Montag, 30. Juni 2008

Watson Lake

Vom Cassiar Hwy kommt man bei der grossen Kreuzung auf den Alaska Hwy. Diese über 2000Km lange und von dem US Militär im zweiten Weltkrieg bezahlte und mit über 2000 Leuten in nur neuen Monaten gebaute Strasse, kann man in Richtung Alaska oder Edmonton fahren. Wir biegen rechts ab um nach Watson Lake zu kommen. Dort bei der Einfahrt sieht man den berühmten Schilderwald schon von weitem. Viele Reisende haben sich hier mit ihrer Auto- oder Motorradnummer verewigt. Andere haben ein Schild gebastelt und dies aufgehängt. Wieder andere haben ihre Ortstafel von zu Hause mitgenommen und hier hingehängt. Die meisten stammen schon aus dem deutschsprachigen Raum.

Wir wollen uns im Informationscenter über die möglichen Zeltplatzmöglichkeiten schlau machen. Dort wollen sie uns einen Film über die Entstehung des Alaskan Hyw zeigen. Wir möchten noch schnell Gegenstände von den Motorrädern holen und dann den Film geniessen. Draussen bei den Motos werden wir überraschend von Marion, Walter und ihren Hunden begrüsst. Sie sind schon auf dem Rückweg von Alaska in Richtung Halifax und haben hier auch einen Halt geplant. Wir verabreden uns auf demselben Campingplatz und freuen uns riesig sie wieder zu sehen.

Camping pur

Lars, Dagmar und wir fahren zum Camping vor, nachdem der Film die Arbeiten am Highway eindrücklich geschildert hatte, und stellen unsere Zelte auf. Marion und Walter kommen etwas später, da sie ihr Fahrzeug noch schnell mit 700 Liter Diesel befüllen mussten. Als sie kommen, platzieren sie sich gleich neben uns. Lars und Walter haben gleich ihr Gesprächsthema HU-Gespann gefunden und fachsimplen über ihre Maschinen. Es ist ein friedlicher Abend und wir geniessen alle die Lagerfeuerromantik.

Am nächsten Tag kommen Sven und Katrin an. Sie kennen Marion und Walter. Das deutsche Paar hat einen Anhänger der eigentlich für zwei Pferde und Menschen gebaut wurde. Aber Sven hat jetzt statt Pferde seine Harley hinten drin. Wir alle geniessen es, uns über alles und nichts, zu unterhalten. Am 1. Juli, der Kanada-Nationalfeiertag, gehen wir zum Happy Lake, einem See wo es Festivitäten und ein Pie-Wettessen (eine Kuchenart) geben soll. Doch wir warten alle vergebens. Der Kuchen wird da nicht aufgetischt. Nur Burger und Fritten gibt es zu kaufen. So ziehen wir bald wieder ab.

Sven hat eine gute Idee, wir könnten am Abend alle zusammen grillieren und so den Abend verbringen. Das machen wir doch glatt. Er hat schon Preise für Fleisch, Salat und Kartoffeln vorsondiert und so geht von jeder Partei jemand mit ihm im Truck auf die Einkaufstour. Alle wieder zurück auf dem Camping wird an unserem Abendessen gewerkelt. Die einen hacken das Feuerholz für das Fleisch und die Kartoffeln, die anderen schneiden Salat und wieder andere marinieren das Fleisch.

Alles ist rechtzeitig fertig gegrillt, so können wir zusammen ein feines Essen geniessen und den Abend mit Bier beschliessen. Zwischenzeitlich genehmigt sich Guido einen neuen Haarschnitt mit Marions und Walters Hundehaartrimmer!

Die Abreise

Gaby und ich haben beschlossen den Dempster Hwy zuerst zu fahren und somit direkt hoch in den Norden zu fahren. Lars und Dagmar haben leider so abgefahrene Reifen, dass sie sich diese Tour bis Fairbanks nicht leisten können und somit zuerst nach Anchorage fahren müssen. Wir verabschieden uns von allen, die wir früher oder später irgendwo wieder sehen werden.

Donnerstag, 26. Juni 2008

Stewart

Nach einem gemeinsamen Frühstück geht’s für uns vier in neuer Konstellation los. Dagmar und Lars fahren vorne Guido in der Mitte und ich mache das Schlusslicht. Wir verlassen Prince George bei angenehmem Wetter und geniessen die gemütliche Fahrt auf dem Yellow Head Hwy, der Nr. 16. Bei einem willkommenen Kaffeestop besprechen wir wie weit wir heute noch fahren wollen und es sind sich alle einig, es ist so schön, läuft so gut, lasst uns noch ein Stück fahren.

Auf diesem Hwy ist tierisch was los. Mehrmals sehen wir einen Schwarzbären am Strassenrand, doch als wir umdrehen und zurückfahren verziehen sich die Tiere jeweils ganz schnell im dichten Gebüsch. Wieder einmal geht sogar ein Bär vor uns über die Strasse traben und dabei sehen wir wie schnell die Vierbeiner eigentlich rennen können, unglaublich! Bei einem Tankstopp machen wir auf den Motorrädern ein Picknickbuffet und geniessen unser Essen in der warmen Sonne. Eigentlich wollten wir nur bis Burns Lake fahren, aber wir ziehen noch ein gutes Stück weiter und zwar bis Smithers. Wir sind alle überrascht wie gross Smithers doch ist. Wir haben es uns viel kleiner und eher provinzmässig vorgestellt.

Nach 390 gefahrenen Kilometern sind wir alle etwas groggi und stellen schnell unsere Zelte auf dem Galcier View Campground auf. Der Name passt genau, denn man hat wirklich eine direkte Sicht auf den schönen Gulch Gletscher. Das Abendessen ist Pasta mit Sauce. Lars kocht anschliessend, wie immer, noch einen feien Kaffe. Am Lagerfeuer geniessen wir den Abend und bringen anschliessend alle Esswaren und Kosmetikartikel bärensicher unter, damit wir ruhig schlafen können. Nur die einen können wirklich gut schlafen, denn die andern schnarchen scheinbar sehr laut, anscheinend wir.

Am nächsten Morgen geht’s gemächlich aus den Federn und erst mal Frühstücken. Danach heisst es alles wieder schön verpacken und in die Sättel. Unser nächster Halt soll Stewart sein.

Stewart

In diesem weiten Tal in Richtung Prince Rupert ist das Wetter etwas düsterer geworden. Bei der Abzweigung Kitwanga ist die Kaffeepause eingeplant. Die Tankstelle ist weit und breit das einzige Haus, das für alle Reisenden und Einheimischen wie ein Magnet wirkt. Die Reisenden füllen ihre Fahrzeuge und wie die Einheimischen decken sich alle mit allem möglichen Sachen ein. Nach dem Kaffee geht’s weiter. Die Strecke windet sich wieder in einem breiten Tal in Richtung Norden hoch. Überall sehen wir kleine Wasserstellen die von Bäumen umsäumt sind. Als wir eine Stunde Fahrt abgespult haben kommt die Kreuzung in Richtung Stewart. Dort halten wir unser Mittagessen ab. Als wir losfahren fängt es leicht an zu nieseln. Die Wolken hängen tief in diesem engen mit hohen Felswänden gesäumten Tal. Es will nicht aufhören zu nieseln, nein es wandelt sich sogar zu echtem Regen. Also wieder einen Halt und Regenkleider montieren.

Trocken eingepackt fahren wir am berühmten Bear Gletscher vorbei. Der hat das blaue Eis, das alle fasziniert. Aber für ein Foto ist es einfach zu nass.

Unten in Stewart angekommen sind wir überrascht, dass es sich um ein richtiges Dorf handelt. Wir suchen uns ein Zeltplatz und werden bei einem fündig, der Zelte aufstellen lässt. Leider ist die Wiese so nass, dass wir nicht aufbauen wollen. Leider dürfen wir auch nicht beim grossen Unterstand, der als Küche ohne Einrichtung dort ist, unsere Zelte aufstellen. So verlassen wir diesen Platz, in der Hoffnung einen anderen zu finden. Doch hier sowie in Hyder, das US-Alaska Dorf, das mit einem scharfen kanadischen Grenzwachposten getrennt ist, gibt es keine passende Möglichkeit bei diesem Regen. So beschliessen wir nach langem hin und her ein Zimmer zu nehmen, da alle langsam aber sicher gut durchnässte Hände und Schuhe haben. Der Rest sollte auch irgendwie wieder trocken werden um es am Morgen wieder einpacken zu können.

Das Abendessen ist gelungen. Wir haben im Zimmer eine Art Küchennische, aber ohne Kochherd. So ziehen wir eine Schublade aus der Truhe drehen sie um und stellen dort unsere Kocher drauf. Dort zaubern wir mit vereinigten Kräften ein Chili con Carne mit Reis hervor. Dieses schmeckt uns so sehr, dass und gar nicht bewusst wird, das draussen in dieser Halbdämmerung schon lange Mitternacht angebrochen ist. So verziehen wir uns ziemlich abgekämpft in unsere Betten zurück.

Hyder und die fischenden Grizzlybären

Ich für mich will nicht nochmals über diesen doofen Grenzposten rüber, weil ich gestern keinen Beamten draussen oder drinnen durchs Fenster stehen sah, fuhr ich einfach weiter. Doch dann gingen die Lichter und Sirenen an und ich musste zurück. Dann hat uns der Grenzwächter zusammengestaucht, was uns denn einfalle einfach über ein Stoppschild zu fahren, das koste für jeden 1000 Can$ Busse. Wir sollen nun unsere Papiere zeigen.

Ich finde, wenn dieser Arsch seine Arbeit machen will, so soll er seine Achtstundenschicht auch draussen abhalten. Wir sind ja auch praktisch 24 Stunden draussen. Na ja ich setz mich beim Visitorcenter hinten ins Grüne und warte auf die anderen drei. Sie wollen schauen ob die Bären am fischen sind.

Nach einer Stunde kommen sie wieder zurück und haben leider keine Bären gesehen. Was ich vermutet habe, da es erst gegen Mitte oder Ende Juli die Lachse kommen und somit die Grizzlys mit fischen beginnen. Aber es soll ein schöner Platz mit Plattform und Sitzen haben.

Cassiar Hwy

Wir fahren nun zurück zur Kreuzung, doch davor bewundern wir den hängenden und den Bear Gletscher mit all den Blautönen im Eis. Nun geht es den Cassiar Hwy hoch nach Watson Lake. Dieses Tal ist sehr abwechslungsreich. Es geht über kleine Pässe von weiten Tälern an schneebedeckten Bergen vorbei, dann sehen wir wieder weite breite Täler mit nur Wald und dort haben wir unsere erste Begegnung mit einem Elch. Er steht etwas unbeholfen auf der Strasse und weiss nicht so richtig wo er hin will. Es scheint noch ein junges Tier zu sein, da er die Beschreibung von über zwei Metern nicht erreicht. Als das Tier unsere Motoren hört trabt es hastig die steile Böschung in Richtung Dickicht hinunter.

Im Iskut übernachten wir. Dort haben wir ein Email von Claudia und Andy bekommen, dass sie auf dem Weg herunter sind und jetzt auch auf dem Cassiar Hwy sein sollten. Also werden wir morgen unsere Augen besonders offen halten.

Die Weiterfahrt auf der sicher über 80% asphaltierten Strasse geht gut voran. Wir halten immer wieder für ein Foto. Und plötzlich steht ein Motorrad am Strassenrand, das eine AfrikaTwin sein muss und es ist wirklich Claudias und Andys Maschine. Wir freuen uns gegenseitig uns wieder zu sehen. Tauschen Infos über Strassen, wo wer schon durchgefahren ist und vieles mehr aus. Sie geben uns einen Tipp. Das wir unbedingt den Boya Lake weiter oben sehen sollten und wenn es nur für ein Foto ist. Nach über einer Stunde reden verabschieden wir uns voneinander. Sie werden bald nach Hause fliegen und so werden wir sie erst wieder zu Hause sehen.

Beim Boya Lake halten wir kurz und weil es uns so gut gefällt bleiben wir eine Nacht da. Leider haben wir keine Würste und kein Bier zum grillieren dabei. Aber Gaby fragt beim Wasser holen einen Nachbarn, ob wir von ihm je ein Bier abkaufen können. Der will uns kein Bier verkaufen, aber uns einladen das will er. So gehen wir für ein Bier rüber und unterhalten uns über das Reisen, wo sie schon gewesen sind und was wir alles erlebt haben. Bill, so heisst der nette Kanadier, gibt uns noch eine runde Bier aus, was wir bei den exorbitanten Bierpreisen hier in Kanada extrem zu schätzen wissen.

Die Abendstimmung ist wirklich wunderschön. Da haben Claudia und Andy wirklich nicht zu viel versprochen. Wir haben die schneebedeckte Bergkette im Hintergrund und das schöne türkis schimmernde Wasser. Lars ist sogar so mutig und nimmt ein Bad im kühlen Wasser.

Auf nach Watson Lake

Nun heute haben wir einen kurzen Ritt nach Watson Lake vor uns. Dort soll es einen Schilderwald der besonderen Art geben und dann wäre wieder einmal eine kleine Pause angesagt. Wir werden dort einige Tage ausspannen und dann sehen wir, wie es mit der Routenführung weitergeht.

Dienstag, 24. Juni 2008

Prince George

Na ja, der Himmel sieht ja auch nicht gerade sonnig aus, obwohl wir noch bei warmem Sonnenschein Frühstücken konnten. Auf unserer Fahrt gibt es immer wieder mal einen kleinen Regenguss. Aber es ist nicht weiter schlimm, solange es nicht mehr wird. Die Landschaft ist hier von einem Fluss geprägt, diesen sehen wir aber nicht, weil das Dickicht keinen Blick zu diesem durchlässt. Als wir einige Autos kreuzen wollen sehen wir aus der Ferne, dass ein Bär die Strasse überqueren will. Alle Autos und auch wir haben abgebremst und angehalten um ihn rüber zu lassen. Die können sich schon extrem schnell bewegen, wenn sie wollen, das haben wir jetzt gesehen. Das Wetter wird immer schlechter, je näher wir uns Prince George nähern. Doch wir werden nochmals mit einem Bären am Strassenrand belohnt. Gaby und ich halten an, aber da flitzt Meister Petz gleich ins dichte Gebüsch. Irgendwann regnet es dauernd und wir halten nochmals an und ziehen unsere dichten Jacken und Hosen drüber. Da sehe ich keine 100m von uns entfernt den dritten Bären. Das ist vielleicht schräg.

Nach zweieinhalb Stunden Fahrt kommen wir über einen kleinen Hügel und sehen Prince George auf der Ebene unten neben einem Fluss vor uns liegen. Wir müssen einmal durch die Stadt und etwa 6 Km ausserhalb ist der Camping wo Dagmar und Lars sind. Wir kaufen zuerst noch etwas Essen ein, fahren hoch zum Camping, melden uns an und fahren auf unseren Platz. Da sehen wir sie schon von ihrem Zelt kommen, weil sie unsere Maschinen gehört haben. Es ist eine herzliche Begrüssung, wir freuen uns einander wieder zu sehen. Wir tratschen eine ganze Weile, bevor Gaby und ich das Zelt aufstellen. Danach bekommen wir heisse Getränke von Lars und Dagmar zur Begrüssung serviert. Zusammen kochen wir das Abendessen und reden bis tief in die Nacht hinein.

Waschtag

Der nächste Morgen ist immer noch verhangen. Lars und Dagmar haben beschlossen, dass sie auch noch eine Nacht länger bleiben.

Ihre Reifen haben sie noch nicht gekauft, da sie einfach zu teuer sind. Sie wollen noch bis Alaska warten. Aber heute ist kein fauler Tag, wir alle haben heute grosse Wäsche und unsere Internet-Reise-Seiten müssen auf den neusten Stand gebracht werden. So ist jeder mit irgendetwas beschäftigt und der Tag geht wie im Fluge vorbei.

Lars und Dagmar haben Würste gekauft die unseren Cervelats in Aussehen und Geschmack sehr ähnlich sind. Die werden im heissen Wasser erwärmt und mit Senf, Brot und Salat verschnabuliert. Das ist vielleicht lecker.

Kleiner Stadtausflug

Gaby hat von Dagmar gehört, dass ein Campingladen hier in der Stadt ist, der Thermarest Produkte verkauft. Dort gäbe es vielleicht die Möglichkeit ein Sitzkissen zu kaufen. Dieses könnte sie auch als Kopfkissen benutzen. Also fahren wir am Nachmittag bei schönem Wetter dort hin. Leider haben sie im Laden keine Sitzkissen von Thermarest, aber vieles anderes dass uns auch Spass macht zu besichtigen. Wir werden im Laden von anderen Kunden angesprochen, von wo wir mit unserem Motorrad kommen und wohin es geht. Wir geben gerne über unsere Reise Auskunft und geniessen es jeweils in die ungläubigen Gesichter zu blicken wenn wir erzählen von wo her wir kommen.

Dagmar und Lars fragen uns, ob wir Lust hätten ein Stück miteinander weiter zu fahren. Wir finden das eine gute Idee und wollen morgen zusammen in Richtung Stewart los fahren.

Sonntag, 22. Juni 2008

Banff und Jasper National Park

Das Wetter ist unbeständig, als wir an diesem Morgen von Burnaby abfahren, ist der Himmel mit dicken grauen Regenwolken übererzogen. Schnell sind wir aus Vancouver heraus und fahren über die Strasse 97 im Westen um die Stadt herum in Richtung Whistler. Die gesamte Strecke bis Whistler ist sozusagen in eine Baustelle mutiert. Weil Whistler der Austragungsort der Olympischen Winterspiele im Jahre 2010 sein wird, vermuten wir, dass dies der Grund dafür ist. Für solch einen Grossanlass sollen doch die Strassen einen Vorzeigestatus aufweisen. Nach drei Stunden, der Hälfte unserer Tagesetappe, erreichen wir eben dieses kleine eher verschlafene Nest. Wir fahren durch den vermeintlichen Skisportort und wollen eigentlich einen Kaffeehalt machen. Doch der Ort ist so angelegt, dass man sein Fahrzeug auf einem Sammelplatz abstellen und zu Fuss in den Ortskern gehen muss. Das wollen wir nicht, denn all unser Gepäck unbeaufsichtigt an den Motorrädern zurück zu lassen, das ist uns zu riskant. Also fahren wir weiter und geniessen die Weite und Verlassenheit dieser Gegend. Die Strasse hat nun zwar keine Baustellen mehr, obwohl sie es hier nötiger hätte. Die vielen Löcher und Risse im Teer sind recht mühsam und erfordern viel Konzentration von uns. Trotzdem ist die Gegend sehr schön und abwechslungsreich. Es hat immer wieder saftig grüne Waldstücke und dazwischen plötzlich wieder ein Flüsschen oder einen tief blauen See.

Als wir ein steiles Abwärtsstück der Strasse befahren, erklingt plötzlich Guidos Stimme per Funk, „da ist ein Bär, hast Du ihn gesehen?“ „Nein, hab ich nicht, wo denn?“ Als wir kurz darauf am Aussichtspunkt eines stahlblauen Sees anhalten erklärt mir Guido, der Schwarzbär sei unmittelbar unten am steil abfallenden Strassenrand gehockt und habe in eine Wasserröhre geguckt. Schade den habe ich leider verpasst.

Nur noch wenige Kilometer und wir erreichen den Ort Lillooet wo wir heute übernachten möchten.

Der Campingplatz ist schnell gefunden, nichts Aufregendes, aber es hat eine Dusche, die für einmal nicht separat bezahlt werden muss. Wir richten uns auf der Wiese ein, duschen kurz und kochen uns das Abendessen. Dabei kommen immer mehr Campingbusse von den Vermietungsgesellschaften hier an. Als ein Paar bei uns vorbei geht, werden wir in Schweizerdeutsch begrüsst. Wir grüssen natürlich zurück.

Nach dem Essen planen wir unsere Fahrt für morgen. Als Gaby und ich vertieft über der Karte die Köpfe zusammen gesteckt haben, kommen Patrick und Claudia bei uns vorbei, die uns zuvor gegrüsst hatten. Sie können es nicht glauben, dass hier in Kanada Schweizer mit ihren eigenen Motorrädern herumfahren. Wir reden mit den beiden ausführlich über unsere jeweiligen Reisen und haben einen kurzweiligen Abend zusammen.

Auf zum Banff NP

Wir merken, dass die Nächte viel kürzer sind. Da es Gesternabend lange hell war und wir lange geschwatzt haben. Doch der Morgen ist sehr früh auf und somit wir auch. Aber wir haben immer noch etwa zwei Stunden bis es losgeht, bis wir das Frühstück gerichtet gegessen und danach alles in unsere Taschen und auf den Motorrädern verstaut haben.

Hier spürt man das erste Mal, das dieser Landesteil ziemlich abgelegen von den Hauptrouten ist. Wir sehen mehrheitlich nur die Touricamper und nur vereinzelt einheimische Autos. Doch sobald man nach hunderten von Kilometern wieder einmal an einer grösseren Stadt vorbei kommt, wird die Strasse lebendiger. In solch einer Stadt halten wir an und geniessen in einem A&W Burgerladen unser Mittagessen. Hier heissen die Burger Mamaburger, Papaburger, Teenieburger und Grandpaburger. Aber das schrägste ist das Rootbeer. Es ist kein Bier nur eine Limonade die eine Basis von Randen hat. Es ist, ja wie soll ich das sagen, Medizin. Es riecht wie die Spüle beim Zahnarzt, aber eben es ist trinkbar. Ich habe es getrunken, aber nur einmal das genügt.

Am Nachmittag kommen wir bei verschiedenen Seen vorbei die in weite Täler dieser Berglandschaft eingebettet liegen. Hier beginnt es dann auch öfters zu nieseln. Irgendwann haben wir genug Regen gesehen und ziehen unsere Regenüberzüge an. Zum Glück ist der Zeltplatz nicht mehr weit. Diesen haben wir am Strassenrand aus geschildert gesehen. Es soll ein Thermalbad haben. Auf das freuen wir uns schon. Der Preis ist unverschämt teuer, das finden wir an der Rezeption heraus. Ein Zeltplatz kostet 30 Dollar, ohne Steuer. Das Duschen ist separat mit einem Dollar zu bezahlen und das Thermal Bad kostet nochmals 12 Dollar pro Nase. Weil wir zu müde und zu nass sind und den nächsten Campingplatz nicht kennen, beissen wir in den sauren Apfel und bleiben. Das Bad lassen wir aus.

Am nächsten Tag haben wir nur noch 200 Km bis zum Banff NP vor uns. Das Wetter ist zum Glück trocken und mit etwas Sonne durchzogen. Als wir in Lake Louise in Banff NP ankommen und den See in Augenschein nehmen, sind wir nicht in Glückstaumel ausgebrochen, obwohl viele Leute gesagt haben, der See sei überwältigend. Wir kaufen uns ein Ticket für den Nationalpark und fahren die Strasse hoch in Richtung Jasper. Dort sehen wir schöne Seen gleich neben dem Strassenrand. Wir schiessen einige Fotos vom Elbowsee. Dabei spricht uns eine Frau an und meint, dass weiter vorne bei der Strasse ein Schwarzbär an der Strasse entlang gehe. Und tatsächlich, wir sehen von hier aus schon die vielen Fahrzeuge am Strassenrand stehen, die keine 500 Meter von uns entfernt sind. Wir schwingen uns auf die Motorräder und fahren dort hin. Als wir anhalten sehen wir den Bären auf der kleinen Anhöhe am Strassenrand zwischen den Ästen der Büsche. Wir sind fasziniert das wir hier so nahe an der Strasse einen Bären sehen. Der Bär kommt sogar nahe an die Fahrzeuge herunter und in unsere Richtung. Dabei ist mir schon einwenig mulmig, wenn man weiss wie schnell die, so tapsig aussehenden Tiere, sein können. Nichts desto Trotz filmen und schiessen wir unsere Bilder. Als sich der Bär wieder in die Büsche verzieht fahren Gaby und ich weiter zu dem Campingplatz wo wir übernachten wollen.

Schweizer Abend

Der Campingplatz ist nicht so übersichtlich und wir wissen nicht so richtig wo die Plätze in der nähe des Sees sind, der hier sein sollte. So fahren wir in eine Richtung, ich wie immer voraus. Auf dem Weg passieren wir eine Familie mit Kindern. Gaby hält an weil die Leute begeistert winken und Schweizerdeutsch sprechen, ich selber bin schon zu weit weg um das Gespräch mitzuhören. Als Gaby wieder losfährt und zu mir kommt, erzählt sie mir, dass die Familie aus Wohlen sei und im gesamten über zwei Monate unterwegs sei. Bei uns beiden bleibt die Familie nochmals stehen und wir halten einen weiteren Schwatz über das Reisen und wo man sich hier am Besten platziert.

Gaby und ich finden einen Gemeinschaftsplatz mit Dach wo wir unser Zelt darunter aufstellen. Dabei kommt der Vater, Markus, mit seinen Töchtern, Celine und Corinna, bei uns vorbei und lädt uns zum Abendessen ein. Wir sind happy, so müssen wir nicht kochen und haben einen warmen, gemütlichen Abend vor uns.

Mäggi, die Mutter öffnet die Campertüre als wir bei ihnen anklopfen. Wir werden nochmals herzlichst begrüsst und hereingebeten. Dort zerzählen wir uns gegenseitig was wir schon alles erlebt haben und was unsere nächsten Pläne sind. Der Abend vergeht sehr schnell und wir haben es lustig miteinander. Bei der Verabschiedung bekommen wir sogar noch eine Schweizer Nussschokolade geschenkt. Gaby und ich freuen uns riesig über dieses feine Geschenk.

Jasper

Der Berg spiegelt sich auf der Oberfläche des Sees, als wir am nächsten Morgen endlich den See, in dessen Nähe wir unser Lager aufgeschlagen haben, beäugen. Danach halten wir nochmals einen Schwatz mit Markus, Mäggi, Corinna und Celine, die auch schon auf sind. Sie werden heute nochmals hier übernachten. Wir ziehen weiter, wissen aber noch nicht wo wir die Nacht verbringen.

Auf dem Weg zum Jasper NP, der dem Banff nahtlos folgt, kommen wir bei den Gletschern vorbei. Dort gibt es riesige Busse mit mannshohen Reifen, die die Leute auf den Gletscher hochfahren. Wir genehmigen uns die Aussicht auf den grossen Gletscher und dann geht’s auch schon wieder weiter.

Bei einer Anhöhe sehen wir die hier auf vielen Bildern und Wappen abgebildeten weissen Bergziegen. Leider weiss ich nicht den richtigen Namen, aber der Anblick ist schön. Eine kleine Familie mit Bock, Ziege und Zicklein stehen am Strassenrand und lassen sich von uns Touristen fast nicht stören. Alle Zuschauer geniessen diesen Augenblick sichtlich.

Die Einfahrt in Jasper ist ernüchternd. Es ist auch eine Touristenhochburg mit allem drum und dran. Wir kaufen in einem Laden das Wichtigste für unser tägliches Leben ein und gehen noch was essen. Danach wird getankt und weiter geht es in Richtung Prince George.

Bei McBride übernachten wir auf einem einfachen aber gepflegten RV Park. Dort haben wir wieder einmal Internet und überprüfen sogleich unsere Emails.Wir haben eines von Dagmar und Lars. Sie sind einige Tage in Prince George wegen neuen Reifen und wollen bald weiter. Wir mailen ihnen, dass wir morgen auch in der Stadt ankommen werden und auf welchem Platz sie sind. So könnten wir uns noch treffen.

Am nächsten Morgen als wir die Emails nochmals checken haben wir von den beiden eine Antwort, dass sie noch da sind und auf uns warten werden.

Also nichts wie los, Prince George ist ja nur noch 220Km entfernt.