Samstag, 30. August 2008

Vancouver Island

Heute geht es Guidos Magen schon wieder etwas besser und die Sonne scheint tatsächlich! Also nichts wie los, auf unsere letzte Tour während dieser Reise. Wir fahren nach Horseshoe Bay, nordwestlich von Vancouver. Dort bei der Fährstation kaufen wir uns Circle Tour Tickets. Nicht ganz billig (pro Motorrad: 66.- CAD$ und pro Pers. 33.-CAD$), aber dies gibt uns insgesamt vier Fährüberfahrten. Auf die erste Fähre, die uns in einer 40 minütigen Fahrt nach Langdale bringt, müssen wir nicht lange warten. Es ist ein sehr neues modernes Fährschiff und wir geniessen das Privileg, das Motorradfahrer als erste auf das Schiff zu fahren. Nachdem wir die Motos gut gesichert haben, machen wir es uns auf dem Sonnendeck gemütlich. Bei Kaffe und Muffins geniessen wir hier und da ein Schwätzchen mit Passagieren aber vor allem die schöne Aussicht. Es geht zwischen saftig grünen Hügeln erst durch den Queen Charlotte Channel und danach durch den Collingwood Channel. Wir haben wirklich einen traumhaft schönen Tag erwischt, super das freut uns sehr! Die ruhige Fahrt ist kurzweilig und somit schnell vorbei. In Langdale dürfen die Motorradfahrer auch als erste das Schiff wieder verlassen. Und so ziehen wir ohne grossen Verkehr von Dannen.

Die Strasse führt nach kurzer Fahrt durch das Städtchen direkt am Meer entlang und wir machen an der Strandpromenade unseren Mittagshalt. Mit toller Aussicht auf den Georgia Strait Meereskanal essen wir unser mitgebrachtes Mittagessen.

Als wir weiterfahren, führt uns diese Strasse immer wieder abschnittweise direkt am Meer entlang, aber dann wieder durch dicht bewaldetes Gebiet. Die Strecke gestaltet sich recht abwechslungsreich, ist gut befahren und endlich auch mal ein bisschen kurvig.

Die circa 80 Kilometer bis Earls Cove, wo schon die nächste Fährüberfahrt ansteht, legen wir wie immer in gemütlichem Tempo zurück. Das Timing ist perfekt, wir warten nur gerade mal eine halbe Stunde an der wunderbaren Sonne und schon heisst es erneut „boarding“.

Wie auch letztes Mal, hat es eine ganze Horde Motorräder und da gibt’s ja erfahrungsgemäss immer etwas zu erzählen.

Die Überfahrt ist ebenfalls sehr ruhig und diesmal hat man zu Beginn der Fahrt schöne Einblicke in kleinere Fjorde. Danach führt uns die Route durch den offenen Jervis Inlet. Trotz der Sonne ist der Wind sehr kühl und so setzen wir uns im Inneren des Schiffes in bequeme Sessel. Auch diese Fahrt geht mit ihren 50 Minuten schnell vorbei.


Powell River

Wir verlassen die Fähre in Saltery Bay und fahren der Küstenstrasse entlang nach Powell River. Von dort geht die Fährverbindung nach Vancouver Island rüber. Doch die nehmen wir erst morgen, zuerst mal fahren wir noch ein Stück die Sackgassenstrasse in Richtung Lund. Doch ausser, dass es einige Kurven in dicht bewaldetem Gebiet hat, finden wir nichts Spezielles daran und drehen schon bald um. In Powell River gibt es einen Campingplatz direkt am Meer und da stellen wir unser Zelt nahe bei einer Motorradgruppe, die wir schon auf der Fähre getroffen haben, auf. Nach einem einfachen Nachtessen räumen wir schnell alles bärensicher weg und schlendern zum Strand runter.

Wir werden reich belohnt, es gibt einen spektakulären Sonnenuntergang, den wir sehr geniessen.

Sobald aber die Sonne weg ist, wird es bitterkalt und wir ziehen uns in die warmen Schlafsäcke zurück.

Am nächsten Morgen gibt’s leckere Brombeeren-Panckakes, denn auf diesem Zeltplatz wimmelt es nur so von diesen Beerensträuchern. Dann packen wir gemütlich zusammen, denn die Fähre fährt erst um zwölf und der Hafen ist gleich nebenan.

Diese Überfahrt dauert nun 1:20 Stunden und führt uns nach Comox auf Vancouver Island. Auch heute ist es wieder wunderbar sonnig und wir geniessen unser Glück. Wir setzen uns vorne in der Lounge hin wo wir eine tolle Aussicht haben, denn draussen bläst wiederum ein kalter Wind. Wir lernen Bernard aus Quebec kennen. Er ist mit seiner 1150iger BMW auf einer Tour quer durch Kanada unterwegs.

Die Zeit geht wie im Flug vorbei und schon heisst es wieder die Fähre verlassen.


Parksville, Vancouver Island

Es gibt zwei Strassen die nach Osten führen, eine Schnellstrasse und eine Küstenstrasse. Natürlich wählen wir die Route entlang der Küste. Nicht immer führt sie direkt am Meer entlang, aber trotzdem gewährt sie uns zeitweise tolle Ausblicke. Hier in der Gegend ist der Holzhandel stark und so sieht man immer wieder haufenweise treibende Holzstämme in den Buchten. Das sieht aus wie riesige Flosse. Nach etwa 100 Kilometer suchen wir uns einen Platz zum übernachten. In Parksville werden wir fündig. Auf einem Campingplatz direkt am Meer stellen wir unser Zelt auf. Danach gehen wir zum Strand und lassen uns die Sonne auf die Haut scheinen. Nein, präzise gesagt auf die Kleider, denn der Wind ist so kühl, dass wir es vorziehen voll bekleidet im Sand zu sitzen. Die kühlen Temperaturen halten im Gegensatz zu uns, die Einheimischen nicht von einem Bad im Meer ab. Jedoch kommen allesamt mit Hühnerhaut rasch wieder heraus.

Es ist ein Beach Festival gerade im Gange. Darum kann man fantasievolle Sandskulpturen ansehen. Auch wird ein Beachvolleyball Turnier abgehalten. Ein reges Treiben herrscht rund um uns herum. Es hat viele Besucher, nicht zuletzt weil anschliessend an dieses Wochenende Labour Day gefeiert wird.

Später am Abend kehren wir nochmals, für einen Strandspaziergang zurück und es ist fast menschenleer. Dafür haben sich unzählige Wildgänse eingefunden. Sie schnattern vor sich her, während sie auf der Wiese grasen. Diese Gänse sind auf dem Weg in den Süden, nach Mexico, wo sie den Winter verbringen. Scheinbar legen diese Tiere nur sehr wenige Fress- und Ruhepausen ein und man sollte sie deshalb nicht stören. Wir setzten uns an den Rand der Wiese und schauen ihnen geraume Zeit zu.

Am nächsten Morgen spaziere ich, während Guido noch friedlich schläft, nochmals zum Strand und bin sehr überrascht, dass die Gänse noch immer hier auf der Wiese sind. Die einen schlafen noch, die Köpfchen tief im Rückengefieder vergraben, auf nur einem Bein. Viele sind aber auch bereits wieder mit Fressen, oder Gefiederpflege beschäftigt. Ein herrliches Schauspiel, dass ich genüsslich ein Weilchen beobachte.

Nach unserem Frühstück packen wir gemütlich alles zusammen und freuen uns wieder über die Sonne, die uns auch heute begleitet.


Tofino

Heute wollen wir die 130 Kilometer bis nach Tofino, einem kleinen Hafenstädtchen fahren. Die Strecke ist schön kurvig, doch ist Vorsicht angesagt, denn der Strassenbelag ist oftmals genau in den Kurven zerfurcht und uneben. Wir geniessen die Fahrt so richtig, obwohl die Temperatur nicht mehr als 15° Celsius beträgt. Bei einem Visitorcenter kurz vor Tofino machen wir Halt um uns nach Campingplätzen zu erkundigen. Die Preise sind jenseits von gut und böse. Die verlangen doch tatsächlich für einen einfachen Zeltplatz mindestens 37 Sfr. Nicht mit uns, denken wir und fahren einfach mal ins Städtchen hinein um uns einen Eindruck zu verschaffen.

Ein hübsches aber sehr touristisches Nest.

Bei einem kleinen Imbisstand, der seine Esstische unter farbenfrohen Sonnenschirmen platziert hat, setzten wir uns hin. Wir bestellen uns, wie soll’s direkt am Meer auch anders sein, eine Portion Fish & Chips. Das Körbchen enthält leckeren Lachs, Riesenshrimps, Hailbut und Austern, begleitet von Minishrimps die Pop Corn genannt werden und Pommes. Wir geniessen gerade das leckere Essen, das man beliebig an der Saucentheke aufpeppen kann, als Bernard angefahren kommt. Wir haben ihn, seit wir gestern die Fähre in Comox verlassen haben, nicht mehr gesehen.

Während einem netten Gespräch beschliessen wir ein Stück gemeinsam weiter zu fahren. Aber zuerst wollen wir noch ein paar Erinnerungsfotos in diesem Ort knipsen. Also verabreden wir uns in einer Stunde zum Weiterfahren. In dieser Zeit plaudert Guido mit Bernd, der bei unseren Motorrädern steht, als wir gerade zurückkommen. Bernd ist Deutscher, lebt aber zeitweise hier in Tofino. Ich mache unterdessen einen kleinen Rundgang und die besagten Fotos zu kaufen.

Nun geht’s also wieder auf der gleichen Strecke zurück, denn eine andere gibt es nicht. Eigentlich wollen wir kurz nach der Verzweigung nach Ucluelet, nur 30 Kilometer von hier, einen Campingplatz suchen. Aber wir verpassen diesen und beschliessen dann gleich nach Port Alberni weiter zu fahren. Denn für morgen ist hier Regen angesagt und so hoffen wir, dass dies weiter nordöstlich nicht der Fall sein wird.


Port Alberni

Gegen den frühen Abend kommen wir im Ort Port Alberni an. Nach einem kurzen Orientierungsstopp beschliessen wir ein Stück weit zurück zu fahren. Dort haben wir ein Motel gesehen, dass da auch Platz für Zelte haben soll. Gesagt getan. Hier haben wir einen grossen Platz für uns drei und so teilen wir uns die Kosten für den Platz mit Bernard.

Bernard hat noch viele Lebensmittelvorräte und so gibt es nach einer Suppe, die als Vorspeise vertilgt wird, feine Spaghetti al Pesto mit Tomatensalat und Knoblauchbrot als Hauptgang. Ein sehr leckeres Mahl, das unmöglich ohne Wein gegessen werden kann. So schwinge ich mich schnell in den Sattel und besorge einheimischen Wein, während die Männer kochen. Danach muss hier alles bärensicher weggepackt werden, denn die Besitzer des Platzes haben uns berichtet, dass ein Schwarzbär hier gerne seine Runden macht. Nicht zuletzt wegen dem Pflaumenbaum direkt neben dem Zeltplatz.

Die Nacht ist ruhig und wir alle schlafen ungestört, scheinbar war der Bär anderweitig diese Nacht beschäftigt.

Aber leider war der Wetterbericht korrekt, es regnet auch hier! Nach dem Frühstück klart es aber bereits wieder auf und wir verabschieden uns von Bernard, der heute nach Nanaimo weiterfährt. Wir warten noch etwas, damit unser Zelt trocknen kann.

Danach fahren wir noch ein paar Kilometer zurück um uns die weltgrössten Wasserflugzeuge anzusehen. Diese zwei Flugzeuge werden für Löscharbeiten gebraucht und haben eine riesige Wasserfasskapazität. Beim Hafen angekommen, sehen wir nur einen dieser Riesen aus der Ferne. Nach ein Paar Fotos fahren auch wir weiter in Richtung Nanaimo.

Das Wetter hält sich nicht schlecht, es ist bedeckt, aber wir bleiben zum Glück trocken. Bald schon erreichen wir die Stadt Nanaimo. Wir fahren durch und beschliessen noch weiter südlich in Richtung Victoria zu fahren um uns da einen Campingplatz zu suchen.


Chemainus

Guido führt uns abseits der grossen Verbindungsstrasse „ Trans Canada Hwy“ in Richtung Süden, was uns durch eine ruhige Gegend, teilweise am Meer entlang führt. An einem kleinen Campingplatz machen wir Halt und stellen das Zelt auf. Vielleicht zum letzten Mal auf dieser Reise? Denn morgen dürfen wir Tom in Victoria besuchen. Ihn haben wir in Chile auf einem Campingplatz kennen gelernt.

Wir kochen aus unseren übrig gebliebenen Lebensmitteln etwas Fantasievolles und pflücken uns Brombeeren zum Dessert.


Victoria

An diesem Morgen lassen wir uns lange Zeit und warten bis die Sonne da ist. Es hat immer noch genügend Brombeeren und wieder machen wir uns feine Pancakes daraus. So gegen Mittag, als alles restlos an der Sonne getrocknet und danach verstaut ist, brechen wir auf.

Wir fahren erst auf Nebensträsschen, dann auch mal ein gutes Stück auf dem Trans Canada Hwy in Richtung Victoria. Dann biegen wir nach Westen ab und fahren auf der Strasse Nr. 14 via Sooke und Jordan River nach Port Renfrew. Diese Strasse ist herrlich kurvenreich und führt eigentlich entlang der Küste des Pazifischen Ozeans. Leider hat man aber nur äusserst selten einen direkten Blick aufs Meer hinaus. In Port Renfrew geniessen wir bei schönstem Sonnenschein unser Mittagessen auf der Terrasse eines Restaurants mit Blick auf den kleinen Fischerhafen.


Wiedersehen mit Tom

Die Rückfahrt führt uns auf der gleichen Strecke nach Victoria, wo wir gegen 18:00 Uhr bei Tom zu Hause eintreffen. Das Wiedersehen ist herzlich und interessant. Wir haben uns vor mehr als eineinhalb Jahren im Süden Chiles getroffen. Wir verbringen den Abend bei einem Bierchen erst im Garten, dann als es kühler wird im Haus drin. Randy ein Untermieter von Tom gehört auch zu unserer geselligen Runde. Als sich der Hunger meldet, bestellt Tom beim Chinesen unser Essen und wir holen es eine viertel Stunde später ab. Wieder zurück in der guten Stube geniessen wir das feine Essen und unterhalten uns bis spät Abends über denn Reisevirus.

Bequemerweise dürfen wir auf Tom’s Ausziehsofa schlafen und sind am nächsten Morgen fit und munter um die Stadt Victoria zu erkunden. Die Sonne scheint immer noch und wir freuen uns riesig darüber.

Mit einem Motorrad fahren wir nach Down Town und stellen es sicher in einer Parkgarage unter. Dann machen wir einen ausgiebigen Spaziergang. Erst entlang dem Inner Harbor, wo wir bei weitem nicht die einzigen Touristen sind. Wir sehen auch das imposante Parlamentshaus, das nachts mit unzähligen Lichtern am Rand erhellt ist. Das berühmte Hotel Empress, das von Efeuranken eingehüllt ist, das gleich in unmittelbarer Nähe des Parlaments steht. Wir schlendern danach entlang der alten Häuser in der Innenstadt und essen in der Sonne ein Eis.

Diese Stadt hat ein sagenhaftes Flair, wir beide fühlen uns sehr wohl und erleben diese Stadt mit ihren abwechslungsreichen Bauten, vielen Grünflächen und natürlich dem Meer, als sehr schön.

Zum Abschluss fahren wir mit dem Motorrad den Senic Drive, der entlang der Küste und durch wunderbar gepflegte Wohngebiete führt. Müde und zufrieden kehren wir am Abend zu Toms Haus zurück, der gerade damit beschäftigt ist, die Küchenkästen neu zu streichen. Wir holen Pizza und geniessen diese alle zusammen im Esszimmer.

Es wird noch lange geplaudert bevor wir spät abends zu Bett gehen.


Zurück nach Vancouver

Am nächsten Morgen verlassen wir Tom und fahren zurück nach Vancouver wo wir eine tolle Einladung von Brian und Kathy erhalten haben. Wir dürfen bei den beiden wohnen bis wir abfliegen. Das ist absolut genial für uns und wir freuen uns riesig darüber.

Die Sonne scheint auch heute und wir fahren gemütlich in Richtung Swartz Bay wo die Fähre nach Vancouver fährt. In Sidney, einem kleinen Ort kurz vor den Fährhafen, setzten wir uns in ein griechisches Restaurant und geniessen deren etwas von deren Spezialitäten auf der Sonnenterasse.

Danach fahren wir zum Fährhafen wo das Schiff gerade die mitgeführten Fahrzeuge herausfahren lässt. Gutes Timing, denn nur wenige Minuten später haben wir unsere Motos bereits auf der Fähre parkiert. Diese Überfahrt dauert gute ein einhalb Stunden und wir geniessen diese ruhige Fahrt auf dem Sonnendeck. Der Weg führt durch enge Passagen, vorbei an vielen kleinen aber oftmals doch bewohnten Inseln. Wiederum ist die Fahrt abwechslungsreich und somit halt auch schnell vorbei. Nur noch wenige Kilometer und wir haben unser Tagesziel in Coquitlam (Vorstadt von Vancouver) erreicht.