Zeitig am Morgen verlassen wir Charlies Haus in Harbor City / Los Angeles. Unser Ziel ist es in zwei Tagesetappen den Grand Canyon zu erreichen. Sobald wir aus der Stadt raus sind, lässt der Verkehr nach und wir düsen gemütlich auf der gut ausgebauten Strasse in Richtung Josuah Tree Nationalpark. Dort bleiben wir nur eine Nacht, da es kein Wasser auf den Zeltplätzen hat und wir nicht so viel Wasser mitschleppen können, dass wir lange im Park bleiben können.
Zur Mittagszeit sind wir in Parker, einem kleinen Städtchen angelangt, es liegt bereits im Bundesstaat Arizona. Wir müssen tanken und suchen uns die erst beste Tankstelle aus. Auf der anderen Strassenseite machen wir einen mexikanischen Imbiss aus und wollen da Mittagessen.
Planänderung wegen technischen Problemen
Nun macht uns BMW wieder mal einen gehörigen Strich durch unsere Planung: Mein Motorrad zeigt das gelbe Warnsignal und das Symbol der Motorenelektronik erscheint auf dem Display, na das verheisst sicher nichts Gutes. Wir beschliessen zum Imbiss rüber zu fahren und mal in den Handbückern nachzuschlagen was dies zu bedeuten hat. Doch schön rüber fahren ist nicht, meine Maschine hängt nicht mehr sauber am Gas und der Motor stirbt gerade mal kurz ab, als ich Gas gebe. Na super, ich schaff’s dann doch noch zu Guido auf die andere Strassenseite rüber. Wir machen uns schlau was das bedeuten soll. Laut Bedienungsanleitung soll man schnellstmöglich zum nächsten Mechaniker, könne aber weiterfahren, einzig die Motorenleistung laufe lediglich zu nur 50%. Na Super!
Wir beschliessen während dem feinen Essen, dass unsere einzige Möglichkeit Las Vegas ist, denn da hat es einen Mechaniker; also müssen der Grand Canyon und all die weiteren National Parks halt warten.
Es liegen rund 200 Km vor uns und ich bin ja mal gespannt wie ich die Strecke mit einer Maschine, die nicht sauber am Gas hängt, hinter mich bringen soll. Wir beschliessen dass Guido ausnahmsweise hinten fährt, da sieht er besser wie ich zu Gange komme.
Es geht gar nicht so schlecht, denn in den oberen Tourenzahlen, so ab 3500 läuft sie ganz ordentlich, nur wenn’s ums Anfahren oder langsam fahren geht macht sie mir sehr Mühe.
Etwa drei Stunden später fahren wir beim Mechaniker vor die Tür. Eine Diagnose mit dem Computer ist sehr schnell gestellt, es sind scheinbar die Stecker bei der Benzinpumpen-Elektronik korrodiert. Das kennen wir doch schon, gerade mal vor sechs Wochen hatte Guidos Maschine genau dasselbe Problem, na toll. Der Mechaniker teilt uns mit, dass auch die Benzinpumpenelektronik und noch ein weiteres Teil ausgewechselt werden müsse, Kostenpunkt inkl. Arbeit 630.-US$. Sie haben gerade Zeit und bauen die neuen Teile ein. Darüber sind wir recht froh, sonst hätten wir nicht gewusst wie wir es mit dem Gepäck machen sollten.
Las Vegas
Bei Werkstattschluss verlassen wir die Garage und suchen uns den Campingplatz der geradewegs am Las Vegas-Strip liegen soll. Wir finden ihn auf Anhieb und stellen unser Zelt für eine Nacht auf diesen vollkommen überteuerten Platz. Die verlangen 40.-$ auf einem absolut hässlichen Kiesplatz, tja, der Standort macht’s wohl aus. Doch nicht für uns, übers Internet buchen wir uns eines der Hotels, die unter der Woche sehr günstige Preise hat.
Am nächsten Morgen ziehen wir ins Stratosphere-Hotel um, es liegt nur 1 Km vom Campingplatz entfernt und kostet uns gleichviel wie der Campingplatz.
Beim Einbiegen ins hoteleigene Parkhaus staunen wir nicht schlecht, als wir Andys und Claudias Africa Twin sehen, so cool. Wir vermuten, dass die beiden auch hier wohnen. Gleich nach dem Zimmerbezug gehen wir nochmals quer durchs hauseigene Casino in die Garage um das restliche Gepäck zu holen. Da ruft uns Claudia und Andy hinterher. Nach einer herzlichen Begrüssung finden wir heraus, dass sie lediglich hier geparkt haben um sich diesen Teil des Strips anzusehen, sie wohnen ausserhalb der Stadt in einem State Park. Ein absoluter Zufall, einfach genial. Wir plaudern einwenig miteinander und danach machen Guido und ich uns auch auf den Weg Las Vegas zu erkunden.
Erst fahren wir mal mit dem Motorrad den ganzen Strip rauf und danach wieder runter, das ist toll, denn bei dem dichten Verkehr hat man schön Zeit die fantasievollen Bauwerke aus der Nähe zu bestaunen, ich zumindest, den als Sozia kann ich beliebig rumgucken. Nachdem wir uns auf diese Weise mal einen Überblick verschafft haben, kehren wir zum Hotel zurück und gehen ohne Motorrad nochmals los und zwar in das alte Las Vegas (Downtown).
Mit einem Bus kann man bequem und günstig den gesamten Strip befahren. Erstmal reizt uns Downtown. Wir schauen uns die überdachte Meile mal von nahe an. Es spielt eine Band mitten auf dem jetzigen Fussgängerstrasse und ins Dach wird mal ein Wolkenhimmel danach mal Werbung projiziert. Ein junger Farbkünstler bringt tolle Effekte mit Spraydosen und Schablonen zu Papier, wir könnten ihm stundenlang zusehen. Überall glitzert und glimmert es und ein Casino am andern lädt zum verweilen ein. Es hat fast in jedem Casino auch ein Restaurant und da bieten sie Buffets zu enorm günstigen Preisen an. Wir bummeln noch einwenig durch die Casinos und gucken immer wieder gespannt den Leuten beim spielen zu.
Als es eindunkelt wirken die vielen Leuchtreklamen natürlich noch viel besser und wir geniessen das geschäftige Treiben auf dieser Gasse umso mehr.
Bei einem leckeren Buffet-Abendessen lasen wir diesen Tag ausklingen.
Der Strip
Am nächsten Morgen geht’s früh los, wir möchten all die bekannten Casinos mal aus der Nähe sehen. Das Bellagio mit seinen gigantischen Wasserspielen, das Venezian wo sie Leute mit Gondeln durchs Gebäude chauffiert werden, das Luxor das von aussen und auch von innen wie eine ägyptische Pyramide aussieht und viele mehr. Natürlich sehen wir die vielen Läden und vor allem die vielen Leute aus allen Klassen, die hier an den einarmigen Banditen ihr Glück suchen, sehen wir beim bummeln. Was für uns auch sehr interessant ist, ist an den Black Jack- oder den Roulett-Tischen zuzusehen wie teils Leute ein Vermögen in wenigen Minuten verlieren oder gewinnen, einfach aufregend. Selber versuchen wir uns an ein, zwei Automaten aber da wir blutige Anfänger sind und überhaupt keine Ahnung haben bleibt’s bei zwei Dollar die wir verspielen. Aber wir haben zuerst noch ein paar Cents gewonnen.
Ein spezielles Vergnügen
Im Venezian spielt heute Abend die Blue Man-Group und die wollte Guido schon immer mal Live sehen. Wir leisten uns den Spass und sind pünktlich um 19:00 Uhr im eigens für diese Gruppe eingerichteten Konzertsaal im Hotelkomplex drin. Wir sind zwar extrem müde, da wir den ganzen Tag auf den Beinen waren und uns den Strip ganz genau angesehen haben.
Der Saal ist wie ein Auditorium angelegt und zuerst in völlige Dunkelheit gehüllt. In der Mitte der Bühne stehen dann plötzlich beleuchtet, die drei Männer mit ihren typischen blauen Köpfen und schwarzen Anzügen und machen auf Trommeln tolle Musik. Ein toller Nebeneffekt ist, dass ganz viel frische Farbe rumspritzt immer wenn ihre Sticks auf die Trommeln auftreffen. Jetzt ist klar warum an die Leute in den vordersten Reihen Regenschütze ausgeteilt wurden. Die ganze Show ist extrem geladen mit Spezialeffekten und genialer Musik. Die Gruppe hat Unterstützung durch ihre Band, die ganz speziell angezogen sind. Erst denkt man es seien Computer animierte Puppen die da auf verschieden Podesten in unterschiedlicher Höhe auf der Bühne postiert sind und da in Neonlicht rum hampeln. Aber es sind richtige Musiker die schwarze Anzüge tragen auf denen mit Leuchtfarbe menschliche Knochen aufgezeichnet sind. Wenn sie nun in der Dunkelheit Musikmachen und sich dabei natürlich viel und ausgiebig bewegen, sieht man nur die Knochen und das gibt einen tollen Effekt.
Wir geniessen diese absolut spezielle Show in vollen Zügen und sind nicht schlecht überrascht als am Schluss der Vorstellung die ganze Band im Foyer bereit steht für Fotos und um ihre CD ganz originell zu signieren. Sie machen aus den soeben gekauften CD’s ein Unikat indem sie blaue Küsse oder einen Fingerabdruck anbringen. Toll wir geniessen das Bad in der Menge mit den Künstlern zusammen.
Das Wasserspiel des Bellagio
Nun ist genau die richtige Uhrzeit um uns das Wasserspiel im Bellagio, gleich gegenüber, nochmals anzusehen. Bei Nacht und mit schöner Beleuchtung ist es ganz besonders schön und die klassische Musik setzt das Pünktchen auf das i des wunderbaren Spektakels.
Zufrieden gehen wir nach diesem ausgefüllten Tag mit lauter ganz speziellen Eindrücken, zurück ins Hotel und fallen in tiefen Schlaf.
Nun sind wir bereit zum Besuch der bekannten National Parks, die man in einer grossen Rundfahrt von Las Vegas aus besuchen kann.