Der Aufenthalt in Cartagena wird um einen Tag verlängert. Ludwig, der Kapitän der Stahlratte, bringt die Passagierzahl nicht so schnell zusammen, wie er geglaubt hatte. Uns stört es nicht. Wir geniessen es schon auf dem Schiff zu sein, können mit der Mannschaft das Boot auch verlassen und müssen nur, wenn wir zurück aufs Schiff gefahren werden wollen, Ludwig anrufen. Einfach perfekt. So haben wir noch die Möglichkeit den parque centenario zu besuchen. Denn dort sollen Faultiere, Leguane und Affen leben. Die Faultiere sind nicht so schwierig zu auf den Bäumen auszumachen. Aber die Leguane, die finden wir auch nach langem Suchen nicht und die kleinen Affen sind einfach zu schnell , als dass wir sie im Bild festhalten können.
Am Freitag werden zwei weitere Gäste zur Besichtigung des Schiffes erwartet. Gaby und mich erstaunt es als wir die Gäste sehen. Es sind Andy und Claudia, die wir ja gerade in Taganga verabschiedet haben. Sie haben auch festgestellt, dass man in Cartagena nicht so lange herumhängen kann wie sie dachten. So haben sie sich auch für ein früheres Schiff entschlossen und wir haben ja von der Grösse der Stahlratte geschwärmt. Der Rundgang auf dem Schiff, die Informationen anderer Motorradfahren, die mit der Stahlratte von Panama her gekommen sind, haben sie nun gänzlich überzeugt. Also sind wir jetzt schon vier Gäste und drei Motos.
Abendessen an Land
Ein Teil der Crew geht heute an Land für das Abendessen. Gaby und ich schliessen uns ihnen an. In der Altstadt treffen wir ein Belgier Pärchen, die mit der letzten Überfahrt der Stahlratte von Panama her mit ihrem Motorrad gekommen sind. Sie schliessen sich unserem Abendessen an und erzählen uns von der Hinfahrt in Panama, bis zum Verlad ihrer Maschine. Dabei wird Gaby und mir richtig mulmig. Aber es kann nur halb so schlimm sein, wie die es uns weismachen wollen, hoffe ich jedenfalls.
Am nächsten Tag besuchen wir Stefan in seinem Hostal in der Altstadt. Es gibt wieder einiges zu erzählen und wir geniessen die Zeit. Etwas später besuchen wir ein einheimisches Restaurant, wo wir das Menu des Tages essen. Beim Abschied nehmen verabreden wir uns auf irgendwann in Mittelamerika, wahrscheinlich in Costa Rica, denn da wird Sabine sich mit Stefan treffen um wieder ein Stück mit ihm zu reisen.
Wir lernen Ivo und Jaqueline kennen
Gaby und ich haben von einem schweizer Pärchen gehört, die anscheindend auch mit der Stahlratte nach Kolumbien gefahren sind. Die wollen wir kennen lernen. Sie sollten im gleichen Hostal sein, wie Andy und Claudia. Aber als wir da einen Besuch abstatteten sind sie nicht im Haus. So gehen wir ins nächste Internet, um wieder einmal informiert zu sein. Gaby will noch schnell Kopien vom Stadtplan von Panama-City machen, die wir jeweils in der Kartentasche vom Tankrucksack platzieren. Da trifft sie die beiden auf dem Weg zum Kopiershop. Gaby macht mit den beiden auf einen Drink ab.
So tauschen wir uns in einem Restaurant den ganzen langen Nachmittag aus, was sie so auf der ganzen Reise und im Norden Amerikas bis jetzt so erlebt haben. Das gleiche machen Gaby und ich von dem erlebten aus dem Süden.
Danach verabreden wir uns auf zu Hause, denn sie beide sind auch aus Winterthur.
Tag der Abfahrt
Andy und Claudia haben am Sonntag schon ihr Motorrad auf die Stahlratte verladen und quartier bezogen. Sie waren auch einwenig gestresst, beim Verlad ihrer Maschine. Aber wie bei uns ist alles wie am Schnürchen gegangen.
Am Montagmorgen kommen die restlichen Touris. Es sind dies vier Engländer, davon ein Pärchen und eine Australierin. Die Papiere werden von einem Agenten im Zoll fertig gestellt. Dies zieht sich aber den ganzen Vor- und den halben Nachmittag hin.
Ludwig bekommt von vier australischen Surfern ein Telefon, ob sie noch heute mitfahren könnten. Nur wenn sie sich so organisieren, wie er es ihnen auftragen würde. Einer von ihnen müsste zum Zoll gehen und sich mit dem Agenten in Verbindung setzten, die anderen ihr Gepäck am Steg bereitstellen und gleich an Bord kommen. Als die dann am Steg angetanzt kamen, waren sie nicht so organisiert wie es Ludwig von ihnen verlangt hatte. Geld hatten sie auch noch keines dabei, um die Überfahrt zu bezahlen. Geld haben sie nicht einfach aus einem Automaten beziehen können, weil die Karte nichts mehr hergab. Sie bräuchten eine Bank.
Sven zeigt zweien, die am Steg waren, die nächst gelegene Bank. Dort läuft es nicht so wie es die Australier gerne hätten und beschliessen doch nicht mit zu fahren. Gut, wieder einen Aufwand der nicht hätte sein müssen, meint Ludwig. Am Schluss ist aber die ganze Crew froh, diese Jungs nicht mitgenommen zu haben.
Als es schon fast am eindunkeln ist, sind die Papiere endlich an Bord und wir können los. Alle versammeln sich auf dem oberen Deck, um das Auslaufen hautnah mitzuerleben. Dies ist unser letzter Blick zurück auf eine sehr schöne Zeit in Südamerika, mit einem lachenden und einem weinenden Auge.Die Fahrt dauert die ganze Nacht über und am anderen Abend laufen wir am einen Ende vom Archipel von San Blas ein. Wir ankern zwischen drei kleinen Inseln, die wir im Mondschein noch erkennen können. Als das Schiff sicher steht, springen die Engländer schon ins Wasser.
Die Inseln von San Blas
Am nächsten Morgen sind Gaby und ich sehr früh wach. Wir erleben einen Sonnenaufgang hinter den Wolken, als die Sonne hervor kommt, strahlen uns die Inseln mit einem Leuchten an, dass wir völlig verzückt von diesen Inseln sind.
Wir schwimmen zu einer Insel und umrunden sie zu Fuss am Strand entlang. Es ist herrlich, das Wasser hat sicher über 25 °C, da kannst du nicht frieren.
Den ganzen Tag sind wir bei diesen Inseln. Wir alle schnorcheln, tauchen unter dem Schiff durch und schwingen uns von der Reling an einem Tau ins Wasser. Das ist nicht so einfach wie es in den Piratenfilmen immer aussieht. Der Versuch, so lässig wie die Piraten es immer machen, missglückt mir dermassen, dass ich seitlich ins Wasser knalle. Zum Glück habe ich mich nicht verletzt, aber ich habe darüber nachgedacht, die Filmstudios in Hollywood zu verklagen, weil da anscheinend bei den Schauspielern getrickst wird.
Das andere Ende von San Blas
Am kommenden Tag ist am Morgen das Wetter unsicher. Eigentlich wollten wir bei den Inseln bleiben um am Abend ein BBQ auf einer unbewohnten Insel zu machen. Aber es bietet sich heute an, den Ankerplatz zu wechseln. So segeln wir ganz gemütlich den ganzen Tag von einem Ende zum anderen Ende der Inselgruppe, die ja über 400 Inseln zählt. Der Wind ist nicht optimal, so erreichen wir maximal 3,5 Knoten. Das entspricht etwa 5,5km/h. Am Ankerplatz angekommen, stürmen die Einheimischen unser Schiff und wollen uns ihre Näharbeiten, wie Wandbehänge oder Kissen, feilbieten. Die filigranen Näharbeiten sind wirklich schön, aber nur einer von uns kauft sich ein Souvenir.
Am Morgen fahren zu einer Insel die ein Wrack am Riff hat. Leider ist die See heute auch nicht ruhig und so können wir das Wrack nur ganz schnell schnorchelnd begutachten. Danach geht es weiter und zwar zur Insel El Provenir mit dem einzigen Flugplatz weit und breit. Diese Insel ist so klein, dass wir es gar nicht glauben können, dass es hier einen Flugplatz drauf hat.
Ludwig geht hier unsere Pässe stempeln lassen, somit sind wir jetzt offiziell in Panama eingereist. Den Nachmittag verbringen wir mit Sonnen- und Regen baden. Es gibt immer wieder kleine Schauer, die aber so kurz sind, dass es sich nicht lohnt unter Deck zu gehen.
Morgen schon ist diese Schiffsreise zu Ende und wir müssen wieder von Bord um uns dem Nervenkitzel des Motorradverladens hinzugeben. Aber es wird auch dieses Mal wieder gut gehen. So hoffe ich.