An diesem Morgen stehen wir um acht Uhr auf. Wir essen nur was Kleines zum Frühstück und sind pünktlich um zehn Uhr bereit, zur nahe gelegenen Bushaltestelle zu gehen. Es ist ein völlig ungewohntes Gefühl für uns, so schwer beladen mit Reisegepäck und ohne Motorräder, eigenartig! Der öffentliche Bus ist pünktlich und fährt uns bis zur Haltestelle Lockheed, wo wir in den SkyTrain umsteigen. Wir kennen diese Bahn bereits von unserem ersten Besuch in Vancouver und wissen deshalb genau wo es langgeht. Nur einige Haltestellen später verlassen wir bei wunderbarem Sonnenschein den SkyTrain und besteigen erneut einen Linienbus. Dieser fährt uns in der nächsten Stunde direkt vor das internationale Flughafengebäude.
Am Flughafen in Vancouver
Wir sind zeitlich gut dran, wir haben unseren amerikanischen Freunden Amy und Coleen noch einige Foto-DVD’s versprochen, wir bringen diese grad noch kurz vor dem Einchecken auf das Postbüro. So, nun gehen wir mal auf die Suche nach dem Transat Schalter. Die Schlange am Check-In ist schon mächtig lang, dabei sind es noch vier ein halb Stunden bis zum Abflug der um 16:30 Uhr sein soll. Die Wartezeit ist schnell vorbei, es gibt ja bei solchen Menschenansammlungen immer etwas zu beobachten. Wir checken alles ganz einfach ein und schlendern danach noch etwas im Abfluggebäude herum, bevor wir uns zur Sicherheitskontrolle und danach zu unserem Abfluggate begeben.
Das Einladen der Motorrad-Fracht
Gut eineinhalb Stunden vor Abflugszeit spazieren wir grad zum Abfluggate hin, da ruft Guido, hey sieh da, die laden grad unsere Motorräder ins Flugzeug ein. Wir rennen entlang der Glasscheibenfront bis wir einen uneingeschränkten Blick, auf das für uns extrem interessante Geschehen, haben. Wie festgeklebt an der Scheibe stehen wir gebannt da als unsere Palette vorne an der rechten Seite des Fliegers auf das hydraulische Förderband geschoben wird. Völlig gebannt beobachten wir wie die Palette extrem ruckartig auf diesem Band gedreht wird. Dies geschieht alles in Bodennähe aber dennoch ist diese Höhe für unsere Begriffe beträchtlich. Wenn es jeweils zu ruckelig und zu nahe mit unserer Palette an die Kante geht, halten wir beide den Atem an. Endlich ist die Fracht in einer gewissen Position, so dass sie hoch zur Ladeluke gebracht wird und über das Förderband im Bauch des Flugzeuges verschwindet. Aber auch dies geschieht nicht ohne “Luft anhalten“ unsererseits, denn oben vor der Luke geht’s zuerst mal in Richtung Abgrund, bevor sich die Fracht in die richtige Richtung bewegt. So das wäre geschafft, ich drehe mich ab und gehe zu einem Sitz am Fenster um auf den Boardingaufruf zu warten. Als Guido nicht auch zu mir rüber kommt, gehe ich nochmals zu ihm zurück. Unglaublich, die laden unsere Motorräder nochmals aus, das gibt’s doch nicht, warum dass!?! Wir schauen ungläubig zu, wie die Palette nochmals ausgeladen und in Bodennähe gebracht wird, das alles natürlich wieder unter, für uns extremem “Wackeln“. Nun sehen wir den Grund für dieses Manöver. Die Palette muss gedreht werden, da sie sonst nicht in den Frachtraum rein passt. OK, das verstehen wir. Natürlich beobachten wir erneut mit Adleraugen das nun folgende Drehmanöver. Einige Minuten später verschwinden unsere Motorräder im Bauch des Fliegers und werden diesmal auch drin belassen.
Der Flug von Vancouver via Calgary nach München
Nun können wir gemütlich in der Abflughalle sitzen und auf den Boardingaufruf warten. Es geht nicht lange und es wird pünktlich um 15:45 Uhr mit dem Einsteigen begonnen. Wir haben unsere Sitzplätze auf der rechten Seite, unmittelbar über dem Flügel. Die Bestuhlung dieses Ferienfliegers ist extrem eng und wir machen es uns so gemütlich wie eben möglich. Schon gegen 16:20 Uhr rollen wir zur Startbahn um gemäss Flugplan um 16:30 Uhr zu starten. Doch an einer Ecke kurz vor der Startbahn bleibt das Flugzeug plötzlich stehen. Eine gute halbe Stunde vergeht ohne dass die Passagiere informiert werden und ohne dass wir starten. Dann geht’s los und schon bald sind wir hoch über Kanada in Richtung Osten unterwegs. Schon nach relativ kurzer Zeit befinden wir uns im Anflug auf Calgary unserer planmässigen Zwischenlandung um noch weitere Passagiere nach München aufzunehmen. Nach der Landung werden alle Fluggäste über Lautsprecher gebeten im Flieger sitzen zu bleiben, da es schon in einer Stunde weiter gehen werde, es ginge schnell bis die neuen Passagiere zugestiegen seien. Schade, wir hätten uns gerne rasch die Beine vertreten aber so sind nun mal die Regeln. Nach dieser besagten Stunde, sind die neuen Passagiere eigentlich drin, aber plötzlich werden alle anwesenden Flugpassagiere gebeten doch die Maschine zu verlassen, da es scheinbar an der Klimaanlage ein technisches Problem gegeben habe, dieses aber zwischenzeitlich bereits behoben wurde. Der Capitan müsse nun mit der Maschine einen Testrun machen und währenddessen dürfen, gemäss Vorschrift, weder Passagiere noch Crewmitglieder an Bord sein. Wir verlassen den Flieger, können aber unser Handgepäck in der Maschine lassen. Vom inneren des Flughafengebäudes können wir durch die riesigen Fensterscheiben beobachten wie unser Flieger das Fingerdock verlässt und schon nach kurzer Zeit wieder an demselben andockt. Als wir endlich wieder im Flieger sitzen und uns kurz vor dem Start befinden, sind seit unserer Landung über drei Stunden vergangen. Der Capitan gibt über die Bordsprechanlage bekannt, dass die Reparatur erfolgreich war und wir nun gleich starten können. Auch gibt er bekannt, dass die Crew wegen diesem Zwischenfall nun in eine Überzeit-Situation gekommen ist und deswegen in Montreal oder Quebec eine unplanmässige Zwischenlandung nötig wird, damit die Crew ausgewechselt werden kann. Wir stimmen ins allgemeine Raunen ein, das durch das ganze Flugzeug geht, alle Passagiere sind verärgert und enttäuscht, jetzt geht es noch länger!
Während das Flugzeug startet, rechnen Guido und ich über den Daumen aus, ob uns überhaupt noch genügend Zeit bleibt, dass wir unsere Motorräder beim Swissport Cargo Büro abholen können. Es sollte eigentlich reichen, denn die haben bis um 22:30 Uhr offen.
Wieder in der Luft kommt die nächste Ansage vom Capitan, wir landen nun doch erst in Manchester für den Crewaustausch. Mittlerweile ist es uns egal wo dieser doofe Stopp sein wird, Hauptsache es geht schnell, damit wir in unserem Zeitplan bleiben. Es wird dann mal was zu Essen serviert, nicht besonders gut aber wenigstens warm ist es. Ein Film wird auch gezeigt, aber ich habe keine Chance auf einem der vielen Fernseher ein ganzes Bild zu sehen, denn in meiner Sicht sitzen nur riesige Menschen, super, dann versuche ich eben zu schlafen. Doch bevor ich einschlafe meldet sich doch prompt noch mal unser Capitan, diesmal gibt er bekannt dass die Zwischenlandung nun in Amsterdam sein wird und dass eine neue Crew dann bereits vor Ort sein wird. Das Ganze sei eine sehr kurze Sache und schon nach kurzer Zeit seien wir dann auf dem Weg nach München unserem Zielflughafen. Ja, super wenn sie dann nur bald wissen was sie tun wollen, denken wir. Es ist ein ruhiger und langer Flug nach Amsterdam und mit Schlafen in diesen extrem engen Sitzen ist nicht viel.
Um 13:40 Uhr hätten wir in München ankommen sollen, nun landen wir gegen 17:00 Uhr in Amsterdam. Wir werden angewiesen, das Flugzeug zu verlassen und unser Handgepäck mitzunehmen. Komisch, der Crewwechsel sollte doch eine kurze Sache sein??? Auf unsere Frage informieren uns die Flugbegleiter, das sei normal, ein Flugzeug werde immer gereinigt, bevor eine neue Crew es übernimmt. Die Mehrheit der Passagiere ist genervt und verärgert. Vom Bodenpersonal wird uns ein Essens- und Getränkebon überreicht. Es ist absolut lächerlich, denn mit 4.95 Euro kann sich, bei diesen Preisen niemand was zu Essen und Trinken kaufen. Guido und ich legen zusammen und können so ein kleines Sandwich und beide was zu trinken kaufen, unglaublich so ein mickriger Service. Es hat geheissen um 18:00 Uhr müssen wir am Gate zurück sein, dann können wir wieder einsteigen. Alle Passagiere versammeln sind pünktlich vor dem Eingang, der eigentlich nur ein Ausgangsgate ist. Doch weder von der Bodenbesatzung, noch von der neuen Crew ist jemand zu sehen. Wir alle stehen da wie bestellt und nicht abgeholt und informiert wird, bis um 19:00 Uhr also eine geschlagene Stunde nach der angegebenen Boardingzeit, nicht. Wir werden langsam immer ungeduldiger, vor allem glauben wir bald nicht mehr daran, dass wir unsere Motorräder heute noch abholen können. Endlich kommt nach 19:00 Uhr mal die Dame von der Bodenbesatzung auf eine Gruppe von uns zu und gibt uns per Megafon, da das Mikrophon defekt ist, erstmals Informationen darüber ab, dass da ein Problem mit der Klimaanlage sei. Na prima, da machen die uns die längste Zeit vor, sie brauchen Zeit um den Flieger zu reinigen und die neue Crew einzuladen, aber in Wirklichkeit ist scheinbar das Problem mit der Klimaanlage in Calgary gar nicht richtig behoben worden. Super, da fühlt man sich doch gleich ziemlich betrogen und obendrein noch sehr sicher. Als sich das unzufriedene Geraune in der Menge gelegt hat, sagt uns die Dame, dass mit Hochdruck daran gearbeitet werde, damit die Maschine schnellstmöglich wieder startklar ist. Es sei aber noch ungewiss wann genau die Reise nach München weiter gehe. Guido und ich sind zwischen Hoffnung und Resignation hin und her gerissen. Ob wir es wohl noch schaffen, heute unsere Motos zu kriegen??? Was wenn nicht!?!? Unser ganzer Zeitplan wird nun plötzlich sehr eng. Wir beschliessen nun Ursula, unsere Freundin in München, anzurufen, denn sie wartet ja schliesslich auf uns. Leider können wir ihr keine Angaben machen wann und vor allem ob wir es heute überhaupt noch schaffen, zu ihr nach Starnberg zu kommen. Wir werden sie von München aus nochmals anrufen, wenn wir mehr wissen.
Nun kommt plötzlich Bewegung in unsere Wartegruppe, denn wir werden gebeten, durch die Sicherheitskontrolle zum Einstieg zu gehen. Super, vielleicht schaffen wir’s ja zeitlich doch noch? Zu früh gefreut, denn plötzlich, als wir und ein grosser Teil der anderen Passagiere, bereits durch die Kontrolle durch sind, stoppen die Beamten ihre Arbeit. Warum das?? Na, klar, der kleine Warteraum, unmittelbar vor der Tür zum Gate ist voll und keiner macht Anstalten uns endlich in den Flieger rein zu lassen. Super, nun ist ein Teil der Leute sicherheitskontrolliert und muss in dem kleinen Raum warten, während sich die restlichen Passagiere vor der Sicherheitskotrollstelle die Zeit vertreiben. Geduldig, die einen etwas weniger als die andern, warten wir auf endlich mal konkrete Informationen. Irgendwann kommt der neuen Capitan mit dem Megafon und informiert uns, aus räumlichen Gründen, in zwei Gruppen. Es musste scheinbar ein Teil eingeflogen werden, dass in diesem Moment unter Hochdruck in den Flügel des Fliegers eingebaut wird. Der Capitan kann uns auch keine genauen Angaben machen, wann wir hier in Amsterdam starten werden, sicher ist, wir fliegen mit diesem Flieger, denn ein anderer steht nicht zur Verfügung. Nach dieser Ansage wird der arme Mann wortwörtlich fast mit Fragen und Beschwerden überrannt. Einige Passagiere weigern sich, nochmals in diese Maschine ein zusteigen, da sie erstens, vom ewigen Warten und im Ungewissen gelassen zu werden, die Schnauze gestrichen voll haben und zweitens glauben sie nicht mehr daran, dass diese Maschine wirklich einwandfrei in Stand gesetzt wird. Der Capitan macht den “Meuterern“ klar, wenn sie ab hier nicht mehr mitfliegen, muss in langwieriger Arbeit ihr gesamtes Gepäck aus dem Laderaum gesucht und geholt werden, was wiederum eine noch längere Wartezeit für alle anderen Passagiere bedeuten würde. Das ist den Leuten egal, sie verschwinden stink sauer.
Irgendwann dürfen wir dann doch noch in den, nun reparierten, Flieger einsteigen und wir starten tatsächlich in Richtung München. Die neue Crew lässt uns Papiere ausfüllen, mit denen jedem Passagier 150.- CAD als Entschädigung für die Verspätung nach Hause überwiesen wird. Schwacher Trost!!
Na, ja, mittlerweile ist Guido und mir glasklar, heute ist nichts mehr mit Motorräder aus dem Cargoflughafen holen, das müssen wir auf morgen Samstag, sehr früh verschieben.
Wir landen ca. um 23:15 Uhr in München. Ganze 10 Stunden zu spät!!!
Es ist uns klar, dass wir es mit den ÖV nicht mehr bis nach Starnberg zu Ursula nach Hause schaffen, da die Bahn irgendwann nach Mitternacht ihren Betrieb einstellt und es wäre eine Fahrstrecke von fast ein einhalb Stunden. Das macht alles keinen Sinn!! Wir beschliessen irgendwo auf einer Sitzbank im Flughafengebäude zu schlafen und gleich am nächsten morgen früh rüber zum Cargobüro zu gehen und unsere Motorräder abzuholen.
Beim Aussteigen aus dem Flieger bleiben wir noch eine Weile stehen um zu beobachten wie der Flieger entladen wird. Wir sehen die Bodencrews vom Cargodienst um die Maschine herumstehen und denken uns noch, die haben sicher schon alles draussen.
Bei einem kleinen Schalter vom Sondergepäckdienst von Swissport, derselben Firma, bei der wir unsere Motos in Empfang nehmen werden, fragen wir kurz nach ob unsere Motos schon ausgeladen worden sind. Der Typ sagt uns er sei nur für Gepäck zuständig, als ich ihn auffordere kurz beim zuständigen Büro anzurufen, meint er bloss, dass um diese Uhrzeit bei der Cargo-Abteilung niemand mehr arbeite.
Wir lassen uns so abspeisen, weil wir eh annehmen dass die Motos schon lange ausgeladen wurden und heben uns unsere fast leere Batterie vom Handy auf, um Ursula zu erreichen. Natürlich müssen wir Ursula unbedingt gleich noch kurz Bescheid sagen, dass wir erst am nächsten Morgen zu ihr kommen können um kurz hallo zu sagen und um unsere Original Nummernschilder abzuholen, die uns vom Strassenverkehrsamt, direkt zu ihr geschickt wurden.
Nachdem wir unsere Tasche vom Gepäckausgabeband geholt haben, genehmigen wir uns an einer Bar endlich etwas zu essen. Wir sind ja wieder in Europa, wow, da gibt’s Brezeln und Würste und, und, und. Wir sitzen hundemüde an der Bar und essen, danach wollen wir eigentlich nur noch eines; schlafen, damit wir morgen, ah nein es ist ja bereits morgen, denn Mitternacht ist schon lange durch, einigermassen fit sind. Es liegt ein sehr anstrengender Tag vor uns beiden, denn es ist ja bereits Samstag, unser absoluter Heimreisetag von München nach Turbenthal.
Aber erst heisst es für uns, die Motos aus dem Cargoflughafen raus zu holen und eben schnurstracks zu Ursula fahren, ca. ein einhalb Stunden Weg, dann müssen wir unseren Heimreisezeitplan einhalten, denn wir hoffen doch dass ganz viele, liebe Leute uns auf dem letzten Stück unserer langen Motorradreise begleiten werden.
Wir suchen uns eine freie Sitzbank und legen uns, unser Gepäck gut an uns festgezurrt, direkt unter einer extrem grellen Beleuchtung hin. Nach sehr kurzer Zeit stellen wir beide fest, es ist absolut unmöglich zu schlafen. Wir sind erstens total übermüdet und zweitens von einer inneren Unruhe geplagt, wahrscheinlich die Aufregung und Vorfreude auf das bevorstehende Wiedersehen mit unserer Familie und Freunden. Immer wieder erhebt sich einer von uns beiden, geht spazieren, ein Gang zur Toilette oder was zu trinken organisieren, auf alle Fällt tut keiner von uns auch nur ein Auge länger als eine halbe Stunde zu. Na prima, das wird ein toller Marathon, der da vor uns liegt.
Sehr früh stehen wir auf und gehen was Frühstücken, glücklicherweise hat die Bar 24 Stunden geöffnet. Pünktlich um 7:00 Uhr stehen wir vor dem Büro im Cargoflughafen, um unsere Motorräder ab zu holen. Die Tür ist verschlossen aber nur wenige Minuten später kommt ein Herr um die Ecke und schliess auf.
Er bittet uns herein und fragt wie er uns helfen kann. “Wir wollen unsere beiden Motorräder abholen, die gestern kurz vor Mitternacht aus dem Flug von Vancouver ausgeladen wurden.“
Er guckt uns fragend an und holt ein grosses Buch hervor. Immer wieder stellt er uns Fragen über Fragen, wie viele Motorräder, welche Flugnummer und, und, und.
Schliesslich kommt er zur Theke rüber uns sagt uns: „es sind gestern Abend keine Motorräder ausgeladen worden, denn sonst würde es in meinem Buch hier stehen“. Wir belächeln ihn anfangs fast ein bisschen und sagen ihm, dass dies gar nicht sein kann, denn wir haben ja schliesslich mit eigenen Augen gesehen wie die beiden Motorräder in Vancouver in die Maschine eingeladen wurden und sind ausserdem im gleichen Flieger mit geflogen.
Er sagt uns sehr einfühlsam dass, dies ja nicht gleich auch bedeutet, dass die Motorräder auch ausgeladen wurden. Als dann immer klarer wird, dass unsere beiden Maschinen tatsächlich nicht in München ausgeladen wurden, bricht für uns beide eine Welt zusammen. Unser lange ersehnter und in allen Details ausgemalter Traum vom nach-Hause-fahren ist geplatzt, von einer Sekunde auf die andere.
Ich stehe da und heule und schluchze nur noch, etwas von dass kann doch gar nicht wahr sein, das ist unmöglich, völlig unlogisch, ja ausgeschlossen.
Andy, der Angestellte von Swissport, setzt alles daran, herauszufinden, was ganz genau geschehen ist. Er findet heraus, dass scheinbar die Fluggesellschaft Transat entschieden hat, auf Grund der extremen Verspätung (10 Stunden) die gesamte Ladung des Fliegers, bis auf das Gepäck der Passagiere, zu sperren. Was bedeutet, dass die Motorräder schon seit gestern Nacht wieder auf dem Rückweg nach Vancouver / Kanada sind.
Wir sind absolut platt und obendrein ratlos, denn in nur wenigen Stunden erwarten uns unsere Lieben an verschieden Stationen auf unserem Nachhauseweg.
Guido hat eine gute Idee, wir mieten uns ein Auto um halt so rechtzeitig zu den diversen Treffpunkten und schliesslich nach Hause zu gelangen.
Gesagt getan, denn jetzt eine verantwortliche Person von Transat zu erreichen, die uns wenigstens ein Mietauto organisieren könnte, das stellt sich trotz der grossartigen Hilfe von Andy, als unmöglich heraus.
Wir erfahren von Andy, dass unsere Motorräder mit der nächstmöglichen Maschine, frühestens in sechs Tagen, wieder nach München gebracht werden und wir umgehend informiert werden.
Wir gehen wie die geschlagenen Hunde zum Flughafengebäude zurück und mieten uns ein Auto, dass wir morgen Sonntag in Konstanz zurückgeben können.
Zuerst fahren wir noch ganz schnell zu Ursula am Starnberger See, sie erwartete uns ja seit gestern. Die Fahrt dauert gute ein einhalb Stunden, aber wir müssen unbedingt heute vorbei, denn unsere Original Nummernschilder wurden vom Strassenverkehrsamt direkt zu Ihr geschickt. Wir müssen unser freudiges Wiedersehen leider sehr, sehr kurz halten, denn unser Zeitplan ist ohnehin extrem knapp.
Ursula versteht uns und lässt uns, wenn auch ungern bald wieder ziehen. Wir sind sicher, dass wir sie besuchen, sobald die Motos endlich ankommen, dann müssen wir ja ohnehin nochmals nach München fahren.
Also machen wir uns auf die total anders als geplante Heimreise. Unsere Stimmung ist sehr gedrückt, es stinkt uns gewaltig was da geschehen ist.
Herzliches Widersehen mit Familie und Freunden
Nach einer total verregneten Fahrt kommen wir ziemlich gestresst und genervt eine knappe viertel Stunde zu spät am ersten möglichen Treffpunkt, der Schwägalp an. Bei dem strömenden Regen hoffen wir innständig, dass niemand unserer Freunde mit dem Motorrad angereist ist. Doch grad als wir aus dem Mietauto aussteigen sehen wir wie Remo auf seiner Maschine ankommt. Als er uns sieht ohne Motos, wirft er uns seine tropfnassen Handschuhe entgegen und fragt, hey wo sind eure Räder, habt ihr wegen dem Wetter doch gekniffen? Nein, nein wir sind völlig unschuldig und erklären ihm unsere missliche Lage.
Es ist ein tolles Wiedersehen und wir freuen uns riesig, dass trotz diesem miesen Wetter jemand uns treffen und begleiten kommt. Soeben guckt Reni um die Ecke und rennt auf uns zu, sie wartet zusammen mit Felix, Vivian und Nick schon ein Weilchen hier im Vorraum des Restaurants. Es ist ein toller Moment sie alle wieder zu sehen und zu drücken. Schnell sind Guidos und meine schlechte Laune verflogen, wir freuen uns einfach wieder unsere Lieben in die Arme schliessen zu könne, Motos hin schlechtes Wetter her.
Nach einem kurzen Gespräch machen wir uns gemeinsam auf den Weg zum nächsten Treffpunkt. Eine Fahrt von ca. einer Stunde liegt vor uns. Remo fährt in strömendem Regen mit seiner Maschine mit uns mit, der arme tut uns richtig leid, zu gerne wären wir mit ihm zusammen so richtig nass geworden.
Fast pünktlich kommen wir am zweiten Treffpunkt, der Hulftegg, immer noch bei heftigem Regen an. Eine riesen Freude erfüllt mich als ich meine Eltern sehe und ihnen schon einen kurzen Moment später endlich in die Arme fallen kann. Ein herrlicher, unbeschreiblicher Augenblick. Auch Guidos Vater Albert und Ursi seine Partnerin sind hier hochgefahren und die Begrüssung ist sehr herzlich und freudeerfüllt. Markus und Claudia Koch sind auch gekommen und wir sehen Dominik, ihren kleinen Sohn zum ersten Mal. Wir alle stehen draussen im Regen und lachen und freuen uns über unser Wiedersehen. So nun aber nichts wie los, ein toller Apéro zu Hause bei Guidos Mutter und Ihrem Partner Fritz erwartet uns alle.
Gemeinsam fahren wir in einer Karawane die letzte Strecke von etwa 45 Minuten nach Hause nach Oberhofen.
Ein wunderschöner, von Fritz selbst gemachter, Bogen aus Grünem und Blumen erwartet unsere Durchfahrt und daneben steht ein riesengrosses, rotes Holzherz mit lieben Willkommensgrüssen extra für uns, so schön, das rührt uns sehr. Dann kommt die Zielgerade und vorne auf dem Hausplatz steht Marlies, Guidos Mam und ist von Tränen gerührt Ihren Sohn nach so langer Zeit endlich wieder in die Arme schliessen zu dürfen. Eine herzliche Begrüssung nach der anderen folgt und es fliessen reichlich Freudentränen. Eine wunderbar vorbereitete Willkommens-Feier mit viel gutem Essen und Getränken erwartet uns alle, so genial. Es sind natürlich schon einige Gäste da und neue kommen laufend an. Guido und ich sind überwältigt, wie viele unserer Freunde und Bekannten sich diese Willkommensfeier, trotz des so schlechten und kühlen Wetters nicht entgehen lassen. Es ist ein absolut unvergesslicher mit extremen Gefühlen geprägter Anlass den nicht nur Guido und ich sehr geniessen, nein wir sind überzeugt es ist für alle Anwesenden ein genialer Moment. Die Zeit vergeht wie im Flug und immer wieder kommen neuen Besucher und einige verabschieden sich wieder. Natürlich gibt es unendlich viele Fragen und noch mehr zu erzählen, schliesslich waren wir fast zwei Jahre weg. Das Unglaublichste ist aber im Moment für alle die Story zu unseren nicht ausgeladenen Motorrädern.
Und noch eine kleine Überraschung
Als meine Eltern sich langsam verabschieden möchten, packen wir noch eine Überraschung aus. Alle Eltern erhalten eingepackte Geschenke, mit der Bitte sie gleichzeitig auszuwickeln. Die Überraschung ist sehr gross, als sie unser Hochzeitsfoto von Las Vegas in Händen halten. Ja, wir haben am 16. April 2008 in Las Vegas, ganz im Stillen, geheiratet.
Nun wird noch mit Prosecco darauf angestossen und alle gratulieren uns herzlich und wollen natürlich die Details zu diesem Tag erfahren.
Noch ein schönes Widersehen
Spät gegen Abend, als alle Gäste gegangen sind, begrüssen wir auch endlich unsere beiden gefiederten Freunde Axel und Virgil, unser Papageien. Marlies und Fritz haben sich während unserer Reise so gut um die beiden gekümmert. Beide sind anfänglich sehr zurückhaltend, als ob sie gar nicht glauben könnten uns wieder zu sehen. Mit der Zeit gewöhnen sie sich an unseren Anblick und tauen etwas auf. Es ist ein super Gefühl, die beiden so gesund und munter wieder zu sehen! In den nächsten Tagen lässt uns Axel wissen, dass er während unserer Abwesenheit seinen Wortschatz ganz schön aufpoliert hat, lustig was er alles spricht und die neuen Geräusche die er ganz authentisch imitiert. Virgil ist wie immer der stille Geniesser und lässt sich, allmählich auch wieder gern kraulen.
Wir beide lassen den emotionsgeladenen Tag Revue passieren und sind sehr zufrieden und glücklich gesund und unversehrt eine so lange und noch dazu eine so wunderbare Reise gemacht zu haben.