Donnerstag, 26. Juni 2008

Stewart

Nach einem gemeinsamen Frühstück geht’s für uns vier in neuer Konstellation los. Dagmar und Lars fahren vorne Guido in der Mitte und ich mache das Schlusslicht. Wir verlassen Prince George bei angenehmem Wetter und geniessen die gemütliche Fahrt auf dem Yellow Head Hwy, der Nr. 16. Bei einem willkommenen Kaffeestop besprechen wir wie weit wir heute noch fahren wollen und es sind sich alle einig, es ist so schön, läuft so gut, lasst uns noch ein Stück fahren.

Auf diesem Hwy ist tierisch was los. Mehrmals sehen wir einen Schwarzbären am Strassenrand, doch als wir umdrehen und zurückfahren verziehen sich die Tiere jeweils ganz schnell im dichten Gebüsch. Wieder einmal geht sogar ein Bär vor uns über die Strasse traben und dabei sehen wir wie schnell die Vierbeiner eigentlich rennen können, unglaublich! Bei einem Tankstopp machen wir auf den Motorrädern ein Picknickbuffet und geniessen unser Essen in der warmen Sonne. Eigentlich wollten wir nur bis Burns Lake fahren, aber wir ziehen noch ein gutes Stück weiter und zwar bis Smithers. Wir sind alle überrascht wie gross Smithers doch ist. Wir haben es uns viel kleiner und eher provinzmässig vorgestellt.

Nach 390 gefahrenen Kilometern sind wir alle etwas groggi und stellen schnell unsere Zelte auf dem Galcier View Campground auf. Der Name passt genau, denn man hat wirklich eine direkte Sicht auf den schönen Gulch Gletscher. Das Abendessen ist Pasta mit Sauce. Lars kocht anschliessend, wie immer, noch einen feien Kaffe. Am Lagerfeuer geniessen wir den Abend und bringen anschliessend alle Esswaren und Kosmetikartikel bärensicher unter, damit wir ruhig schlafen können. Nur die einen können wirklich gut schlafen, denn die andern schnarchen scheinbar sehr laut, anscheinend wir.

Am nächsten Morgen geht’s gemächlich aus den Federn und erst mal Frühstücken. Danach heisst es alles wieder schön verpacken und in die Sättel. Unser nächster Halt soll Stewart sein.

Stewart

In diesem weiten Tal in Richtung Prince Rupert ist das Wetter etwas düsterer geworden. Bei der Abzweigung Kitwanga ist die Kaffeepause eingeplant. Die Tankstelle ist weit und breit das einzige Haus, das für alle Reisenden und Einheimischen wie ein Magnet wirkt. Die Reisenden füllen ihre Fahrzeuge und wie die Einheimischen decken sich alle mit allem möglichen Sachen ein. Nach dem Kaffee geht’s weiter. Die Strecke windet sich wieder in einem breiten Tal in Richtung Norden hoch. Überall sehen wir kleine Wasserstellen die von Bäumen umsäumt sind. Als wir eine Stunde Fahrt abgespult haben kommt die Kreuzung in Richtung Stewart. Dort halten wir unser Mittagessen ab. Als wir losfahren fängt es leicht an zu nieseln. Die Wolken hängen tief in diesem engen mit hohen Felswänden gesäumten Tal. Es will nicht aufhören zu nieseln, nein es wandelt sich sogar zu echtem Regen. Also wieder einen Halt und Regenkleider montieren.

Trocken eingepackt fahren wir am berühmten Bear Gletscher vorbei. Der hat das blaue Eis, das alle fasziniert. Aber für ein Foto ist es einfach zu nass.

Unten in Stewart angekommen sind wir überrascht, dass es sich um ein richtiges Dorf handelt. Wir suchen uns ein Zeltplatz und werden bei einem fündig, der Zelte aufstellen lässt. Leider ist die Wiese so nass, dass wir nicht aufbauen wollen. Leider dürfen wir auch nicht beim grossen Unterstand, der als Küche ohne Einrichtung dort ist, unsere Zelte aufstellen. So verlassen wir diesen Platz, in der Hoffnung einen anderen zu finden. Doch hier sowie in Hyder, das US-Alaska Dorf, das mit einem scharfen kanadischen Grenzwachposten getrennt ist, gibt es keine passende Möglichkeit bei diesem Regen. So beschliessen wir nach langem hin und her ein Zimmer zu nehmen, da alle langsam aber sicher gut durchnässte Hände und Schuhe haben. Der Rest sollte auch irgendwie wieder trocken werden um es am Morgen wieder einpacken zu können.

Das Abendessen ist gelungen. Wir haben im Zimmer eine Art Küchennische, aber ohne Kochherd. So ziehen wir eine Schublade aus der Truhe drehen sie um und stellen dort unsere Kocher drauf. Dort zaubern wir mit vereinigten Kräften ein Chili con Carne mit Reis hervor. Dieses schmeckt uns so sehr, dass und gar nicht bewusst wird, das draussen in dieser Halbdämmerung schon lange Mitternacht angebrochen ist. So verziehen wir uns ziemlich abgekämpft in unsere Betten zurück.

Hyder und die fischenden Grizzlybären

Ich für mich will nicht nochmals über diesen doofen Grenzposten rüber, weil ich gestern keinen Beamten draussen oder drinnen durchs Fenster stehen sah, fuhr ich einfach weiter. Doch dann gingen die Lichter und Sirenen an und ich musste zurück. Dann hat uns der Grenzwächter zusammengestaucht, was uns denn einfalle einfach über ein Stoppschild zu fahren, das koste für jeden 1000 Can$ Busse. Wir sollen nun unsere Papiere zeigen.

Ich finde, wenn dieser Arsch seine Arbeit machen will, so soll er seine Achtstundenschicht auch draussen abhalten. Wir sind ja auch praktisch 24 Stunden draussen. Na ja ich setz mich beim Visitorcenter hinten ins Grüne und warte auf die anderen drei. Sie wollen schauen ob die Bären am fischen sind.

Nach einer Stunde kommen sie wieder zurück und haben leider keine Bären gesehen. Was ich vermutet habe, da es erst gegen Mitte oder Ende Juli die Lachse kommen und somit die Grizzlys mit fischen beginnen. Aber es soll ein schöner Platz mit Plattform und Sitzen haben.

Cassiar Hwy

Wir fahren nun zurück zur Kreuzung, doch davor bewundern wir den hängenden und den Bear Gletscher mit all den Blautönen im Eis. Nun geht es den Cassiar Hwy hoch nach Watson Lake. Dieses Tal ist sehr abwechslungsreich. Es geht über kleine Pässe von weiten Tälern an schneebedeckten Bergen vorbei, dann sehen wir wieder weite breite Täler mit nur Wald und dort haben wir unsere erste Begegnung mit einem Elch. Er steht etwas unbeholfen auf der Strasse und weiss nicht so richtig wo er hin will. Es scheint noch ein junges Tier zu sein, da er die Beschreibung von über zwei Metern nicht erreicht. Als das Tier unsere Motoren hört trabt es hastig die steile Böschung in Richtung Dickicht hinunter.

Im Iskut übernachten wir. Dort haben wir ein Email von Claudia und Andy bekommen, dass sie auf dem Weg herunter sind und jetzt auch auf dem Cassiar Hwy sein sollten. Also werden wir morgen unsere Augen besonders offen halten.

Die Weiterfahrt auf der sicher über 80% asphaltierten Strasse geht gut voran. Wir halten immer wieder für ein Foto. Und plötzlich steht ein Motorrad am Strassenrand, das eine AfrikaTwin sein muss und es ist wirklich Claudias und Andys Maschine. Wir freuen uns gegenseitig uns wieder zu sehen. Tauschen Infos über Strassen, wo wer schon durchgefahren ist und vieles mehr aus. Sie geben uns einen Tipp. Das wir unbedingt den Boya Lake weiter oben sehen sollten und wenn es nur für ein Foto ist. Nach über einer Stunde reden verabschieden wir uns voneinander. Sie werden bald nach Hause fliegen und so werden wir sie erst wieder zu Hause sehen.

Beim Boya Lake halten wir kurz und weil es uns so gut gefällt bleiben wir eine Nacht da. Leider haben wir keine Würste und kein Bier zum grillieren dabei. Aber Gaby fragt beim Wasser holen einen Nachbarn, ob wir von ihm je ein Bier abkaufen können. Der will uns kein Bier verkaufen, aber uns einladen das will er. So gehen wir für ein Bier rüber und unterhalten uns über das Reisen, wo sie schon gewesen sind und was wir alles erlebt haben. Bill, so heisst der nette Kanadier, gibt uns noch eine runde Bier aus, was wir bei den exorbitanten Bierpreisen hier in Kanada extrem zu schätzen wissen.

Die Abendstimmung ist wirklich wunderschön. Da haben Claudia und Andy wirklich nicht zu viel versprochen. Wir haben die schneebedeckte Bergkette im Hintergrund und das schöne türkis schimmernde Wasser. Lars ist sogar so mutig und nimmt ein Bad im kühlen Wasser.

Auf nach Watson Lake

Nun heute haben wir einen kurzen Ritt nach Watson Lake vor uns. Dort soll es einen Schilderwald der besonderen Art geben und dann wäre wieder einmal eine kleine Pause angesagt. Wir werden dort einige Tage ausspannen und dann sehen wir, wie es mit der Routenführung weitergeht.