Wir erkunden die Stadt aber lieber mal zu Fuss, so bekommt man ein besseres Gefühl dafür. Wir beobachten eine Parade an der Plaza de Armas, an der viele Studenten in schönen Roben, zu Militärmusik marschieren.
Wir gehen zur Plaza de Armas, immer ein guter Anhaltspunkt für das Zentrum einer Stadt. Da hat es eine Touri Information, die uns mit allerlei Karten- und Infomaterial ausrüstet. Am Nachmittag gehen wir eine 3 stündige Tour zu den Grabtürmen von Sillustani. Am darauf folgenden Tag möchten wir dann die schwimmenden Schilfinseln und die Insel Taquile im Titikaka-See besuchen.
Grabtürme von Sillustani
Der kleine Touribus ist gut gefüllt und an einer Ecke in der Stadt steigt unser Guide noch zu. Sie ist gut informiert und erzählt uns schon auf der ca. 30 minütigen Fahrt nach Sillustani viel über die Kultur die vor Jahrhunderten hier lebten und über diese Umgebung.
Die Grabtürme sind sehr imposant, es hat welche aus der Inkazeit, diese sind aus Steinen erbaut die exakt aufeinander abgestimmt sind. Es hat aber auch andere, ältere aus der Preinkazeit, diese sind aus unbearbeiteten Steinen gefertigt und sehen deshalb etwas lottriger aus. Einige der Türme sind bis zu 10 Meter hoch und haben einen Durchmesser von bis zu 5 Metern. Unser Guide erklärt uns die Bauweise und die Bedeutung der Ausrichtung der Bauten. Ein einziger Turm aus der Inkazeit wurde intakt gefunden, doch leider vor 15 Jahren durch einen Blitzeinschlag stark beschädigt.
Plötzlich beginnt es, aus den schon länger anwesenden dunklen Wolken, zu hageln. Unsere Spaziergang ist eh grad beendet und so laufen wir im Stechschritt zum Bus zurück.
Auf dem Rückweg halten wir für einen Besuch bei einer einheimischen Familie an.
Wir dürfen uns die verschiedenen Häuser aus Lehm mit Wüstengrasdach von innen anschauen und erhalten viele Infos von unserem Guide dazu. Das Familienoberhaupt zeigt uns mit welchen Werkzeugen sie auf den Feldern arbeiten. Wir sind erstaunt über die absolut einfachen und uralten Werkzeuge. Wir erhalten einen Überblick über die Hauptnahrungsmittel die sie hier auch gleich selber anpflanzen und dürfen verschiedenes ausprobieren.
Im Hof zwischen den ungefähr fünf Hütten, befinden sich drei verschiedene Ofenbauarten, einer davon ist speziell nur für die Zubereitung von ’Cuy’ (Meerschweinchen, eine typische Speise hier im Altiplano von Peru). In der Nähe der Öfen befindet sich das Gehege der Meerschweinchen. Wir bedanken uns für den interessanten Einblick, den wir auf diese Weise gewinnen konnten und fahren mit dem Bus zurück nach Puno.
Die Inseln im Titikaka-See
Am nächsten Morgen ist es grau und verhangen und wir beschliessen unseren Ausflug zu den Inseln um einen Tag zu schieben. Wir machen uns einen friedlichen Tag in der Stadt und sind wieder viel zu Fuss unterwegs.
Früh am nächsten Morgen gehen wir zu Fuss, wieder mal sehr früh (07:00), zum Bootshafen und werden sogleich von zwei ’Bootskapitänen’, wie sie sich nennen, angeworben mit auf ihrem Schiff zu den Inseln raus zu fahren. Wir handeln einen guten Preis aus und werden sogleich zum Schiff gebracht. Zuhinterst, also im Freien nehmen wir Platz und stellen fest dass wir auf einem Schiff mit ca. 30 Touris und einem Guide sind. Na ja, ist auch recht, so zu sagen ’last Minute-Angebot’.
Schon bald legt das Schiff ab und wir tuckern mit sehr langsamer Geschwindigkeit auf dem höchsten schiffbaren See der Welt (3'830 MüM.), dem Titikaka-See in Richtung der schwimmenden Inseln von Uros.
Auf dem See hat es einen grünen Teppich, bestehend aus einer Art schwimmendem Moos, sieht ganz interessant aus, aber ich denke mir, das ist sicher kein Zeichen einer intakten Umwelt.
An vielen schwimmenden Inseln von Uros fahren wir vorbei, bei einer der Inseln halten wir und dürfen den Inselboden betreten. Es ist ein lustiges Gefühl, es fühlt sich an, als ob es schwankt und man sinkt bei jedem Schritt etwas auf dem nassen grünen Schilfrohr ein. Die Bewohner der Insel, es sind Nachfahren der Aymara und Quechua, heissen uns herzlich willkommen und eilen dann zu ihren ’Marktständen’ wo sie uns natürlich gerne ihre selbst gefertigten Sachen verkaufen möchten, von deren Verkauf sie heutzutage leben. Wir setzen uns im Kreis auf getrockneten satt aufgerollten Schilfrohrmatten und hören den Ausführungen unseres Guides zu. Er erzählt uns alles Wissenswerte über die schwimmenden Inseln und ihre Bewohner. Während er uns über die Bauweise und Entstehung einer solchen Insel aufklärt, zeigen uns zwei Insel-Frauen an einem Model die durchgeführten Arbeiten. Eine Schilfinsel ist aus Totora-Schilf gebaut, sie hat eine Dicke von ca. 3 Metern und ist am Uferboden verankert, so dass die Inseln gar nicht herum schwimmen. In der Mitte unseres Kreises hat es ein Loch in der Insel, da wird uns mit einem Stein an einer Schilfschnur demonstriert, wie tief der See hier ist und dass das Schilf nicht auf einem Inselchen erbaut wurde. Es sind gute 20 Meter bis zum Grund. Wir dürfen uns dann die paar Schilfhütten, in denen die Leute hier wohnen, von innen ansehen. Sie sind absolut einfach eingerichtet, ein Bett aus Schilfrohr gebaut, einige Hacken an der Hüttenwand für die Kleider und vielleicht noch ein kleines Tischchen als Ablage, das ist alles. Einige Hütten haben Solarkollektoren um Strom zu gewinnen, damit sie in einer Hütte tatsächlich einen Fernseher betreiben können, ein skurriler Anblick.
Auf einem traditionellen Schilfboot werden wir zur nächsten schwimmenden Insel gerudert und dürfen uns da auch noch etwas umschauen. Die Schilfboote bestehen nur aus Schilf und sind durch das Schilf unsinkbar. Ein solches Schiff bleibt etwa eineinhalb Jahre in Gebrauch und danach wird es als Material für die Erweiterung der Insel gebraucht; sie arbeiten das Schilf am Rand der Insel einfach ein.
Zur Insel Taquile
Wir steigen wieder ins Tourboot ein und fahren rund drei Stunden auf dem grösstenteils ruhigen See zur Insel Taquile. Die Insel liegt nach der Durchfahrt der See-Enge in der Verlängerung der Capachica-Halbinsel. Taquile ist etwa 5 Km lang, 1 Km breit und der höchste Punkt des Inselberges weist 264 m über der Seeoberfläche auf.
Auf der Insel Taquile angekommen müssen wir zuerst mal einen steilen Anstieg hinter uns bringen und das in einer Höhe von 3'800 Metern! Wir kommen dabei an den Terrassenanlagen vorbei, auf denen heute noch Landwirtschaft betrieben wird.
Oben angekommen werden wir wiederum herzlich von den Inselbewohnern begrüsst. Wir setzen uns und lauschen den Ausführungen zu, die er zu dieser Insel erzählt. Um uns herum sind die Leute sehr fleissig, die Männer stricken mit den buntesten Lama-Wollknäuel bestückt an Mützen, Handschuhen, Stirnbänder und vielem mehr. Die Frauen sind am spinnen der Wolle und an kleinen Webstühlen stellen auch sie wunderschön bunte kleine Stoffe her. Die Arbeitsaufteilung ist klar, nur die männliche Bevölkerung strikt!
Eine musikalische Darbietung mit typischem Volkstanz wird uns von einer ganzen Familiensippe vorgeführt, sogar die kleinsten Kinder sind voll mit dabei.
Hier gibt es das Mittagessen, natürlich Fisch, Forelle mit Reis und Gemüse. Nach dem Essen gehen wir auf einem anderen Weg zum Schiffssteg runter und können dabei die Insel noch einwenig angucken.
Dann geht es zurück nach Puno, es liegt eine vier stündige Fahrt vor uns. Beim eindunkeln kommen wir als letztes Boot in den Hafen und werden dann von einem Bus zum Hotel zurück gebracht.
Wir gehen nochmals zu Fuss ins Städtchen und essen in einem feinen Restaurant zu Abend. Dort erhalten wir nochmals eine musikalische Unterhaltung mit Volkstanz, ein gelungener Tag geht zu Ende.
48-Stunden Streik
Wir erfahren dass am 11. und 12. Juli in ganz Peru ein zweitägiger Streik stattfinden soll und gehen uns erkundigen ob wir trotzdem weiterfahren können. Nein, dies ist keinesfalls empfehlenswert, es gibt überall Strassenblockaden mit Steinbrocken und Glasscherben. OK, wir bleiben in diesem Fall noch zwei Tage länger als gewollt in Puno.
Am ersten Tag des Streiks schlafen wir aus und gehen dann zu Fuss mal in den Stadtkern. Überall sind Leute nur zu Fuss unterwegs und teilweise formieren sie sich für einen Kundgebungsmarsch. Alles läuft relativ friedvoll ab, die Scherben und Steinbrocken liegen bereits auf den Strassen, die müssen in der Nacht zuvor platziert worden sein.
Es ist ganz komisch, wenn man kein einziges Auto unterwegs sieht, in einer Stadt wo sonst soviel Verkehr und Gehupe herrscht. Mit etwas Mühe finden wir doch ein Restaurant das offen hat und können was essen.
Der zweite Tag des Streiks verläuft ziemlich gleich, viele Fussgänger die ihre, auf Leintücher geschriebenen Botschaften herumtragen und ihre Parolen in die Strassen rufen. Keine Autos auf den Strassen und fast keine Geschäfte sind geöffnet. Dafür spielen viele Leute auf der Strasse Fussball, Volleyball oder politisieren einfach auf den Bänken an der Strasse. Trotzdem finden wir wieder eine Futterquelle.
Am nächsten Morgen soll dann alles vorbei sein? Wir sind gespannt und stehen früh auf, damit wir die 390 Km lange Strecke nach Cusco gemütlich zurücklegen können.
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