um die Stadt herum in Richtung Whistler. Die gesamte Strecke bis Whistler ist sozusagen in eine Baustelle mutiert. Weil Whistler der Austragungsort der Olympischen Winterspiele im Jahre 2010 sein wird, vermuten wir, dass dies der Grund dafür ist. Für solch einen Grossanlass sollen doch die Strassen einen Vorzeigestatus aufweisen. Nach drei Stunden, der Hälfte unserer Tagesetappe, erreichen wir eben dieses kleine eher verschlafene Nest. Wir fahren durch den vermeintlichen Skisportort und wollen eigentlich einen Kaffeehalt machen. Doch der Ort ist so angelegt, dass man sein Fahrzeug auf einem Sammelplatz abstellen und zu Fuss in den Ortskern gehen muss. Das wollen wir nicht, denn all unser Gepäck unbeaufsichtigt an den Motorrädern zurück zu lassen, das ist uns zu riskant. Also fahren wir weiter und geniessen die Weite und Verlassenheit dieser Gegend. Die Strasse hat nun zwar keine Baustellen mehr, obwohl sie es hier nötiger hätte. Die vielen Löcher und Risse im Teer sind recht mühsam und erfordern viel Konzentration von uns. Trotzdem ist die Gegend sehr schön und abwechslungsreich. Es hat immer wieder saftig grüne Waldstücke und dazwischen plötzlich wieder ein Flüsschen oder einen tief blauen See.

Als wir ein steiles Abwärtsstück der Strasse befahren, erklingt plötzlich Guidos Stimme per Funk, „da ist ein Bär, hast Du ihn gesehen?“ „Nein, hab ich nicht, wo denn?“ Als wir kurz darauf am Aussichtspunkt eines stahlblauen Sees anhalten erklärt mir Guido, der Schwarzbär sei unmittelbar unten am steil abfallenden Strassenrand gehockt und habe in eine Wasserröhre geguckt. Schade den habe ich leider verpasst.

Nur noch wenige Kilometer und wir erreichen den Ort Lillooet wo wir heute übernachten möchten.

Der Campingplatz ist schnell gefunden, nichts Aufregendes, aber es hat eine Dusche, die für einmal nicht separat bezahlt werden muss. Wir richten uns auf der Wiese ein, duschen kurz und kochen uns das Abendessen. Dabei kommen immer mehr Campingbusse von den Vermietungsgesellschaften hier an. Als ein Paar bei uns vorbei geht, werden wir in Schweizerdeutsch begrüsst. Wir grüssen natürlich zurück.

Nach dem Essen planen wir unsere Fahrt für morgen. Als Gaby und ich vertieft über der Karte die Köpfe zusammen gesteckt haben, kommen Patrick und Claudia bei uns vorbei, die uns zuvor gegrüsst hatten. Sie können es nicht glauben, dass hier in Kanada Schweizer mit ihren eigenen Motorrädern herumfahren. Wir reden mit den beiden ausführlich über unsere jeweiligen Reisen und haben einen kurzweiligen Abend zusammen.

Auf zum Banff NP

Wir merken, dass die Nächte viel kürzer sind. Da es Gesternabend lange hell war und wir lange geschwatzt haben. Doch der Morgen ist sehr früh auf und somit wir auch. Aber wir haben immer noch etwa zwei Stunden bis es losgeht, bis wir das Frühstück gerichtet gegessen und danach alles in unsere Taschen und auf den Motorrädern verstaut haben.

Hier spürt man das erste Mal, das dieser Landesteil ziemlich abgelegen von den Hauptrouten ist. Wir sehen mehrheitlich nur die Touricamper und nur vereinzelt einheimische Autos. Doch sobald man nach hunderten von Kilometern wieder einmal an einer grösseren Stadt vorbei kommt, wird die Strasse lebendiger. In solch einer Stadt halten wir an und geniessen in einem A&W Burgerladen unser Mittagessen. Hier heissen die Burger Mamaburger, Papaburger, Teenieburger und Grandpaburger. Aber das schrägste ist das Rootbeer. Es ist kein Bier nur eine Limonade die eine Basis von Randen hat. Es ist, ja wie soll ich das sagen, Medizin. Es riecht wie die Spüle beim Zahnarzt, aber eben es ist trinkbar. Ich habe es getrunken, aber nur einmal das genügt.

Am Nachmittag kommen wir bei verschiedenen Seen vorbei die in weite Täler dieser Berglandschaft eingebettet liegen. Hier beginnt es dann auch öfters zu nieseln. Irgendwann haben wir genug Regen gesehen und ziehen unsere Regenüberzüge an. Zum Glück ist der Zeltplatz nicht mehr weit. Diesen haben wir am Strassenrand aus geschildert gesehen. Es soll ein Thermalbad haben. Auf das freuen wir uns schon. Der Preis ist unverschämt teuer, das finden wir an der Rezeption heraus. Ein Zeltplatz kostet 30 Dollar, ohne Steuer. Das Duschen ist separat mit einem Dollar zu bezahlen und das Thermal Bad kostet nochmals 12 Dollar pro Nase. Weil wir zu müde und zu nass sind und den nächsten Campingplatz nicht kennen, beissen wir in den sauren Apfel und bleiben. Das Bad lassen wir aus.

Am nächsten Tag haben wir nur noch 200 Km bis zum Banff NP vor uns. Das Wetter ist zum Glück trocken und mit etwas Sonne durchzogen. Als wir in Lake Louise in Banff NP ankommen und den See in Augenschein nehmen, sind wir nicht in Glückstaumel ausgebrochen, obwohl viele Leute gesagt haben, der See sei überwältigend. Wir kaufen uns ein Ticket für den Nationalpark und fahren die Strasse hoch in Richtung Jasper. Dort sehen wir schöne Seen gleich neben dem Strassenrand. Wir schiessen einige Fotos vom Elbowsee. Dabei spricht uns eine Frau an und meint, dass weiter vorne bei der Strasse ein Schwarzbär an der Strasse entlang gehe. Und tatsächlich, wir sehen von hier aus schon die vielen Fahrzeuge am Strassenrand stehen, die keine 500 Meter von uns entfernt sind. Wir schwingen uns auf die Motorräder und fahren dort hin. Als wir anhalten sehen wir den Bären auf der kleinen Anhöhe am Strassenrand zwischen den Ästen der Büsche. Wir sind fasziniert das wir hier so nahe an der Strasse einen Bären sehen. Der Bär kommt sogar nahe an die Fahrzeuge herunter und in unsere Richtung. Dabei ist mir schon einwenig mulmig, wenn man weiss wie schnell die, so tapsig aussehenden Tiere, sein können. Nichts desto Trotz filmen und schiessen wir unsere Bilder. Als sich der Bär wieder in die Büsche verzieht fahren Gaby und ich weiter zu dem Campingplatz wo wir übernachten wollen.

Schweizer Abend

Der Campingplatz ist nicht so übersichtlich und wir wissen nicht so richtig wo die Plätze in der nähe des Sees sind, der hier sein sollte. So fahren wir in eine Richtung, ich wie immer voraus. Auf dem Weg passieren wir eine Familie mit Kindern. Gaby hält an weil die Leute begeistert winken und Schweizerdeutsch sprechen, ich selber bin schon zu weit weg um das Gespräch mitzuhören. Als Gaby wieder losfährt und zu mir kommt, erzählt sie mir, dass die Familie aus Wohlen sei und im gesamten über zwei Monate unterwegs sei. Bei uns beiden bleibt die Familie nochmals stehen und wir halten einen weiteren Schwatz über das Reisen und wo man sich hier am Besten platziert.

Gaby und ich finden einen Gemeinschaftsplatz mit Dach wo wir unser Zelt darunter aufstellen. Dabei kommt der Vater, Markus, mit seinen Töchtern, Celine und Corinna, bei uns vorbei und lädt uns zum Abendessen ein. Wir sind happy, so müssen wir nicht kochen und haben einen warmen, gemütlichen Abend vor uns.

Mäggi, die Mutter öffnet die Campertüre als wir bei ihnen anklopfen. Wir werden nochmals herzlichst begrüsst und hereingebeten. Dort zerzählen wir uns gegenseitig was wir schon alles erlebt haben und was unsere nächsten Pläne sind. Der Abend vergeht sehr schnell und wir haben es lustig miteinander. Bei der Verabschiedung bekommen wir sogar noch eine Schweizer Nussschokolade geschenkt. Gaby und ich freuen uns riesig über dieses feine Geschenk.

Jasper

Der Berg spiegelt sich auf der Oberfläche des Sees, als wir am nächsten Morgen endlich den See, in dessen Nähe wir unser Lager aufgeschlagen haben, beäugen. Danach halten wir nochmals einen Schwatz mit Markus, Mäggi, Corinna und Celine, die auch schon auf sind. Sie werden heute nochmals hier übernachten. Wir ziehen weiter, wissen aber noch nicht wo wir die Nacht verbringen.

Auf dem Weg zum Jasper NP, der dem Banff nahtlos folgt, kommen wir bei den Gletschern vorbei. Dort gibt es riesige Busse mit mannshohen Reifen, die die Leute auf den Gletscher hochfahren. Wir genehmigen uns die Aussicht auf den grossen Gletscher und dann geht’s auch schon wieder weiter.

Bei einer Anhöhe sehen wir die hier auf vielen Bildern und Wappen abgebildeten weissen Bergziegen. Leider weiss ich nicht den richtigen Namen, aber der Anblick ist schön. Eine kleine Familie mit Bock, Ziege und Zicklein stehen am Strassenrand und lassen sich von uns Touristen fast nicht stören. Alle Zuschauer geniessen diesen Augenblick sichtlich.

Die Einfahrt in Jasper ist ernüchternd. Es ist auch eine Touristenhochburg mit allem drum und dran. Wir kaufen in einem Laden das Wichtigste für unser tägliches Leben ein und gehen noch was essen. Danach wird getankt und weiter geht es in Richtung Prince George.

Bei McBride übernachten wir auf einem einfachen aber gepflegten RV Park. Dort haben wir wieder einmal Internet und überprüfen sogleich unsere Emails.Wir haben eines von Dagmar und Lars. Sie sind einige Tage in Prince George wegen neuen Reifen und wollen bald weiter. Wir mailen ihnen, dass wir morgen auch in der Stadt ankommen werden und auf welchem Platz sie sind. So könnten wir uns noch treffen.

Am nächsten Morgen als wir die Emails nochmals checken haben wir von den beiden eine Antwort, dass sie noch da sind und auf uns warten werden.

Also nichts wie los, Prince George ist ja nur noch 220Km entfernt.