Freitag, 21. September 2007

Von Quito über Ipiales nach Pasto (Kolumbien)

Es ist ein ungewohntes Bild, dass sich den Einwohner von Quito an diesem Morgen bietet: drei gut bepackte Motorräder und ein hoher Landcruiser, alle mit schweizer Nummernschilder, die sich durch den dichten Verkehr von Quito schlängeln.

Wir unterbrechen unsere Fahrt schon nach ca. 70 Km, um uns ein weiteres Monument der ‚mitad del mundo’ anzusehen. Natürlich müssen wir auf dem GPS nachprüfen, ob wir tatsächlich auf dem 0ten Breitengrad stehen; Ja, es stimmt ganz genau.

Einige Kilometer nach dem Halt entdeckt Stefan, dass ihm das Schleifergewicht auf der einen Seite des Lenkers fehlt. Wir halten an und Stefan fährt die Strecke zurück. Da unsere Karawane eh langsam ist und wir eventuell mit langen Wartezeiten an der Grenze rechnen, verabreden wir uns mit Stefan am kolumbianischen Grenzübergang.

Im üblich gemütlichen Tempo fahren wir weiter auf der Panamericana. Vor der Grenze zu Kolumbien tanken wir unsere Bikes noch einmal voll. „Es sei drüben doppelt so teuer“, lassen wir uns von den Tankwärtern sagen.

An der Grenze zu Kolumbien

Noch bevor wir unsere ecuadorianischen Ausreiseformalitäten erledigt haben, taucht Stefan schon auf, er hat das Teil wieder gefunden, nur eine Schraube fehlt jetzt noch.

Das Papier, das die temporäre Einfuhr für Gaby’s Motorrad bestätigt, ist verschwunden. Scheinbar verloren gegangen, so was Blödes, hoffentlich gibt das keinen Ärger…..

Erst wollen die beiden Damen Gaby ganz einfach nicht ausreisen lassen und im Land behalten. Doch mit viel reden, Ausweiskopien und einer Busse von 20 $ ist es dann doch kein Problem mehr. Wir alle können nun ausreisen. Uff noch mal Glück gehabt.

Unsere Gruppe fährt über die internationale Brücke und wir lassen Nicole, die Ärger mit der Einreise von Filou erwartet, den Vortritt. Es dauert eine halbe Ewigkeit bis alles erledigt ist. Schlussendlich haben wir drei Motorradfahrer auch alle nötigen Papiere zur Einreise nach Kolumbien in den Händen.

Während der Wartezeit machen wir einige nette Bekanntschaften mit der kolumbianischen Bevölkerung. Ein Englischlehrer, der seine Studenten öfters zur Grenze bringt, fragt uns ob wir bereit wären, uns einwenig mit seinen Schülern zu unterhalten. Er ist überzeugt, nur so können die Schüler mit viel Spass und Effizienz die englische Sprache zu lernen. Natürlich plaudern wir gerne mit den Teenagern.

Mittlerweile ist es sechs Uhr abends und am eindunkeln, folglich ist es nicht ratsam, die 80 Km bis zu unserem Tagesziel, der Stadt Pasto, zu fahren.

Ipiales

Also suchen wir das Hotel in Ipiales, das uns der Englischlehrer empfohlen hat. Alles klappt bestens, denn auf der Strasse sind die Leute so hilfsbereit und weisen uns den Weg, sodass wir kurze Zeit später schon in diesem Hotel für unsere erste Nacht in Kolumbien einchecken können.

Draussen vor dem Hotel, sitze ich auf meiner Maschine und warte bis alles geregelt und besprochen ist. Da kommt ein Einheimischer auf mich zu, der sich als Gustavo Rivera vorstellt, und beginnt mit mir zu plaudern.

Er ist auch Motorradfahrer und möchte uns gerne kennen lernen. Als ich ihm erzähle, dass wir heute eigentlich in Pasto eine Verabredung mit Hernando Rivera haben, einem Freund von den Motorradfahrern aus Bogota, die wir anfangs Jahr in Argentinien kennen gelernt haben, grinst er und zückt sein Handy, um Hernando, ebenfalls ein Freund von ihm, anzurufen.

Wir sind total von der Rolle, ist Kolumbien wirklich so klein, das kann doch gar nicht sein.

Gustavo informiert Hernando, dass wir einen Tag später nach Pasto fahren, danach gibt er uns seine Handynummer und Adresse, falls wir heute Abend mit ihm essen gehen wollen oder Morgen kurz in seinem Büro vorbeikommen möchten.

Wir sind eigentlich alle hundemüde und gehen nur noch schnell etwas essen und danach früh schlafen.

Nachdem wir am nächsten Morgen ausgeschlafen haben, machen wir uns auf die Suche nach einem Frühstück.

Mit Nicoles Landcruiser fahren wir zum nahe gelegenen “Sanctuario de las Lajas“, einem Wallfahrtsort, der in einem schönen Tal liegt. In Ruhe sehen wir uns die schöne Kirche an und geniessen den Spatziergang in diesem kleinen Wallfahrtsörtchen.

Zurück beim Hotel kommt uns Gustavo entgegen, er hatte schon Angst, dass wir nicht mehr vorbeikommen würden.

Da er heute Abend auch in Pasto ist, verabreden wir uns für ein Nachtessen mit ihm.



Von Ipiales nach Pasto

Wir packen unsere Vehikel und fahren die gut asphaltierte Strasse in Richtung Pasto. Es hat zwar viel Verkehr und der Fahrstil, vor allem der der Busse, verlangt unsere ganze Aufmerksamkeit, aber die Gegend ist wunderschön grün und hügelig. Wiedermal ein Anblick, wie in den heimatlichen Gefilden.

Pasto erweist sich als mittelgrosse Stadt und da wir keinen Stadtplan zur Hand haben, fragen wir immer wieder die Leute auf der Strasse, die uns sehr gerne Auskunft geben. Einmal sogar hält ein Auto neben Guido an und fragt ihn, „ob sie helfen können“? „Ja“, sagt Guido und fragt nach der Strasse wo das Hotel ist. Das nette Pärchen fährt uns voraus, bis kurz vors Hotel.

Das Hotel erfüllt zwar alle Kriterien: Parkplatz für grosse Motos, ein 2,5m hohes Auto und nicht zu vergessen Hunde im Zimmer erlaubt. Aber es ist für unsere Budgets eine Preisklasse zu hoch. Also fragen wir nach was Günstigerem. Die netten Leute, mit denen wir neben dem Hotel ins Gespräch gekommen sind, schwingen sich kurzerhand in ihr Auto und fahren uns bis zum genannten Hotel. Sie nennen uns auch gleich einen sicheren Parqueadero (bewachter Parkplatz) wo wir unsere Gefährte sicher einstellen können. Wir sind platt vor soviel Hilfsbereitschaft, einfach genial!
Das Hotel Concorde ist perfekt, sauber in einer ruhigen Gegend und eben mit sicherer Parkmöglichkeit gleich um die Ecke.

Am Abend holt uns Gustavo ab und wir geniessen ein sehr feines Essen. Carlos, ein Freund von Gustavo, der eigentlich in Bogota lebt, gesellt sich zu uns und wir fahren gemeinsam in eine Bar, wo wir den Abend in vollen Zügen geniessen.

La Concha

Am Sonntagmorgen holen uns Gustavo und Carlos ab und wir fahren zu einem schönen See etwas ausserhalb von Pasto. Der Ort heisst la concha und erinnert uns stark an die Schweizer Heimat. Ein grosser See umgeben von grünen Hügeln und kräftigen Bäumen. Ein Boot fährt uns zur Insel im See, wo wir zum Aussichtspunkt hoch spatzieren. Es ist herrlich friedlich hier. Wir geniessen diese Oase im Grünen, nachdem wir die letzte Zeit so viel Stadtluft geschnuppert haben.

Wieder am Festland kosten wir im hübschen Restaurant, dass von einem Schweizer gegründet wurde, die feinen Forrellengerichte. Es ist ein richtiger Festschmaus, zu dem uns Gustavo und Carlos einladen.

Danach fahren wir nach Pasto zurück, um Hernando Rivera, seine Frau Martha und seine Schwester Nelida zu treffen.

Nelida ist Besitzerin einer netten kleinen Confiserie wo wir zu vorzüglichem Kaffee und feinem selbstgemachtem Dessert eingeladen sind. Wir sind total überwältigt von der grosszügigen Gastfreundschaft, die diese netten Leute uns, die sie uns doch gar nicht kennen, entgegen bringen.

Wir verleben einen tollen Nachmittag und werden für den kommenden Abend zum Abendessen eingeladen.

Total müde fallen wir an diesem Abend ins Bett und sind immer noch ganz entzückt über die erlebte Herzlichkeit.

Am Montagmorgen besorgen wir uns als erstes die obligatorische SOAT-Versicherung, die uns für 3 Monate rund 50 US$ pro Motorrad kostet. Danach haben wir noch Zeit, um uns das Städtchen anzusehen.

Gegen halb sieben machen wir uns zu Fuss auf den Weg zu Nelidas Confisierie, wo wir verabredet sind. Es sind wieder alle dabei, Gustavo, Carlos, Hernando, Martha und Nelida und natürlich wir vier. Ein gelungener Abend nimmt seinen Lauf und leider heisst es schon bald Abschied nehmen, denn morgen geht unsere Reise weiter nach Popayan.

Am nächsten Morgen sind wir gerade am Motorräder und Auto beladen, da kommt Nelida mit noch warmen selbstgebackenen Empanadas fürs Frühstück vorbei. Sie will sich nochmals von uns verabschieden. Wir freuen uns total und verlassen Pasto in der Gewissheit neue Freunde gefunden zu haben.