Montag, 10. März 2008

Cabo San Lucas

Zur Baja California ist es nun nicht mehr weit. Wir müssen heute nur genug früh am Terminal der Fähre bei Topolobampo sein und schon sind wir faktisch drüben. Faktisch, die Details sehen wie folgt aus.

Mazatlan verlassen wir bei blauem Himmel und von der Sonne schon angewärmten Morgen in Richtung Los Mochis. Da wir die Strandseite Mazatlan’s gestern beim Spaziergang nicht gesehen haben, fahren wir dieser entlang. Dort sind viele grosse Hotels, was wir fast nicht glauben konnten. Darum haben wir am Vorabend auch so viele Amerikaner hier gesehen und uns gewundert, was die in so einer Hafenstadt den tun. Jetzt wissen wir es, es ist eine Touristenhochburg, nur nicht so weit entwickelt wie Cancun.

Am Stadtende fahren wir wieder einmal eine Strasse zu weit und müssen drehen, aber zum Glück ist der Abzweiger keinen Kilometer weit zurück. So kommen wir auf die Strasse Nr. 15, die einwenig im Inland hoch nach Norden führt. Die Strecke ist ziemlich gerade und hat wenig Kurven, dafür geht es immer wieder den Hügel hoch und runter. So sind wir flott unterwegs und kommen schnell voran.

In Culiacan, einer Grossstadt zwischen Mazatlan und Los Mochis, glauben wir eine Umfahrungsstrasse genommen zu haben. Aber am Schluss kommen wir auf die Autobahn nach Norden. Das ärgert mich, weil ich nicht gross Autobahngebühren bezahlen will. Denn die Mexikaner verlangten unten auf solchen Strassen für die Motorräder das gleiche wie für die Autos. Na ja da muss ich jetzt halt in den sauren Apfel beissen. Aber es kostet zum ersten Mal weniger als für die Autos. Endlich einmal einen Motorradtarif. So fahren wir auf der Autobahn noch zügiger in Richtung Hafen von Topolobampo. Es geht wieder die Hügel rauf und runter.

Technische Probleme, einmal mehr

Als es einen Hügel runter geht, geht auf einmal mein Motorrad aus. Als hätte jemand den Benzinhahn zugedreht, aber mein Moped hat ja gar keinen Benzinhahn mehr. Ich ziehe die Kupplung und versuche das Motorrad wieder zu starten, doch es dreht nur der Anlasser und nicht der Motor selber. „Scheisse“, fluche ich in den Helm, „das darf doch wohl nicht wahr sein.“ Nun ich nutze den Hügel und lasse die Maschine ausrollen, denn ich habe eine Tafel für eine Notrufseule ausgemacht. Leider rolle ich etwa 300 Meter vorher aus. Gaby hält neben mir und schaut mich verdutzt an. Warum ich den hier halte, fragt sie mich. Ich erklär ihr, dass mein Moped einfach ausgegangen ist. Gaby ahnt auch schon das Schlimmste. Ich steige ab und versuche es noch einpaar Mal mit starten, aber die Krux will einfach nicht anspringen. Wir fluchen und „sirachen“ wie die Rohrspatzen, aber es geht wieder Mal nichts mehr.

Ich packe das Werkzeug aus, um die Einspritzdüse zu lösen, damit ich sehen kann ob überhaupt Benzin fliesst. Als ich sie draussen habe und Gaby den Starterknopf drückt kommt Benzin. So glaube ich, dass das in Ordnung ist. Dann vermuten wir es könnte auch der Seitenständerschalter sein, weil Götz damit in Argentinien öfters Probleme hatte. Ist dieser Schalter irgendwie gestört, verhindert er das Starten. Aber als ich den Sensor auf alle Stellungen drehe passiert nichts. Jetzt wissen wir nicht mehr wie oder was wir schauen können und sitzen extrem verärgert am Strassenrand.

Mexikaner sind einfach nicht pünktlich

Als wir so am Strassenrand sitzen wird etwa 100 Meter auf der anderen Strassenseite ein Lastwagen von der Polizei angehalten und kontrolliert. Als die Polizei fertig ist glauben wir, die würden sich unser annehmen, doch die drehen auf der Autobahn, die hier allgemein keine Mittetrennung haben, wieder in die andere Richtung. Gaby schiesst auf und rennt zu denen hin. Sie schildert ihnen unser Problem. Dann setzen diese zurück und steigen bei uns aus.

Gaby fragt nach einem Abschleppdienst dieser soll 350 kosten und er werde uns dort hin abschleppen wo wir wollen. Ok, das machen wir. Es soll etwa eine Stunde gehen und dann sei dieser Abschleppwagen hier. Die Polizisten gehen wieder und erklären uns, dass sie etwa einen Kilometer weiter nördlich unter einer Brücke stationiert sind und später nochmals vorbeischauen würden. Super, auf diese Weise schaffen wir trotzdem heute noch die Fähre und können so auf der südlichen Baja zum Mechaniker, der aber nochmals 160 Kilometer vom Fährhafen entfernt ist. Gaby und ich reden nochmals über den Preis, dann stellt sich heraus, dass der Preis in Dollar ist. Da bin ich entsetzt, weil ich glaubte es wären Pesos. Das ist ja extrem teuer für die letzten 150 Kilometer auf dem Festland. Da hätten wir uns selber abschleppen und uns dieses Geld für die Reparatur sparen können. Weil sie vielleicht nicht mehr auf die Garantie geht. Für meine Maschine läuft Ende dieses Monats die Zweijahres-Garantie auch ab und vielleicht ist jetzt der Zeitpunkt gekommen wo wir aus eigener Tasche bezahlen müssen.

Nun, den Abschlepper können wir jetzt nicht mehr abbestellen und so warten wir auf ihn. Nach einer Stunde in der heissen Sonne glauben wir bald gerettet zu werden, doch er kommt noch nicht. Ja, hier ist die Stunde eben nicht gleich eine Stunde, so vertrauen wir auf die nächste halbe Stunde. Aber diese verstreicht auch, ohne dass ein Abschleppdienst auftaucht.

Es vergehen über zweieinhalb Stunden und dieser scheiss Karren ist immer noch nicht hier. So erzähle ich Gaby von der Idee, dass sie mich nach Topolobampo ziehen könnte. Sie ist skeptisch, weil sie vom Motorradabschleppen noch nie etwas gehört hatte. Ich erklärte ihr wie es gehen soll.

Das Abschleppen

Wir werden bei Gabys Maschine hinten an einem festen Rahmenpunkt eine Leine anbinden und ich werde mit der Leine vorne bei meinem Sturzbügel eine Windung wickeln und das Ende mit der Hand festhalten. In einer gefährlichen Situation kann ich die Leine jederzeit loslassen und auf eine Seite ausscheren und uns beide so nicht gefährden.

Gaby will es als Zugfahrzeug versuchen. Die Leine die wir hatten ist nur eine dickere Plastikkordel. Diese verflechten wir als Zopf, binden es bei Gaby’s Bike fest und wickeln es bei meinem Sturzbügel um. So setzen wir uns auf unsere Maschinen und versuchen es das erste Mal. Dabei ist die Leine etwas zuwenig gespannt und es zuckt und ruckelt ganz schön durch beide Fahrzeuge. Doch wir kommen rasch in einen Fluss aus Gabys sachtem Ziehen und meinem im richtigen Moment sanften Bremsen, um die Leine immer gut gespannt zu halten. Das klappt nicht schlecht. So entschliessen wir, nach so langem Warten auf den Abschleppdienst, es selber zu machen und dabei erst noch Geld zu sparen.

Als wir dann etwa 10 Kilometer auf der Autobahn zurückgelegt haben, fährt ein Abschleppwagen vor uns rechts ran. Er komme und wolle uns abholen. Wir sagen ihm, dass wir ihn über eine Stunde früher erwatet haben. Er hat einige Ausflüchte parat und meint, warum wir nicht angerufen haben. Das konnten wir nicht, weil wir kein Handy haben. Ob wir jetzt noch verladen wollen. Das will ich nicht mehr, dem Typ auch noch für seine Bequemlichkeit Geld in den Arsch schieben, nein Danke. So zieht er unverrichteter Dinge von Dannen.

Gaby zieht mich an diesem Samstagabend bis zu einer Tankstelle. Dort entscheiden wir zu übernachten, da es langsam aber sicher dunkel wird. Wir fragen beim Besitzer kurz nach, ob wir hier campen dürfen. Das st kein Problem.

Die Nacht geht schnell vorbei. Am Morgen haben wir noch etwa 120 Kilometer bis zum Fährhafen vor uns. Zuerst erhält mein Bike noch einen Energie-Stoss mit dem Ladekabel, damit ich ab und zu doch die Zündung betätigen kann um mit Gaby via Funk zu kommunizieren. Unser Neustart am morgen geht nicht schlecht, weil wir immer noch auf der Autobahn sind. Die Mexikaner haben uns viel Platz beim überholen gelassen. Als wir vor der Stadt Los Mochis sind gibt es einen Abzweiger nach Topolobampo. Das ist super, so müssen wir nicht durch die Stadt. Alles geht einfach. Auch als wir vom Wind an der Küste geschüttelt werden. Im Hafen können wir endlich aufatmen, denn nun haben wir bereits die Hälfte der Strecke bis nach Cabo san Lucas hinter uns gebracht. Wir kaufen unsere Tickets und können uns endlich ein Mittagessen im kleinen Städtchen gönnen.

Die Überfahrt zur Baja California

Das Schiff fährt erst spät in der Nacht. Wir müssen vor der Rampe bis um 22:00 Uhr warten. Ich nutze die Zeit um den Reissverschluss an meiner Motorradjacke zu flicken und Gaby verweilt sich mit spazieren, lesen und Fotos machen. Auch lernen wir viele amerikanische und kanadische Reisende kennen. Sie sind mit ihren riesigen Reisemobilen in einer organisierten Rundreise unterwegs. Mit riesigem Interesse unterhalten wir uns über das Reisen. So geht die Wartezeit wie im Flug vorbei. Um 23:00 Uhr können wir endlich unsere Fahrzeuge verladen. Ein Angestellter hilft mir mein Motorrad die flache Rampe hoch schieben. Gaby und ich können zum Glück unsere Motorräder gleich beim Eingang in einer Nische am Boden fixieren. Wir stauen, welch lange Lastwagenzüge in dieses Schiff rein passen. Um Geld zu sparen werden nur Anhängerzüge verladen. Das sind aber nicht wenige.

Danach schleppen wir unsere wichtigsten Sachen in einen Salon des Schiffs hoch. Dort nisten wir uns in der allgemeinen Lounge ein, da wir uns den Luxus einer eigenen Kabine gespart haben. Es gibt noch etwas zu Essen und das war’s dann auch. Wir sind so müde, dass wir auf den unbequemen Stühlen schnell einschlafen.

Die Baja

Der Morgen beginnt früh. Eine Lautsprecherstimme begrüsst uns und lässt uns wissen, dass wir in etwa einer Stunde anlegen werden. Die Sonne ist noch gar nicht draussen und doch sehen wir erst die Küstenzüge durch die Fenster. Als wir beim Hafen sind und alle schon parat vor der Türe stehen, um zu ihren Fahrzeugen zu kommen, sehen wir, wie dieses Schiff bis auf den letzten Zentimeter gestopft wurde. Wir können nur durch einen kleinen schmalen Gang zwischen den Fahrzeugen zu unseren Motorrädern durch kommen. Wir versuchen so schnell wie möglich unsere Motos von den Fixierungspunkten zu lösen, um nicht lange warten zu müssen, denn zurzeit hat es noch Platz zum raus fahren. Draussen will uns das Militär auf Waffen und Drogen überprüfen. Als die uns einander abschleppen sehen, haben sie glaub Mitleid, denn sie lassen uns sehr schnell passieren, sie fragen uns lediglich ob wir etwas dabei haben und verzichten auf den obligaten Blick in unsere Gepäckstücke.

Das letzte Stück nach Cabo San Lucas

Vom Hafen geht es der Küste entlang nach La Paz. Dies war eine harte Aufgabe für uns. Es geht über viele Stoppschilder und Lichtsignale, aber irgendwie haben wir das ziemlich gut hinter uns gebracht. Danach fahren wir auf dem kürzesten Weg runter nach Cabo. Wir sind froh, denn die Strecke ist breit und zweispurig, doch leider mutiert sie sehr bald schon in eine normale Strasse und die Autos und Lastwagen schiessen an uns vorbei, wenn sie freie Bahn haben. Dann wir das Gelände auch noch hügelig. Es geht rauf und runter. Wir haben jetzt mehr Mühe das Seil immer schön gespannt zu haben. Das treibt uns die Schweissperlen aus allen Poren. Doch nach all dem Auf und Ab kommt endlich die letzte Krete wo wir auf das Ende der Insel und die Stadt Cabo San Lucas sehen können. Jetzt haben wir es gleich geschafft. Doch die Strasse wird gerade neue gebaut und wir müssen nochmals einen Umweg fahren und das letzte Stück zum BMW Mechaniker wieder hoch. Am Ende endlich auf dem Platz angekommen, lassen wir unseren Gefühlen freien Lauf und verfluchen wieder einmal gewaltig diese Marke die wir gekauft haben.

In der Werkstatt können wir, nach ein paar Telefonaten, die die Chefin mit Mexiko macht, unseren Garantieanspruch geltend machen. Der Mechaniker hat jetzt auch schon raus gefunden, dass die Elektronik der Steuerpumpe wegen Wassereinbruch zerstört ist. Natürlich ist das ein nicht bekanntes Problem, aber die Platine die eigentlich mit einer Dichtung gut geschützt sein sollte, sieht wirklich schlecht aus. Nun denn, kein Ersatzteil liegt in diesem neu gebauten Haus herum. Sie müssen es bestellen und das kann bis zu vier Tage dauern. Uns wird angeboten, dass sonst von einer neuen Maschine dieses ausgebaut wird und in meine eingebaut. Das will ich eigentlich nicht, weil ich kein gutes Gefühl dabei habe. Die Chefin glaubt, dass das Teil schneller da ist und wir nicht so lange warten müssen.

Danach suchen wir uns ein billiges Quartier in der Stadt. Die Chefin fährt uns persönlich, nachdem wir über eine Stunde im Laden auf ein von denen bestelltes Taxi gewartet haben.

Ich fahre ihr und Gaby mit Gabys Motorrad hinterher und wir werden nach zwei Anläufen fündig. Wir machen einen Termin in drei Tagen ab, da wir nicht so lange warten wollen und das Teil am dritten Tag eigentlich hier sein sollte. Das wäre gut so.

Cabo San Lucas

Wir haben nicht viel vor hier, wir sind eigentlich nur hier in der Stadt, weil meine Maschine Hilfe braucht, sonst wären wir irgendwo ausserhalb. Darum haben wir auch keine grossen Pläne. Uns zieht es einwenig an den Hafen, der voll von kleinen Jachten ist. Im nahe gelegenen Einkaufszentrum essen wir unser heutiges Abendessen und beschliessen Morgen hier gratis in das freie Internet zu gehen, um wiedermal zu Hause hallo zu sagen.

Die drei Warte-Tage kriegen wir mit dem schreiben von Emails, lesen und herum spazieren gut rum. Sonst reizt uns nichts wirklich, auch die vielen Angebote mit Segelschiffen raus zu fahren und Wale zu sehen interessieren uns nicht. So fahren wir am abgemachten Tag zum Mechaniker und sehen, dass alles geklappt hat, sogar das Teil sei rechtzeitig gekommen. Das freut mich sehr. Wir bedanken uns für die Arbeit und verlassen den Hof. Doch als ich weg fahre, sehe ich, dass meine Tankanzeige für die restliche Reichweite in Kilometern nicht stimmt. Ich habe noch etwa für 220 Kilometer Benzin drin, die Anzeige zeigt aber 800 Kilometer an. Das verwirrt mich. Ich fahre zur Werkstatt runter und sehe gerade wie der einzige Mechaniker nach Hause gehen will. Ich fahre zu ihm hin und erkläre mit meinem gebrochenen Spanisch, dass die Anzeige nicht stimmt. Er könne heute nicht mehr helfen, weil er einen Termin habe. Wir sollen bitte morgen doch vorbei schauen. Ich glaube man kann sich vorstellen, dass ich fuchsteufelswild bin. Wieder einmal eine Arbeit die im Pfusch endet. Stefan hat uns noch einige Episoden über diesen Mechaniker gemailt, weil er dort Kerzen und das Kühlwasser wechseln liess. Dabei hoffte ich insgeheim, dass man beim Ersetzen eines Elektronikteils einfach nichts falsch machen könnte. Anscheinend doch.

So gehen wir am morgen früh voll bepackt zum Mechaniker und wollen diesen Fehler behoben haben. Da erfahren wir, dass wir gar nicht ein neues Teil bekommen haben, sondern er, der Mechaniker, das Teil aus einer anderen ausgebaut hat. Dabei denke ich und erkläre dem Mechaniker, dass die Elektronik auf den viel grösseren Tank geeicht werden müsste. Wir sagen ihm er solle doch mal seine Einbauinstruktionen lesen, vielleicht würde er es dann sehen. Doch er findet nichts, was wir irgendwie nicht glauben können, weil wir fest an eine neue Justierung der Elektronik glauben. Die Chefin wird auch wieder eingeschaltet. Sie fragt auf unser drängen hin BMW Mexiko nach, was das sein könnte. Die meinen wir müssten ein Stück fahren, dann werden die Daten neu berechnet. Der Mechaniker geht für eine Runde und nach kurzer Zeit kommt er zurück und siehe da, es stimmt endlich. So das hat uns wieder mal gezeigt, dass auch hier nicht nach den Vorschriften von BMW gearbeitet wird. Denn wenn er seine Arbeit fachgerecht erledigt hätte, hätte er es bei der Probefahrt gesehen und auch merken müssen das die Anzeige nicht stimmt. Endlich können wir, mit dem neuen Wissen über diese Werkstatt, von dannen ziehen.

Uns zieht es nun an die Ostseite des Inselzipfels.