Samstag, 16. August 2008

Von Alaska zurück nach Vancouver

Wieder zurück auf dem Alaskan Hwy fahren wir ein Stück zum ersten Mal ein zweites Mal. Nur bis zur Tetlin Junction, ab da ist der Hwy für uns wieder neu. Wir treffen auf eine gut ausgebaute Asphaltstrasse und können ein gutes Reisetempo aufrechterhalten. Das muss man, bei diesen Distanzen. Es hat praktisch keinen Verkehr und auch keine Tiere am Strassenrand. Schon nach kurzer Zeit kommen wir an die kanadische Grenze und treffen auf eine lange Warteschlange. Nach einer Stunde sind wir beim Grenzhäuschen um drei Fragen zu beantworten und das war’s, wir sind zurück in Kanada. Gleich im Grenzort Beaver Creek machen wir eine Mittagspause. Wir sitzen draussen auf der Holzveranda, da fährt Simon Siggs auf seiner KLR heran. Ihn haben wir in Anchorage kennen gelernt. Wir plaudern zusammen und beschliessen dann gemeinsam weiter zu fahren. Heute erreichen wir am späten Abend Haines Junction, wo wir unsere Zelte aufschlagen. Wir machen einen kleinen Salat aus dem was wir noch an Proviant dabei haben, weil alle Läden bereits geschlossen sind.

Whitehorse
Am nächsten Morgen geht’s nach einem kleinen Frühstück los, wir wollen nach Whitehorse fahren. Dieser Ritt ist nicht weit, nur 165 Km und wir sind schon früh am Nachmittag in Withehorse, wo wir uns im Visitorcenter kurz einen Film über den Yukon ansehen. Danach stellen wir drei unsere Zelte bei strahlend schönem Wetter auf dem Campground auf. Jetzt bleibt noch genügend Zeit um die kleine Stadt zu erkunden. So gucken wir uns den Sternweehler SS Klondike an. Der liegt jetzt gut auf dem Trockenen. In seinen aktiven Zeiten im frühen 19. Jahrhundert war er in der Goldrausch-Zeit unentbehrlich.
Die längste Holz-Fisch-Leiter der Welt befindet sich auch hier in Whitehorse, die sehen wir uns zusammen mit Simon natürlich auch an. Es ist imposant wenn man den mächtigen Staudamm sieht und dann die hölzerne Fischtreppe daneben. Im keinen Besucherzentrum kann man durch dicke Glasscheiben beobachten wie verschiedene Fischarten vor den Gittern warten, damit sie in der Fischtreppe Stromaufwärts schwimmen können.
Wir machen uns ein feines kaltes Nachtessen da unser Kocher wiedermal kaputt ist. Aber es ist lecker und wenn es draussen warm ist, braucht man ja nicht unbedingt etwas warmes zu essen.
Schon wieder Probleme mit BMW
Am nächsten morgen bemerkt Simon, dass an Guido’s Bike ein Leck sein muss, denn am Hinterrad sind Ölspuren zu sehen. Bevor wir aufbrechen können nimmt Guido das Hinterrad weg und guck sich die Sache genauer an. Es ist das neu eingebaute Teil das Öl verliert, also das Antriebsgehäuse, das erst gerade in Anchorage eingebaut wurde. Das gibt’s doch gar nicht!!
Bevor wir nach Watson Lake aufbrechen, säubert Guido diese Stellen am Motorrad und beschliesst das Ganze zu beobachten. Vielleicht ist es ja nicht so schlimm.
Jetzt sind wir einigermassen bereit die 450Km bis nach Watson Lake, wo Dagmar und Lars auf uns warten, unter die Räder zu nehmen. Es sind 450 Km die wir an diesem Tag abspulen. Beim Mittagessen in einer Raststätte treffen wir Dale wieder. Ihn haben wir auch in Anchorage kennen gelernt. Er ist mit seiner Transalp unterwegs. Wir essen gemeinsam und fahren dann zu viert weiter in Richtung Watson Lake. Das Wetter ist heute gut und recht warm.

Watson Lake
Am frühen Abend fahren wir in Watson Lake zuerst schnell zum Schilderwald und verewigen uns mit einem Nummernschild-Bild. Danach gehen wir ins Visitorcenter wo wir hoffen, dass unser Ersatzteil vom Kocher mittlerweile angekommen ist. Fehlanzeige, es stellt sich heraus, dass es erst übermorgen ankommen wird. Wir fahren so gegen sieben Uhr auf den Campingplatz in Watson Lake ein. Es ist derselbe Platz, wie bei unserem letzten Besuch hier. Wir fahren auf den Platz und Dagmar und Lars kommen uns sogleich winkend entgegen. Das Wiedersehen ist freudig und intensiv. Die beiden nehmen gerade fertig gebratene feine Würste vom Grill und wir können einfach alle an den lecker gedeckten Tisch sitzen und geniessen. Dabei feiern wir den Geburtstag von Lars nach, der erst kürzlich war. Das ist vielleicht super, so was wünscht man sich nach einer langen Motorradfahrt, genial!!
Wir bleiben einen Tag in Watson Lake und ruhen uns aus. Es ist schön wieder mit Dagmar und Lars zusammen zu sein. Simon und Dale fahren heute schon weiter, sie sind etwas im Zeitdruck und gönnen sich keinen Ruhetag. Wir verabschieden die beiden und wahrscheinlich holen wir sie auch nicht mehr ein.
Am anderen Tag fahren wir mit Dagmar und Lars weiter südlich auf dem Alaskan Hwy. Heute spuhlen wir nur gute 200 Km und zwar zu den Liard Hot Springs.

Liard Hot Springs
Auf dem Hwy treffen wir auf zwei verschiedene Büffelherden und auch einige einzelne Tiere wie Fuchs, Elch oder einfach nur die amerikanischen Eichhörnchen (Squirls) am Strassenrand. Es ist ein herrliches Schauspiel diesen sanften Riesen zuzusehen, wie sie grasen und die Strasse ganz gemütlich überqueren.
Gleich neben den Hot Springs befindet sich ein einfacher Campground wo wir unsere Zelte aufstellen. Ab in die Badehosen und rein ins heisse Vergnügen. Die natürlich angelegten Pools sind richtig heiss; ob das wohl gesund ist? Was soll’s, denken wir und geniessen wie wir fast gekocht werden. Auch tut gut, sich beim kleinen Wasserfall, in die heisse Welle zu setzen, herrlich! Am Abend kochen wir was aus unseren Resten in den Tüten und Beuteln und machen ein Lagerfeuer. Bald schon ist wieder Schlafenszeit, denn wir sind alle müde.
Am morgen nach einem feinen Frühstück, machen wir uns auf den Weg nach Fort Nelson.

Fort Nelson
305 Km liegen vor uns und wir nehmen’s wie immer gemütlich. Plötzlich sehen wir in einer Lichtung am Strassenrand einen Elch, der friedlich, in einer für ihn nur knietiefen Lagune, am grasen ist. Wir halten an und geniessen dieses einmalige Schauspiel. Diesmal ist unser Mittagshalt an einer kleinen Tankstelle mit dem Namen Toad River mit angegliedertem Restaurant. Wir bestellen uns Lachsburger und setzen uns in die Sonne. Ein richtiger Genuss, so eine luxuriöse Mittagspause! Etwas später dann geht es weiter und so gegen sechs Uhr Abends erreichen wir den Campground in Fort Nelson. Dagmar und Lars gehen einkaufen, während Guido die Ölleckstelle an seinem Motorrad nochmals genauer anguckt. Da es nun immer noch leckt, dass diesmal die ganze Bremsscheibe ölverschmiert ist, muss dringend was unternommen werden. Guido stellt fest, dass bei der O-Ring-Dichtung beim montierten Speed-Sensor eine Kante zerschnitten ist und deswegen natürlich nicht mehr dichtet. Eine neue O-Ring-Dichtung muss her und dann schleunigst zum nächsten BMW Händler um neuer O-Ring und Öl nach zu füllen. Die Dichtung hat hier nämlich niemand passend. Der aktuelle Ölstand kann nicht einfach gemessen werden. Dazu muss man das gesamte Öl ablassen und dieses messen. Da kann man gleich neues einfüllen. Ok. Um diese Tageszeit hat kein Ersatzteilhändler mehr offen. Das Projekt wird morgen früh, vor unserer Abfahrt, neu in Angriff genommen. Zum Abendessen kochen wir was Einfaches und gehen wiederum zeitig ins Körbchen.
Während am nächsten Morgen die einen Frühstück vorbereiten, geht Guido auf O-Ring-Jagd. Er findet was ähnliches, das zur Not passen könnte. Das Teil wird montiert, gefrühstückt und weg sind wir.

Hudsons Hope
Die 439 Km nach Hudsons Hope machen wir ganz gemütlich und brauchen auch dementsprechend Zeit dafür. Das Wetter ist gut heute und wir machen an einer kleinen Tankstelle unsere Mittagspause. Wie so oft gibt es Brot mit Aufschnitt und Käse. Gut gestärkt nehmen wir das letzte Stück auf dem Alaskan Hwy unter unsere Räder.
Bei der Junction wo wir vom Alcan (Alaskan Hwy) abbiegen, tanken wir nochmals unsere Räder voll und fahren die letzten 70 Km bis zum Campground gleich am Fluss in Hudsons Hope. Als Abendessen kochen wir uns gute Spaghettis und genehmigen uns sogar ein Gläschen Wein dazu. Wir bleiben einen Tag in Hudsons Hope um eine wohlverdiente Ruhepause zu machen. An diesem Tag ist das Wetter schön und sonnig. Wir können wiedermal im T-Shirt frühstücken, das war in letzter Zeit sehr selten der Fall. Am Abend gibt’s feine Pouletbrüstchen vom Lagerfeuer und Alupäckchen mit Gemüse gefüllt. Wir alle geniessen das Essen sehr!

Prince George
Heute geht’s auf nach Prince George, wo wir vier uns vor fast zwei Monaten getroffen haben. Die Strecke von ungefähr 400 Km beginnen wir bei schönem Wetter. Doch allmählich wird es immer wolkenverhangener und wir ziehen uns regendicht an. Bei einer Tankstelle die ein grosses Dach hat, machen wir unsere Mittagspause. Wir sind tropfnass und sind froh einwenig unterstehen zu können. Kurz vorher hat ein starker Wind uns richtiggehend herumgewirbelt und es hatte viele abgebrochene Äste auf der Strasse. Der Regen lässt nicht nach aber wir wollen trotzdem weiter. Die letzten Kilometer fahren wir in strömendem Regen. Auch als wir in Prince George auf dem uns bereits bekannten Campground ankommen, lässt der Regenfall nicht nach. Gerade als wir etwas ratlos da stehen, guckt eine Campingnachbarin über den Zaun und offeriert uns frisch gekochten Kaffee. Wir nehmen dankend an und plaudern einwenig mit Karen. Die kleine Aufwärmung hat uns gestärkt und der Regen hat auch etwas nachgelassen. So stellen wir nun unsere Zelte auf und spannen eine Plache über den Tisch, damit wir im Trockenen kochen und essen können. Es muss wieder einmal Wäsche gemacht werden und alle nassen Sachen versuchen wir irgendwie trocken zu kriegen. Wir machen uns ein feines Chili con Carne und zum Dessert als krönenden Abschluss unserer gemeinsamen Fahrt, gibt’s einen Apfelkuchen. Wir haben uns aber die Bäuche so voll Chili geschlagen, dass der Kuchen aufs Frühstück verschoben werden muss.

Der Abschied von Dagmar und Lars
Die Sonne lacht uns an diesem Morgen entgegen, als wir zusammen frühstücken und danach Guido und ich unser Zelt abbrechen. Toll, so kann alles bequem trocken verpackt werden, super! Nun heisst es Abschied von Dagmar und Lars nehmen. Die beiden haben noch einen Monat länger Zeit zum reisen, bevor auch sie nach Hause fahren. Der Abschied fällt nicht leicht, hatten wir doch eine schöne Zeit zusammen. Mit guten Chancen uns zu Hause wieder zu sehen, verlassen wir die beiden.
Durch Prince George hat es viel Verkehr, der aber sobald wir aus der Agglomeration raus sind, ruhiger wird. Wir nutzen das schöne Wetter und geniessen die Fahrt. Auf halbem Weg machen wir ein Päuschen in einer Schnellimbisskette. Danach geht’s weiter, eigentlich wollten wir nur bis Williams Lake, aber wir sind fit und vor allem herrscht heute gutes Wetter, also fahren wir noch ein Stück weiter bis Clinton.

Clinton
Hier auf einem schönen RV Park, gleich am Dorfeingang, stellen wir unser Zelt auf und immer noch scheint die Sonne, obwohl es bereits nach sechs Uhr ist. Das Abendessen fällt aus, da wir sehr spät zu Mittag hatten. Am nächsten Morgen schlafen wir unerwartet lange und brechen erst gegen Mittag in Clinton auf. Das Wetter ist wider sehr schön und wir geniessen die letzten 385 Km bis nach Vancouver. Auf dem Weg kommen wir an Hells Gate vorbei, das ist eine Verengung beim Fraser River. Es hat eine Touristenattraktion, eine Seilbahn über den tosenden Fluss. Wir machen ein paar Fotos und fahren dann weiter.

Vancouver
Als wir in Vancouver auf dem schon bekannten Campground ankommen, beginnt es doch prompt wieder zu regnen, so schade. Wir gehen erst mal früh schlafen, da sich Guido gar nicht wohl fühlt. Er hat sich irgendwas im Magen eingefangen.
Nun haben wir von Anchorage bis nach Vancouver in 12 Tagen über 4060 Kilometer zurückgelegt. Das ist einfach extrem. Das entspricht in Europa einer Strecke von Genf über Deutschland, Dänemark, Schweden hoch ans Nordkap in Norwegen. Unglaublich, nicht wahr.
Am nächsten Morgen geht es ihm einigermassen und wir telefonieren mit Brian. Ihn haben wir im Arches N.P. in den USA kennen gelernt. Er hat uns freundlicher weise angeboten, bei seinem BMW Händler nach zu fragen, wann wir mit unserem Problem vorbei kommen können. Wir können gleich vorbei und am Abend lädt uns Brian zu sich nach Hause zum Essen ein. Super Sache, also fahren wir gleich rüber zum Mechaniker.

Eine äusserst fragwürdige BMW Reparatur
Die Leute bei John Valk BMW sind sehr hilfsbereit und nehmen Guidos Bike mal unter die Lupe.
Mit der Zeit wird immer klarer was alles schief gelaufen ist, man hat bei Guidos Bike in Anchorage ein Antriebsgehäuse für eine GS und nicht für eine GS Adv. Das findet der Mechaniker beim check von der BMW Computerakte von Guidos Bike heraus, anhand der Art. Nr. des eingebauten Teils.
Ebenfalls ist ans Tageslicht gekommen, dass mit dem neuen Antriebsgehäuse auch der im Gehäuse eingebaute neue ABS Sensor hätte neu verkabelt werden sollen. Aber die haben kurzerhand den alten Sensor wieder rein gemacht und dabei wie wir mittlerweile wissen die Dichtung zerstört.
Nun, der Mechaniker hier in Vancouver war sehr nett und hat eine neue Dichtung rein gemacht und das Öl ersetzt, und dies ohne Kosten für uns, toll!
Die Erklärung vom Händler in Anchorage ist, er könne sich die unterschiedliche Artikel Nummer nicht erklären. Es müsse wahrscheinlich zwischenzeitlich eine Änderung gegeben haben. Wenn er heute wieder ein solches Teil bestellen würde, würde er dasselbe Antriebsgehäuse wieder erhalten, dass bei Guidos Bike eingesetzt wurde. Er sehe keinen Grund zur Beunruhigung und ansonsten hätte Guido nun ja wieder zwei Jahre Garantie auf besagtes Teil.
Wegen dem nicht eingebauten neuen ABS Sensor sagt er, der alte habe noch gut funktioniert und sie hätten die kleine Abweichung vom neu desingten Gehäuse nicht bemerkt und deshalb hätten sie ihn nicht ausgetauscht. Hier ist zu sagen, dass der neue Sensor mit der Viton Dichtung zusätzlich eine Unterlagsscheibe gebraucht hätte um das Gehäuse richtig abzudichten. Und die Richtlinien von BMW schreiben scheinbar vor, dass der Sensor gleich mit ausgetauscht werden muss. Macht auch Sinn, denn das Antriebsgehäuse kommt vorgefüllt mit Öl und das muss sauber verschlossen bleiben, was eben durch diesen Sensor geschieht. Nun wurde Guido um einen neuen ABS-Sensor beschissen, den er ja auch bezahlt hat.
Des langen Ärgers kurzer Sinn....., wir verstehen es nicht und mit uns haben auch die Mechaniker in Vancouver nur Fragezeichen für diesen Fall übrig. Aber wir lassen es mal auf sich ruhen, vielleicht haben wir zu Hause dann wieder Kraft und Lust mal nachzufragen was da hinten eigentlich genau eingebaut wurde.

Zu Besuch bei Brian und Kathy
Am Abend fahren wir zu Brian und Kathy, die uns mit einem super feinen indischen Gericht verwöhnen. Der Abend ist sehr kurzweilig, denn auch die beiden haben viel von ihren Motorradtouren und auch von Problemen mit BMW zu erzählen. Dieselben vor denen wir Brian in Arches NP gewarnt haben. Wir geniessen dieses Beisammensein und verabreden uns für ein weiteres Treffen nachdem wir Vancouver Island besucht haben. Schliesslich dürfen wir unsere Frachtdokumente zu ihm schicken lassen.

Regentage in Vancouver
Es schüttet wie aus Kübeln und das für zwei volle Tage. Guido fühlt sich immer noch nicht so gut und deshalb beschliessen wir dem Wetterbericht zu vertrauen und bis am Samstag hier zu bleiben. Am Samstag soll es für die nächsten Tage viel Sonne geben, auch auf Vancouver Island. Das gefällt uns. Die Regentage verbringen wir in der Lounge des Campgrounds, da hat es WIFI und Fernsehen, es ist schön warm und trocken. Ein heisser Whirlpool und ein Hallenbad stehen auch zur freien Verfügung.