Dienstag, 13. November 2007

Bocas del Toro

Denn sie wissen nicht was sie heute alles tun

Als wir heute von Boquete losfahren, wissen wir, dass wir in dem Hostal „Lost and Found“ auf dem Weg in Richtung Karibikküste absteigen werden. Ich habe extra am Vorabend dort angerufen und mir den Ort und den Weg beschreiben lassen. Da anscheinend dieses Hostal wirklich am Anfang vom tropischen Regenwald sein soll. Die Ortschaft heisst „Valle de la Mina“, dort müssen wir bei der Ausfahrt auf der rechten Seite schauen, denn dort werden wir die Werbetafel gleich sehen. Es sei nur eine Fahrstunde von der Stadt David entfernt.

So fahren wir von Boquette los, mit unserem neuen Ziel. In David tanken wir unsere Maschinen nochmals voll, weil wir nicht genau die Tankstellensituation an der Küste kennen. Bei der Abzweigung nach Bocas del Toro schwenken wir links ein und schauen auf die Uhr, um nicht die Ortschaft zu verpassen, die sogar in unserer Touristenkarte eingezeichnet ist.

Die Strecke ist landschaftlich spannend, da es in die Berge mit etwa 1000 Metern über Meer geht. Wir kommen an kleinen Weilern vorbei, leider fehlen die Ortstafeln oft. Als wir wieder einmal über eine Anhöhe fahren, sehen wir weit unten einen Stausee, wo wir hinunterfahren, über den Damm cruisen um danach wieder eine Hügelkette hochfahren zu können. So geht es eine ganze Zeit. Nach über eineinhalb Stunden Fahrt und als ich das Meer von einer Krete aus gesehen habe, kommen in mir Zweifel auf, dass wir das Hostal verpasst haben. Gaby und ich tauschen uns kurz aus und fragen bei einem kleinen Restaurant nach, wann und wo denn jetzt das Dorf Villa de la Mina komme. „Das sei über eine halbe Stunde hinter uns, und wir müssten umkehren“, sagt die Frau zu Gaby. Wir sind etwas ratlos. In dieser Hitze dieses Lost and Found suchen, dazu haben wir keine Lust und entschliessen uns weiter in Richtung Changinola zu fahren. Denn von dort würden wir gerne als nächstes Ziel auf die Insel Kette „Bocas del Toro“ fahren. Ok, gesagt getan. Ohne eine Träne zu vergiessen ziehen wir unsere Bahnen an die Meeresküste. Auf der Strecke fahren wir durch grosse Dörfer, die nicht auf der Karte eingetragen sind und wir sehen kleine Dörfer, die aber auf der Karte eingetragen gewesen wären.

In Almirante wissen wir beide nicht richtig weiter und haben auch Hunger. Als ich mich mit Gaby auf dem Motorrad bespreche, steht auf einmal ein junger Mann neben uns und fragt, „ob wir nach Bocas del Toro wollen. „Ja eigentlich schon, aber wir wissen nicht so richtig“, gebe ich ihm zur Antwort. Er rechnet uns vor wie viel die Überfahrt zur Insel für uns kostet. „Das ist alles schön und gut, aber was machen wir mit den Motos, die Fähre ist für uns zu teuer“, sage ich zu Williams, der sich in der Zwischenzeit vorgestellt und als Touristenguide ausgewiesen hat. „Es gebe hier billige Parqueadero, die auch sicher sind“, hat er schon parat. „Ok, wir haben Hunger und müssen uns nochmals alles in Ruhe durch den Kopf gehen lassen“, ist meine knappe Antwort, für ihn. Er zeige uns ein Restaurant, gleich bei einem Steg am Meer. Auch Gut, wir fahren ihm und einem Freund hinterher.

Dort angekommen, bestellen wir beide ein Menü und bekommen dieses auch fix serviert. Gaby und ich beschliessen, dass wir zuerst den Parkplatz sehen wollen, um danach zu entscheiden, ob wir von hier nach Bocas del Toro gehen. Im Restaurant wirbt Williams weitere Gäste für den Parkplatz und die Insel an.

Beim Parkplatz angekommen, habe ich schnell einen guten Eindruck. Hier stehen viele Autos mit Kennzeichen von Panama-City, der Haag ist sehr hoch, es hat zwei scharfe Hunde die uns bellend begrüssen und wir können das restliche Gepäck im Wohnhaus der Familie einstellen. Gaby und ich sind jetzt positiv eingestellt und so müssen wir nicht nach Changinola fahren, um dann vielleicht erleben zu müssen, dass es die beschriebene Bootsfahrt von dort auf die Insel gar nicht mehr gibt.

Beim verpacken unserer Kleidung fällt Gaby auf, dass die zwei Leute, die Williams auch „klar“ gemacht hat, ein CH-Kleber am Auto haben und sie glaubt Schweizerdeutsch gehört zu haben. Wir halten zusammen einen kleinen Schwatz Auf dem Weg zum Boot bestätigt sich Gabys Vermutung: Es sind zwei Schweizer, Brüder und sind heute von der nahen Grenze Costa Ricas hier her gefahren um auch nach Bocas del Toro zu fahren.

Die Überfahrt ist nur eine halbe Stunde. In den geschützten Buchten brettert der Kapitän mit voller Geschwindigkeit über das Meer. Als er dann die offene See erreicht, muss er vom Gas gehen, weil die relativ kleinen Wellen doch recht hart sind.

Auf der Insel angekommen suchen Gaby und ich eine Unterkunft. Wir haben uns von Bernhard und Andres verabschiedet, um uns sicher irgendwo später wieder über den Weg zu laufen. Doch zuerst brauchen wir eine kühle Stärkung. Viele Restaurants säumen in Reih und Glied das Ufer. Unser Hotel ist eigentlich ein Glücksgriff. Für 20 Dollar bekommen wir ein Zimmer mit eigener Dusche und Kabelfernsehen. Einen Ventilator hat es auch, der in der Nacht für ausreichende Kühlung sorgt. Todmüde von der Fahrt und der Hitze, schaffen wir es noch uns zu duschen, einige belegte Brote zu essen um danach sofort im Bett einzuschlafen.

Eigentlich sind wir ja gar nicht am Ziel, das wir vor Augen hatten, angekommen. Wir haben uns heute dreimal neu orientiert, was aber die beste Lösung gewesen ist. Wir haben halt Lost an Found nicht gefunden, dafür aber Bocas del Toro.

Ortsrundgang in Bocas del Toro

Am Morgen machen Gaby und ich uns auf, um etwas zu Frühstücken. Bei einem Restaurant gleich um unsere Ecke, sitzen Bernhard und Andres auf der Veranda und verputzen ihr Frühstück. Nach der Begrüssung unterhalten wir uns angeregt was man hier alles erleben kann. Die beiden haben schon von einem Guide eine Offerte für eine Bootstour in der Lagune, Schnorcheln und einer Strandbesichtigung für 20 Dollar pro Person bekommen. Als Gaby und ich so am Geländer stehend über unsere Reise erzählen, bekommen wir eine weitere Bootstour angeboten. Diese kostet nur 15 Dollar, das überzeugt alle vier und so nehmen wir vier das Angebot für den nächsten Tag an. Als wir nicht mehr stehen können, setzten Gaby und ich uns zu den beiden Brüdern hin und tratschen über die Schweiz, das Reisen, was man aus den Reisen für zu Hause sich bewahren sollte und so weiter und so fort. Dieses Tratschen geht über den ganzen Morgen. Ich glaube, alle haben es sehr genossen.

Nach der Verabschiedung, bis Morgen, gehen Gaby und ich einmal ums Dorf. Da sehen wir das Feuerwehrlokal, wo ein alter Feuerwehrwagen mit Holzfelgen steht. Und es sieht so aus, als ob er noch rege gebraucht wird.

Das herumgehen macht durstig und so kehren wir immer wieder mal in ein Restaurant ein, um einen kühlen frischen Fruchtsaft zu schlürfen. Am Abend suchen wir lange für ein feines und vor allem zahlbares Abendessen. Wir finden es schliesslich bei dem Chinesen. Er hat moderate Preise, die alle Taxen inklusive haben. Der Rest der Gastronomen haben die Preise exklusiv der Taxen und das macht ein Essen schnell sehr teuer.

Bootsausflug mit allem Drum und Dran

Heute gehen Gaby und ich etwas früher aus dem Haus. Wir haben um 9:15 Uhr abgemacht. Etwas für das Frühstück brauchen wir ja auch noch. Wir kaufen etwas Gebäck und Früchte, die wir auf dem Weg essen.

Als alle beim Treffpunkt sind, trotten wir dem Guide zum Boot hinterher. Dort angekommen stellt sich uns der junge Kapitän vor und erzählt nochmals was wir heute alles erleben werden. Mit grosser Sicherheit werden wir Delfine sehen. Das für alle ein Highlight darstellt.

Bis zum letzten Platz besetzt stechen wir in Richtung der Bucht in See, wo in den letzten Tagen häufig Delfine gesichtet wurden und tatsächlich, auf einmal sind die bekannten Rückenflossen aus Film und Fernsehen echt im Wasser zu sehen. Eine helle Freude, die Tiere bei ihrem Spiel in den Wellen der Boote schwimmen zu sehen. Wir stehen sicher eine halbe Stunde in dieser Bucht und sind entzückt von den Tieren.

Danach geht es zu einem Restaurant, wo wir unser Mittagsmenü vorbestellen können. Danach fahren wir zu einem Steg, wo es schön zum Schnorcheln sein soll. Es ist am Anfang öde, wenn man beim Steg ins Wasser springt, aber wenn man ein Stück raus paddelt, sieht man viele bunte Fische zwischen Weich- und Hartkorallen herum schwimmen. Gaby und mir macht es riesigen Spass, wieder einmal im Meer herum planschen zu können. Nach einer Stunde sind wir gesättigt und kehren zum Steg zurück, wo sich viele unser Bootstour schon eingefunden haben.

Mit dem gewachsenen Hunger werden wir in kurzer Fahrt zum Restaurant von vorhin gefahren, wo das Essen gleich serviert wird.

Als alle wieder ausgeruht sind, geht die Fahrt weiter zu einem Strand. Der wird aber nicht direkt angefahren, wir müssen über die Insel gehen. Kaum auf dem Steg stehend, bestürmen uns Kinder mit einem kleinen roten Frosch auf einem grünen Blatt. Dieser Strandabschnitt wurde nach diesen kleinen Winzlingen benannt. Diese werden uns eifrig für ein Foto präsentiert, natürlich gegen ein kleines Entgelt. Am Strand tauchten wir in die grossen Wellen ein und genossen in dieser Waschmaschine den ersten Waschgang zu spüren.

Zum Schluss haben wir die Chance, ein kleines Dorf zu besuchen, das nicht so touristisch wie Bocas del Toro ist. Gaby und ich haben es ziemlich schnell gesehen und steuern dementsprechend rassig eine Bar am Meer an. Wir geniessen ein kühles Bierchen mit schönem Ausblick auf die Bucht und die vielen Holzhäuschen, die allesamt auf Stelzen gebaut sind. Nachher werden wir sicher zurück nach Bocas del Toro gefahren.

Dieser Tag hat uns so gut gefallen, dass wir noch lange in den Abend über das Erlebte plaudern, bis wir zufrieden im Bett einschlafen.

Ausflug zum Strand Bocas del Drago

Heute feiern die Leute vom Dorf ein riesen Fest, die Kapellen spielen in der Hauptstrasse den ganzen Tag Marschmusik. Gaby und ich haben aber kein Auge für diese Festivitäten. Uns zieht es heute an das andere Ende der Insel und zwar nach Bocas del Drago.

Wir fahren mit dem Bus in etwa einer Stunde über eine Strasse die nicht gerade als ganz bezeichnet werden darf. Aber wir geniessen die Aussicht im Bus.

Am Ende angekommen hat es nur ein Restaurant und zwei Hostels, einen kleinen flachen Strand und sonst nichts mehr. Da die Hitze durstig sind, genehmigen wir uns zuerst einen Fruchtsaft in der wunderbar ruhigen Atmosphäre der Strandbar. Danach zieht es uns an den Strand. Gaby will im Meer einwenig schwimmen gehen, doch das Wasser ist nur knietief. So watet sie nur einwenig umher. Ich mache es mir unter einer Palme, die nur etwa zwei Meter hoch ist, gemütlich und geniesse die Aussicht auf die Bucht. So bekommen wir heute viel Sonne ab und wir haben es tatsächlich für einmal geschafft, uns nicht zu verbrennen.

Als der letzte Bus für heute hätte kommen sollen, stehen wir blöde da, denn er kommt über eine dreiviertel Stunde nicht. Gaby fragt nach, „ob das normal sei?“ „Nein, aber das hängt sicher mit dem Fest im Dorf zusammen“, meint die Dame im Restaurant. Wir werden dann eingeladen, mit Einheimischen zurück zu fahren.

Auf dem Weg zurück, haben wir unseren Bus noch gesehen, er war einfach spät unterwegs, er wäre schon noch gekommen.

Zurück im Hotel bereiten wir uns auf den morgigen Tag vor. Da wollen wir am Nachmittag ein neues Land besuchen. Costa Rica.